Was ist los in der Liga? Nach dem Kaltstart vor einer Woche schaffte der richtige Rückrundenauftakt am 18. Spieltag fast durchweg Fakten, die zur weiteren Undurchschaubarkeit der Gesamtlage in Deutschlands Eliteklasse beitragen. Ein Highlight des ‚Unvorhersehbaren‘ glückte ausgerechnet der Gladbacher Borussia mit dem Sensations-Comeback in Leverkusen. Auswärts nach einem 0:2 Pausenrückstand noch zu gewinnen, war extrem verwirrend. Genauso übrigens wie die Lethargie, mit der Leverkusen den Vorsprung aus der Hand gab.
Die Bayer-Truppe agierte ähnlich uninspiriert wie die Schalker am Freitagabend zum Auftakt des Spieltags gegen die Frankfurter Eintracht. Obwohl sie im Revier mit Heidel, Weinzierl und diversen Transfers den Laden ordentlich durchlüften wollten, erweist sich der alte Mief als sehr hartnäckig. Es brodelt jedenfalls schon wieder heftig in Gelsenkirchen. Derweil grüßt Frankfurt aus der Spitzengruppe. Die Spielweise der Frankfurter ist für neutrale Zuschauer zwar kaum erträglich, aber sie ist effektiv und erfolgreich. Club Atlético de Madrid vom Main.
Der VfL Wolfsburg erlitt indessen bei seiner Klettertour aus dem Keller einen Dämpfer bei der 1:2 Heimniederlage gegen den FC Augsburg. Beim Volkswagen-Klub kämpft man auch in der Nach-Hecking-Ära mit dem Mentalitätsproblem der hochbezahlten Legionäre. Die individuellen Qualitäten werden sie letztlich aber weiter ins Mittelfeld spülen. Augsburg dagegen bleibt Woche für Woche komplett unberechenbar.
Innovativer Fußball nur in Leipzig und Hoffenheim
Berechenbar sind die Bayern, weil sie – wie gewohnt – alles gewinnen. Aber nach dem glücklichen Sieg in Freiburg war es für den Rekordmeister beim 2:1 in Bremen ebenso mühselig. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als ob die Münchener unter Ancelotti nur gewöhnlichen Fußball spielen. Was aber letztlich immer noch ausreicht, um in der Liga konkurrenzlos zu sein.
Den interessantesten und besten Fußball in Deutschland spielen momentan Leipzig und Hoffenheim. Das mag sich falsch anhören, ist aber so. Auch beim direkten Duell wurden beide Teams diesem Ruf gerecht. Wer innovativen Fußball in der Bundesliga sehen will, muss nach Leipzig und Hoffenheim schauen. Selbst Borussia Dortmund unter Thomas Tuchel ist dagegen eine biedere Truppe.
Ein 21-Jähriger Brasilianer soll den HSV retten
In Mainz brachten die Schwarz-Gelben eine Führung nach Blitzstart nicht über die Runden und mussten sich am Ende mit einem Remis begnügen. Das wiederum wird den Machtkampf hinter den Kulissen des BvB wohl weiter befeuern. ‚Echte Liebe‘ wird es in der Zweckgemeinschaft zwischen Tuchel und den Vereinsoberen sicher nicht mehr geben.
Beim HSV herrscht zumindest bei der runderneuerten Führungsebene und Trainer Gisdol Einigkeit, sportlich geht es nach der Niederlage beim direkten Konkurrenten Ingolstadt wieder bergab. Als letzte Hoffnung verpflichten die Hamburger jetzt mit Walace einen 10-Millionen-Mann aus Brasilien für die Sechserposition. Ob der 21-Jährige als Soforthelfer taugt, ist zumindest fraglich. Andererseits ist es in Hamburg bisher immer gut gegangen. Warum also nicht auch diesmal?
Am Böllenfalltor gehen die Lichter aus
In der Zwischenzeit sammelt Freiburg fleißig weiter Punkte, auch gegen Hertha konnten sich die Breisgauer behaupten. Die Berliner profitieren aktuell noch vom Punktepolster der Hinrunde, die Tendenz geht aber Richtung Mittelfeld.
Zu guter Letzt ist da Darmstadt 98. Mit 9 Punkten nach 18 Spielen gehen am Böllenfalltor nach dem desaströsen 1:6 gegen Köln die Lichter aus. Und der FC? Träumt weiter vom Europacup. Und das in dieser rätselhaften Liga durchaus mit Berechtigung.