Es war das aus neutraler Sicht gesehen bislang attraktivste und beste Spiel des WM-Turniers in der Wüste. Die großen Fußballnationen Frankreich und England duellierten sich im Viertelfinale auf hohem Niveau. Doch nicht nur die Namen sorgten dafür, dass es ein gutes Spiel wurde, sondern vor allem der Verlauf.
Weil Frankreichs Tchouameni bereits in der 17. Minute mit einem Distanzschuss traf, hatte sich eine lange Abtastphase erledigt. England war früh gefordert, sich zu zeigen und das machten die Briten dann auch. Sie spielten schwungvoll und attraktiv, während Frankreich in der defensiven Struktur blieb und sich auf Konter konzentrierte. Letzteres gelang Les Bleus trotz der High-Speed-Angreifer Mbappé und Dembelé nicht wirklich, sodass England sich den Ausgleich durch Kane in der 54. Minute redlich verdiente.
Thuram steht bereit, doch dann trifft Giroud
Der Kapitän der Three Lions verwandelte einen berechtigten Foulelfmeter sicher und brachte damit Frankreich wieder unter gewissen Zugzwang. England blieb auch im Spiel und versteckte sich nicht und so entwickelte sich ein sehenswerter Schlagabtausch. Optische Vorteile gab es aufseiten der Engländer, aber ganz klare Chancen erspielten sie sich nicht. Frankreich setzte Nadelstiche, kam aber ebenfalls nicht so richtig voran.
So bereitete Trainer Didier Dechamps eine Viertelstunde vor dem Ende eine Auswechslung vor. Marcus Thuram machte sich bereit, um im Sturmzentrum der Franzosen für Durchschlagskraft zu sorgen. Der Gladbacher sollte Olivier Giroud ersetzen, der bis dahin kaum zur Geltung gekommen war. Thuram stand an der Außenlinie, um ins Spiel zu kommen, als eine Flanke von Griezmann in den Strafraum der Engländer segelte. Giroud köpfte, Maguire fälschte leicht ab und der Ball zappelte im Netz (78.). Frankreich war wieder vorn und Rekordtorschütze Giroud hatte wieder zugeschlagen.
Halbfinale gegen Sensationsteam Marokko
Das veranlasste Dechamps dazu, seinen Torjäger doch auf dem Platz zu lassen. Thuram musste sich unverrichteter Dinge wieder das Leibchen der Ersatzspieler überstreifen und auf der Bank Platz nehmen. Statt Giroud ging der Ex-Dortmunder Dembelé herunter und wurde durch Bayerns Coman ersetzt. Giroud spielte alsdann sogar durch, Thuram blieb auch in der Schlussphase die Rolle des Zuschauers vorbehalten. Und er bekam noch einiges an Drama geboten, denn den Engländern wurde nach VAR-Intervention in der 84. Minute ein nächster Foulelfmeter zugesprochen.
Erneut trat Harry Kane an, doch diesmal jagte er den Ball über den Kasten. Tragisch für die Engländer, die damit ein neues Kapitel in ihrer so leidvollen Geschichte des Scheiterns vom Elfmeterpunkt schrieben. Trotz aller Bemühungen schafften sie es in der restlichen Spielzeit nicht mehr und schieden letztlich sehr unglücklich aus. Frankreich dagegen konnte sich einmal mehr auf die Effizienz verlassen und machte das Halbfinale klar. Für den Titelverteidiger geht es am Mittwoch (20 Uhr) gegen das Sensationsteam von Marokko weiter. Ob Marcus Thuram dann nochmals ran darf, wird sich zeigen.
von Redaktion TORfabrik.de