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Spanien zeigt Frankreich die Grenzen auf

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Der jüngste EM-Torschütze aller Zeiten (Foto: Justin Setterfield - Getty Images)

Spanien steht im Finale der Europameisterschaft. Nachdem die Iberer Gastgeber Deutschland im Viertelfinale besiegt hatten, setzten sie sich im Halbfinale verdient gegen Frankreich durch. Lamine Yamal schrieb Geschichte, während viele der deutschen Zuschauer im Münchener Stadion ihre Kleingeistigkeit offenbarten. Die EM-Kolumne, Teil 20.

Es ist schon ärgerlich. Da hat man mit viel Glück - oder mit guten Kontakten - ein Ticket für das EM-Halbfinale in München ergattert und freut sich tierisch, dass gemäß Turnierbaum hier die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zum Titel spielen wird. Und dann das. Erdreisten sich die blöden Spanier doch wirklich, das Sommermärchen 2.0 zu zerstören und Deutschland im Viertelfinale rauszuschmeißen. Noch dazu mit illegalen Mitteln, denn da war ja dieses nicht geahndete Handspiel von Spaniens Cucurella. Da fühlt sich der vorher so glückliche Karteninhaber aber mal so was von betrogen. 

Jetzt hat Marc Cucurella ein wenig das Pech, dass er aufgrund seiner Lockenmähne auffällt. So wurde er nicht nur bei der Verlesung der Aufstellung ausgepfiffen, sondern tatsächlich bei jedem Ballkontakt - über die komplette Spielzeit. Und das nicht nur von ein paar wenigen verpeilten Menschen auf der Tribüne, sondern von sehr, sehr vielen Zuschauern. Eine derart gebündelte Kleingeistigkeit verwundert im ersten Moment schon etwas. Was kann der Spieler dafür, dass der englische Schiedsrichter Anthony Taylor eine Fehlentscheidung trifft und der VAR ihn nicht korrigiert? Marc Cucurella als Sündenbock hinzustellen und ihn permanent auszupfeifen war wenig originell und outete die Zuschauer als ziemlich schlechte Verlierer.

Lamine Yamal - Traumtor mit Zahnspange

Dabei hätten sie eigentlich froh sein können, dass sie ein wirklich ansehnliches Fußballspiel geboten bekommen haben. Davon konnte man nicht unbedingt ausgehen, nachdem Frankreich bei dieser Europameisterschaft in Sachen langweiligem Verwaltungsfußball nur von England überboten wurde. Dass das Spiel primär in der ersten Halbzeit einem Spektakel nahe kam, war wirklich nicht vorauszusehen. Doch Frankreich begann recht flott und ging durch den Ex-Frankfurter Randal Kolo Muani bereits in der 9. Minute in Führung. Das wiederum brachte die Spanier dazu, direkt einen Gang hochzuschalten.

Der 16-jährige Lamine Yamal erzielte in der 21. Minute ein Traumtor zum 1:1 und während beim Jubeln seine Zahnspange blitzte, vermerkten ihn die Statistiker als jüngsten Torschützen in den Geschichtsbüchern der Europameisterschaften. Als Jahrhunderttalent wird der Spanier gefeiert und auch wenn man schon so manches vermeintliches Wunderkind in der Bedeutungslosigkeit hat verschwinden sehen, so sollte es auch nicht verwundern, wenn dieser Bursche in den nächsten 15 Jahren eine gewichtige Rolle im internationalen Spitzenfußball spielen wird. 

Spanien lässt Frankreich am ausgestreckten Arm verhungern

Weil Leipzigs Dani Olmo nur vier Minuten später nach einem technischen Kabinettstückchen einen im bisherigen Turnierverlauf nie gesehenen Freiraum im Strafraum der Franzosen nutzen konnte, waren die Spanier ziemlich zügig wieder in der Pole-Position. In einem weiterhin interessanten Spiel ließen sie sich diese nicht mehr nehmen. Frankreich wurden die Grenzen aufgezeigt und auch wenn Mbappé & Co. ein paar Chancen hatten, so gab es im Verlauf der zweiten Halbzeit immer weniger Zweifel daran, dass Spanien verdient ins Finale einziehen wird. 

Besonders bemerkenswert war die Schlussphase. Frankreich hatte nichts mehr zu verlieren, wechselte offensiv und es war zu erwarten, dass man nun mit dem Mute der Verzweiflung anrennen und die Spanier nochmal ins Wanken bringen würde. Doch wie cool und abgezockt die Spanier die Franzosen am ausgestreckten Arm verhungern ließen und das Ergebnis über die Zeit brachten, war Extraklasse. So spielt ein Champion und egal gegen wen es am Sonntag im Finale geht - Spanien hat den Titel verdient. Und Marc Cucurella, der die Pfiffe in München stoisch ertragen hat, ganz besonders. 

 

von Marc Basten

 

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