Oktoberfest in München, Bayern spielt daheim gegen Wolfsburg und geht mit 2:0 in Führung. Am Freitagabend stellte sich für die Bayern-Fans eigentlich nur die Frage, wie viel Tore die Münchener noch erzielen würden und ob man tatsächlich für jeden Treffer auf der Wiesn eine überteuerte Maß trinken soll. Doch dann verschluckten sich die Bajuwaren unerwartet an ihrer Folklore. Denn Wolfsburg luchste den Münchenern noch einen Punkt ab und stürzte den Rekordmeister in eine schwere Sinnkrise. Die latent wabernde Kritik an Trainer Ancelotti lebt wieder auf und die Fußballstammtische der Republik weiden sich an der Frage: Was ist nur mit den Bayern los?
Hinzukommt, dass der BVB am nächsten Tag mit dem Kantersieg gegen allerdings kaum konkurrenzfähige Gladbacher seine gute Verfassung untermauerte. So ist Dortmund ein Meisterschaftskandidat, gerade wenn die Bayern die Schwankungen nicht in den Griff kriegen sollten.
Es könnte also gut sein, dass der Titelkampf in dieser Saison endlich mal wieder interessant wird. Andererseits sind erst sechs Spieltage vorbei und es wird noch viel passieren. Außerdem sagt ein möglicherweise offener Titelkampf nicht viel über das Niveau der Liga aus. Vor der Saison wurde an allen Ecken beschworen, dass es die engste Leistungsdichte und endgültig keine einfachen Gegner mehr gibt. Das bestätigt sich, allerdings auf eher bescheidenem fußballerischen Level.
Viele Spiele sind zwar eng, aber auch alles andere als mitreißend. Am sechsten Spieltag gab es gleich drei Nullnummern: Stuttgart gegen Augsburg, Bremen gegen Freiburg und Hannover gegen Köln blieb torlos. Für den FC reichte es immerhin zum ersten Punkt, womit die Kölner einen Zähler und fünf Tore gutgemacht haben auf die Fohlenelf. Wer sich das Spiel allerdings angeschaut hat, wird bestätigen, dass Hannover und Köln allenfalls Zweitliganiveau repräsentierten.
Was gab es sonst noch? Die Überflieger der letzten Saison aus Leipzig und Hoffenheim bleiben in der Spur. RB gewann nach zwei sieglosen Spielen mit Mühe gegen Frankfurt (2:1), Hoffenheim bezwang Schalke knapp mit 1:0. Solche Partien für sich zu entscheiden ist auch eine Qualität. Dennoch bleibt abzuwarten, wie beide Teams die Mehrfachbelastung auf internationaler Ebene kompensieren. Noch können sie es wegstecken, aber es werden noch lange Wochen.
Zum Ausklang des sechsten Spieltags schickte Leverkusen einen letztlich harmlosen HSV mit einem klaren 3:0 nach Hause. Die Hamburger rutschen weiter nach unten in ihr bevorzugtes Revier. Derweil sitzt Leverkusen nach verkorkstem Start schon den Gladbachern im Nacken. Die Werkself hat nur noch einen Zähler weniger auf dem Konto.
von Marc Basten