Wenn Borussia Mönchengladbach Freitagabends einen Spieltag eröffnet und verliert, ist das Fußballwochenende eigentlich gelaufen. Was der Rest so macht, interessiert da eher weniger - es sei denn, irgendetwas außergewöhnliches passiert.
Das war in den beiden Tagen nach Gladbachs ärgerlicher Niederlage in Frankfurt nicht der Fall. Am Samstagnachmittag hatte man zwar für ein paar Minuten einen solchen Eindruck, weil Bayern zuhause mit 0:2 gegen Hoffenheim zurücklag. Das war aus Gladbacher Sicht einerseits gar nicht lustig, andererseits irgendwie doch. Aber die Bayern sorgten für klare Verhältnisse und stellten mit dem Endresultat von 5:2 mit Nachdruck klar, wie es um die Qualität der Bundesliga bestellt ist.
Wirkliche Klasse sucht man jenseits von München vergeblich. Die Dortmunder, die von ihrem Etat her am ehesten als Konkurrent gesehen werden können, haben nach dem 20. Spieltag 19 Punkte Rückstand auf die Bayern. Das ist allerdings das kleinste Problem beim BVB, der auch unter Stöger nicht in die Spur kommt. Daheim gegen Freiburg rettete Schwarz-Gelb einen glücklichen Punkt in der Nachspielzeit.
Keeper Bürki kritisierte anschließend die Pfiffe des Event-Publikums, was wiederum zu einem öffentlichen Rüffel von Michael Zorc führte, worauf Bürki geflissentlich zurückruderte. Dabei hatte der Schweizer nur das ausgesprochen, was neutrale Beobachter in Dortmund schon längere Zeit zu berichten wissen. Doch offensichtlich klammern sie sich beim BVB alternativlos an die ›Echte Liebe‹ - allen Götzes, Mchitarjans, Lewandowskis, Hummels, Dembélés oder Aubameyangs zum Trotz.
Derweil lachen sie sich beim Reviernachbarn auf Schalke ins Fäustchen. Königsblau entwickelt sich weiter zu einer Mannschaft, die mit äußerst pragmatischem Fußball Punkte zusammenklaubt und nach dem 2:0-Erfolg in Stuttgart auf den dritten Platz vorrückte. Souverän war das nicht, aber gegen schwächelnde Stuttgarter reichte es.
Im Schwabenland war der Auftritt gegen Schalke der berühmte Tropfen, der das Fass bezüglich des einerseits gelobten, andererseits immer irgendwie blassen Jung-Trainers Hannes Wolf zum Überlaufen brachte. Als bereits zweiter Trainer des frischen Jahres 2018 wurde der 36-Jährige entlassen. Wobei Kenner der Stuttgarter Szene eher verwundert den Kopf schütteln über diese vermeintliche Kurzschlussreaktion.
Aber vielleicht hat man in Stuttgart in Richtung Norden geschielt, wo der HSV einen ersten Effekt des Trainerwechsels von Gisdol zu Hollerbach feiern konnte. Das achtbare 1:1 in Leipzig war schon so etwas wie ein Ausrufezeichen für die Hamburger, die immerhin einen Zähler auf den ersten Nichtabstiegsplatz gutmachen konnten. In Leipzig dagegen werden die Fragezeichen etwas größer, was wiederum aus Gladbacher Sicht angesichts des direkten Duells am nächsten Samstag nicht ganz so unpassend erscheint.
Neben dem HSV holten auch die beiden anderen Teams im dunklen Tabellenkeller jeweils einen Punkt. Köln kam zu einem 1:1 gegen Augsburg, Bremen trennte sich von Hertha mit 0:0. Beide Partien rissen wahrlich nicht vom Hocker (außer den Kollegen Buschmann, der bei der Sky-Konferenz in seiner Kommentatorenbox im Studio in München vor dem TV angesichts des Kölner Spiels mit Fremdschämfaktor ausflippte).
Angemessener begleitete der Pay-TV-Sender die beiden Sonntagsspiele. Leverkusen setzte sich verdient, aber ohne zu glänzen, mit 2:0 gegen Mainz durch und bleibt auf dem zweiten Tabellenplatz. Auf dem gruseligen Acker in Hannover gewann zum Abschluss der VfL Wolfsburg das Niedersachsen-Duell mit 1:0.
Unter dem Strich bleibt an diesem Spieltag nicht viel hängen. Der Borussenfan, der nach dem Negativerlebnis vom Freitag den Stecker gezogen hat, muss sich nicht grämen. Viel verpasst hat er nicht.
von Marc Basten