Jetzt ist es also soweit: Der FC Bayern lässt mit dem 24. Spieltag die bereits entschiedene Meisterschaft langsam aber sicher austrudeln. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls beim Blick auf das 0:0 in der Allianz Arena gegen Hertha BSC gewinnen. Sicher, auch die Bayern sind keine Maschinen und zeigen mal Abschlussschwächen wie Hazard & Co. Gegen Berlin hatten die Münchener genug gute Möglichkeiten, um den standesgemäßen Sieg herauszuschießen. Es war also mehr Pech, als ein bewusstes Abschenken. Und somit war das torlose Remis, das sich Hertha ertrotzte, eine der Überraschungen dieses Spieltags.
Für die größte Überraschung sorgte am Sonntagabend der 1.FC Köln, der in Leipzig einen 0:1-Pausenrückstand in einen 2:1-Erfolg drehte. Man mag sich über die Ausgeglichenheit der Liga freuen, weil der Tabellenletzte bei einem Spitzenteam gewinnen kann. Doch wie schon des Öfteren an dieser Stelle erwähnt, spricht das nicht unbedingt für das Niveau der Bundesliga.
Der FC schert sich darum nicht - er klammert sich an den letzten Strohhalm. Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt allerdings immer noch sieben Punkte. Immerhin befinden sich die Kölner auf dem besten Weg, alsbald die Rote Laterne an die Rothosen vom HSV weiterzureichen. Die Hamburger verloren das Nordderby bei Werder Bremen mit 0:1 und ermöglichten es Köln, durch den Sieg in Leipzig punktemäßig gleichzuziehen.
Was Werder und der HSV da im sogenannten Topspiel am Samstagabend boten, war selbst für das Duell des 14. gegen den 17. eine wahre Zumutung. Den Sieg hatte eigentlich niemand verdient, doch Werder traf kurz vor Schluss mit Glück. Dass die Hamburger einen Skandal witterten, weil dem Tor des Tages möglicherweise eine Abseitsstellung und eventuell ein Foul vorausgingen, lenkte letztlich nur von der eigenen Unzulänglichkeit ab. Selbst in dieser schwachen Liga hat der HSV mit so einer Leistung nichts zu suchen.
Gekrönt wurde der Auftritt des Noch-Bundesliga-Dinos durch eine nicht unerhebliche Anzahl ›Fans‹, die im Auswärtsblock Pyrotechnik und Feuerwerk abbrannten, was vielleicht auf dem Dorf in der Silvesternacht ein Hingucker gewesen wäre, aber nicht im Stadion. Das Spiel wurde mehrfach unterbrochen und wieder einmal haben sich die selbsternannten ›Bewahrer der Fußballkultur‹ als tumbe Schwachköpfe entlarvt.
Gesitteter ging es am Freitagabend in Mainz zu, wo Wolfsburgs neuer Hoffnungstrainer Bruno Labbadia zum Einstand das Martin-Schmidt-Gedächtnisergebnis von 1:1 erreichte. Wolfsburg hat einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz, wo eben diese Mainzer stehen. Bruno Labbadia fasste seine Rückkehr treffend zusammen: »Abstiegskampf ist Shit...«
Mit diesem Shit will Labbadias Ex-Klub aus Stuttgart nichts mehr zu tun haben. Unter Minimalist Taiyfun Korkut scheint der VfB auf dem besten Weg dahin. Mit dem dritten 1:0-Sieg in Folge vergrößerte Stuttgart den Abstand auf Rang 16 auf sechs Punkte. Der Erfolg gegen Eintracht Frankfurt hing genauso am seidenen Faden wie der gegen Gladbach vor zwei Wochen, doch erneut brachte Stuttgart das Ergebnis über die Zeit. Frankfurts Höhenflug wurde dagegen gestoppt - wobei die Hessen immer noch auf dem beachtlichen 4. Tabellenplatz stehen.
Von dem kann die TSG Hoffenheim nur träumen, die im ›Derby‹ gegen den SC Freiburg nicht über ein 1:1 hinauskam. Freiburg sammelt dagegen wie ein Eichhörnchen die Punkte für den Klassenerhalt. Torschütze war wieder einmal Petersen, der (selbstverständlich) per Elfmeter traf. Der SC hat ein Polster von fünf Zählern auf den Relegationsplatz.
Im oberen Tabellendrittel machte Schalke am Sonntag mit dem 2:0-Auswärtssieg in Leverkusen einen Sprung auf den dritten Platz, während Bayer auf Rang 5 abrutschte. Schalke reichte wieder einmal eine maximal clevere Leistung zu einem Erfolg. Leverkusens Retsos ebnete den Weg mit zwei individuellen Patzern, zudem flog Kohr bereits im ersten Durchgang vom Platz. Schalke nahm die Leverkusener Geschenke dankbar an.
Beendet wurde auch der 24. Spieltag mit dem zweiten Montagsspiel der Saison. Die Partie Dortmund gegen Augsburg wurde begleitet vom Stimmungsboykott aus beiden Fanlagern. Bis zum Montag lasen sich die Ergebnisse der Bundesliga wenig spektakulär: 1:1, 0:0, 1:1, 0:1, 1:0, 1:0, 0:2 und 1:2. Da wollten der BVB und der FC Augsburg nicht aus der Reihe tanzen und trennten sich vor einer Minuskulisse im Westfalenstadion mit 1:1. Am kältesten Wochenende des Jahres hatte die Bundesliga wirklich wenig erwärmendes zu bieten.
von Marc Basten