Der 23. Spieltag

Schmalhans ist Küchenmeister

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Martin Schmidt schmiss in Wolfsburg hin (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Martin Schmidt schmiss in Wolfsburg hin (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Der 23. Spieltag in der Fußballbundesliga war wenig spektakulär. Schmalhans war Küchenmeister beim Toreschießen, nicht nur bei den chronisch abschlussschwachen Gladbachern.

Ja, die Liga ist ausgeglichen. Diese These hört man Woche für Woche und ein Blick auf die Resultate des 23. Spieltags unterstreicht das nachdrücklich. 0:2, 1:1, 1:0, 1:2, 1:2, 2:1, 0:1, 0:1, 2:1 - nahezu überall war es zumindest vom Ergebnis her denkbar knapp.

Hinsichtlich des spielerischen Niveaus gibt es allerdings auch nur wenig geteilte Meinungen: Die Bundesliga ist fußballerisch schwächer geworden, seitdem für die meisten Mannschaften die Torverhinderung oberste Priorität hat. Die schlappe Ausbeute an diesem Wochenende passt dazu.

Am Freitagabend feierte Mainz mit dem 2:0 bei Hertha BSC nahezu einen Kantersieg. Kurios dabei, dass Mainz nach vier Niederlagen in Folge und einer fast einjährigen Serie von sieglosen Auswärtsspielen quasi auf einem absoluten Tiefpunkt in die Hauptstadt reiste und die Hertha - vielleicht etwas zu überheblich nach dem Auswärtssieg in Leverkusen - auf dem falschen Fuß erwischte.

Ein wenig galt das auch für Werder Bremen. Obwohl noch tief im Keller verwurzelt war Werder zuletzt eine echte Positiverscheinung in der Liga. Doch bei den unangenehmen Freiburgern musste sich Bremen mit 0:1 geschlagen geben. Den Treffer des Tages erzielte der Ex-Bremer Nils Petersen - natürlich per Elfmeter.

Keinen Elfmeter gab es zwischen Köln und Hannover. Die fußballerisch schwache Partie wurde erst in der Nachspielzeit richtig dramatisch. Oldie Claudio Pizarro erzielte den vermeintlichen Treffer zum 2:1-Sieg für den FC und versetzte Müngersdorf wie schon im Derby gegen Gladbach in ein Last-Minute-Tollhaus. Doch diesmal wurde aus dem jecken Jubel tausendfaches Wehklagen: Der Treffer wurde nach Intervention des Videoschiedsrichters wegen Abseitsstellung von Flankengeber Marcel Risse zurecht aberkannt. Köln feierte bereits mehrere Minuten und erlebte alsdann den zweiten Aschermittwoch innerhalb von vier Tagen.

Auch in Wolfsburg wurde es in der Nachspielzeit interessant, als Robert Lewandowski dort für die Bayern den standesgemäßen Auswärtssieg sicherte. Zuvor hatten sich die Münchener bei den bislang so zahnlosen Wölfen sehr schwergetan. Sie gerieten in Rückstand, drängten aber in der zweiten Halbzeit vehement auf den Ausgleich. Der gelang Sandro Wagner, etwas später verschoss Arjen Robben einen Elfmeter. Einen weiteren holte Robben in der 91. Minute nach einem Kontakt im Wolfsburger Strafraum mit all seiner Erfahrung heraus, überließ aber dem zwischenzeitlich eingewechselten Lewandowski die Ausführung.

In Wolfsburg hatte die Niederlage gegen den Rekordmeister Konsequenzen für Trainer Martin Schmidt. Der Schweizer zog diese allerdings von sich aus und erklärte am Montag seinen Rücktritt. Aus der Distanz verwundert das nicht, denn Schmidt passte von seiner ganzen Art her nicht zum konturlosen Klub aus der Autostadt. Die Hoffnung, er könne den scheinbar willkürlich zusammengewürfelten Legionärs-Kader auch emotional packen, hat sich nicht erfüllt. Ein interessanter Trainertyp bleibt der konsequente 50-Jährige auf jeden Fall.

Ob das auch auf Bernd Hollerbach zutrifft, erschließt sich noch nicht so ganz. Der neue Trainer des HSV konnte bislang nicht viel bewegen. Natürlich muss man ihm zugutehalten, dass der Trainerjob beim Bundesliga-Dino ein wahres Himmelfahrtskommando ist. Am Samstag gegen Leverkusen machten die Hamburger einen weiteren Schritt in Richtung Liga 2. Sie lagen verdient mit 0:2 hinten, ehe Ex-Borusse André Hahn den Anschlusstreffer erzwang. Dennoch reichte es nicht mehr für den HSV, der mittlerweile sechs Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz hat.

Ganz andere Sorgen haben Schalke und Hoffenheim, die sich im Topspiel am Samstag um den Anschluss an die Spitzengruppe bemühten. Am Ende behielten die in der Rückrunde nur schwer in Tritt kommenden Schalker knapp mit 2:1 die Oberhand.

Knapp war es auch in Augsburg, wo am Sonntag der heimische FC mit 0:1 dem VfB Stuttgart unterlag. Neu-Trainer Tayfun Korkut holte damit sieben Punkte aus den ersten drei Spielen und ließ seine zahlreichen Kritiker zumindest vorläufig verstummen. Der Sieg war am Ende zwar etwas glücklich, aber nicht unverdient. Korkut zeigt, dass es mit Minimalismus geht: 1:1, 1:0 und 1:0 lauten die Resultate unter seiner Regie.

0:1 endete auch das Borussenduell am Sonntagabend. Ein Ergebnis, das die wahren Kräfteverhältnisse im Borussia-Park jedoch nicht widerspiegelte, denn die Gladbacher Borussia war der aus Dortmund nicht nur von der Chancenanzahl her deutlich überlegen. Doch am Ende freuten sich die Dortmunder über den Geniestreich von Marco Reus, der angesichts der Gladbacher Abschlussschwäche für drei Punkte reichte.

Den Schlussstrich unter den Spieltag zogen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig. Im unsäglichen Montagsspiel (vier weitere werden diese Saison noch folgen) setzte sich Frankfurt nach massivem Protest der Fans gegen die Terminierung in einer intensiven Partie mit 2:1 durch. Die Frankfurter drehten dabei noch vor der Pause einen Rückstand und brachten den knappen Vorsprung anschließend über die Zeit. Damit schoben sich die Hessen wieder an Leipzig vorbei und rangieren mit 39 Punkten auf Rang 3. Das ist mehr als beachtlich, sagt jedoch auch viel über die Bundesliga aus.

 


von Marc Basten

 

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