Was war die Erkenntnis des 4. Spieltages? Der Eurosport-Player funktionierte jedenfalls bei all denen einwandfrei, die im technischen Entwicklungsland Deutschland, auch Neuland genannt, über eine ausreichend schnelle Internetverbindung verfügen. Sie konnten das 2:0 von Hannover 96 über den Hamburger SV am Freitagabend verfolgen. Julian Korb und 96 grüßten bis zum Sonntagabend von der Tabellenspitze, der HSV musste dagegen die zweite Niederlage in Folge hinnehmen.
Am Samstag beharkten sich die beiden letzten Gegner der Gladbacher Borussia im ehemaligen Frankfurter Waldstadion. Der FC Augsburg behielt letztlich mit einem knappen 2:1 die Oberhand. Die Frankfurter, in Gladbach eine Stunde als Betonmischer unterwegs, mussten diesmal aktiv die Spielgestaltung übernehmen. Es reichte letztlich nicht.
Unzureichend war auch der Auftritt von Werder Bremen, das mit nur einem Zähler aus vier Spielen aktuell als ›Krisenklub‹ geführt wird. Trotz eigener Führung musste man sich Schalke 04 vor eigenem Publikum mit 1:2 geschlagen geben. Ein Eigentor der Marke ›Kacktor‹ führte zum Schalker Ausgleich, Goretzka machte nach einer Ecke den Sieg von Königsblau perfekt. Schalke hat neun Punkte auf dem Konto und steht blendend da, während Werder zu allem Überfluss noch Max Kruse verlor, der nach einem üblen Tritt von Kehrer ausgewechselt werden musste. Mit einem Schlüsselbeinbruch wird der ehemalige Gladbacher den Bremern mehrere Monate fehlen.
Gentner mit Oberkiefer-, Jochbein- und Augenhöhlenbruch
Fehlen wird dem VfB Stuttgart nicht nur beim Gastspiel im Borussia-Park am Dienstag Kapitän Christian Gentner. Der 31-Jährige wurde bei einem mehr als grenzwertigen Einsatz von Wolfsburgs Keeper Casteels mit dem Knie am Kopf getroffen und erlitt einen Bruch des Oberkiefers, des Jochbeins und der Augenhöhle. Das Einsteigen von Casteels wurde nicht geahndet und auch der Videoschiedsrichter sah keine Veranlassung einzugreifen. Dennoch gewann der VfB mit 1:0 und in Wolfsburg gilt nun Trainer Andries Jonker als Kandidat für den ersten Trainerrauswurf der jungen Saison.
Der Videobeweis spielte auch am Sonntag beim 5:0-Kantersieg von Borussia Dortmund gegen den 1.FC Köln eine große Rolle. Der FC war im Westfalenstadion zwar chancenlos und ging auch in der Höhe verdient unter, doch anschließend gab es nur Diskussionen um das zweite Dortmunder Tor. Das gab Schiedsrichter Ittrich erst nach der Intervention des Videoassistenten, obwohl er die Situation bereits wegen eines angeblichen Fouls an Torwart Horn abgepfiffen hatte. Der FC kündigte an, deshalb Protest gegen die Wertung des Spiels einzulegen. Regeltechnisch war es wohl tatsächlich nicht korrekt, den Treffer zu geben, weil das Spiel schon unterbrochen war, bevor der Ball die Linie passierte. Allerdings hätte es auch ohne den Pfiff keine Chance für einen Kölner gegeben, das Tor zu verhindern, so dass es letztlich nur um einen (falschen) Pfiff geht, der aber an der eigentlichen Situation nichts ändert. Der Kölner Protest scheint also eher dazu zu dienen, von der eigenen Situation ablenken zu wollen. Nach vier Niederlagen in Folge bleibt der FC, der ja auch unter der Woche bei Arsenal nach der Pause keine Chance hatte und verdient verlor, auf dem letzten Platz.
Heiko Herrlich feiert mit Bayer den ersten Saisonsieg
Dagegen konnte der rheinische Rivale aus Leverkusen den ersten Saisonsieg feiern. Die Werkself siegte gegen eine erschreckend schwache Freiburger Mannschaft verdient mit 4:0 und nahm etwas Druck vom Kessel am Bayerkreuz. Derweil bleibt das Team von Christian Streich mit zwei Punkten im Tabellenkeller stecken. Im von der Anstoßzeit frühesten Bundesligaspiel aller Zeiten (Anstoß 13.30 Uhr) trennten sich die beiden Euro-League-Teilnehmer Hoffenheim und Hertha mit 1:1. Der Eurosport-Player soll auch hier funktioniert haben.
Und was machen die angeblichen Krisen-Bayern zum Wiesn-Auftakt? Sie schoben die teils aberwitzigen Diskussionen der letzten Tage mit einem klaren 4:0-Erfolg über Mainz 05 beiseite. Die Gäste aus Rheinhessen waren überfordert und bekamen kaum ein Bein auf den Boden. Bayern bleibt Tabellenführer Dortmund mit einem Zähler Rückstand auf den Fersen, Mainz hängt mit drei Punkten unten fest. Doch nach vier Spieltagen bleibt es dabei, dass die Tabelle nur bedingte Aussagekraft hat. Genauso wie die nicht enden wollenden Diskussionen um den Videoschiedsrichter. Die Entscheidungen an diesem Wochenende hatten ihre Berechtigung, einzig das Ausbleiben einer solchen bei der Aktion in Stuttgart muss hinterfragt werden.
von Marc Basten