»Er ist ein Kaderspieler, der die Chance hat, im täglichen Training auf sich aufmerksam zu machen«, sagte Borussias Trainer Gerardo Seoane am Donnerstag, als er bei der Pressekonferenz auf die Situation von Florian Neuhaus angesprochen wurde. Neuhaus, mittlerweile 27 Jahre alt und vor anderthalb Jahren nach einer hoch dotierten Vertragsverlängerung bis 2027 zum Führungsspieler ausgerufen, bleibt weiterhin auf dem Abstellgleis.
Ende März in Freiburg stand der Mittelfeldspieler unter Seoane zuletzt in der Startelf. Im sich anbahnenden Abstiegskampf waren die Fähigkeiten des oft als „Edeltechniker" beschriebenen Neuhaus nicht zu gebrauchen und auch bei der Neuorientierung in der aktuellen Spielzeit sind seine Skills nicht gefragt.
Nicht mal in Summe 90 Minuten auf dem Platz
»Er ist im Konkurrenzkampf mit mehreren Spielern auf der Zehn oder vielleicht als eingerückter Flügel«, erklärte Seoane. Doch da haben andere die Nase deutlich vorn. Ganze sechs Einwechslungen weist die Statistik für den ehemaligen Nationalspieler in dieser Saison aus - bei der Summierung seiner Spielminuten kommt nicht mal ein komplettes Fußballballspiel zusammen.
Beim 1:5 in Wolfsburg musste Neuhaus einmal mehr zuschauen, während die eigentlich als Leihkandidaten gehandelten Grant-Leon Ranos und Shio Fukuda den Vorzug erhielten. »Es geht ja nicht immer nur darum, welcher Spieler vielleicht technisch besser ist«, sagte Seoane. »Es geht um die Zusammensetzung der ganzen Mannschaft und auch um andere Dinge, die ein Spieler einer Mannschaft geben kann.«
Es sieht nach Verlierern auf beiden Seiten aus
Ganz offensichtlich sammelt Neuhaus im Training keine nachdrücklichen Argumente für mehr Spielzeit. Wenn man das öffentliche Training beobachtet, so sieht man einen Florian Neuhaus, der zwar dabei ist, aber mehr auch nicht. Eine “Stinkstiefel-Attitüde” ist allerdings auch nicht auszumachen. Seoane attestiert Neuhaus einen »absolut professionellen« Umgang mit der Situation. »Dass er nicht zufrieden ist - dafür brauche ich kein Gespräch. Jeder, der nicht spielt, ist unzufrieden. Schlussendlich liegt es an ihm, bestmöglich zu performen und bereit zu sein, seine Chance zu packen, wenn sie kommt.«
Wann diese Chance kommen wird, ist nicht abzusehen. Genauso wenig, wie es langfristig mit Borussia und Neuhaus weitergehen kann. Eine Trennung scheint die sinnvollste Lösung, aber das ist kompliziert. Einerseits ist der Marktwert von Neuhaus im Keller, andererseits hat er noch einen langfristigen und prächtig dotierten Vertrag in Gladbach. Es sieht danach aus, als ob am Ende beide Seiten als Verlierer aus dieser Liaison hervorgehen werden. Oder Florian Neuhaus startet plötzlich doch noch durch und überrascht alle. Im Fußball soll ja alles möglich sein.
von Marc Basten