Die Aufregung um den Videobeweis prägte auch den 5. Spieltag, der am Dienstag und Mittwoch stattfand. Es stellt sich schon die Frage, über was wohl diskutiert würde, hätte man das Experiment mit dem Videoassistenten nicht eingeführt. Über Fußball sicher nicht, denn der war auch an den Wochenspieltagen nicht übermäßig prickelnd.
Gladbachs eher biederes 2:0 über den VfB am Dienstag war irgendwie richtungsweisend für die übrigen Partien. Sicher, Augsburg kämpfte aufopferungsvoll und mit allen Gesten und Mitteln dieser Welt gegen Leipzig und siegte mit 1:0, aber fußballerisch war das wenig vorzeigbar.
Auch das 1:1 zwischen Wolfsburg und Werder riss niemanden vom Hocker. Bei den Wölfen saß mit Martin Schmidt ein neuer Trainer auf der Bank - Andries Jonker wurde einen Tag zuvor gefeuert. Nach vier Spieltagen in einer englischen Woche den Trainer vor die Tür zu setzen zeugt von gewisser Panik beim VW-Klub.
Im vierten Dienstagsspiel gewannen die Bayern wenig überraschend klar und verdient mit 3:0 bei den etwas voreilig hochgejubelten Schalkern. Die Blau-Weißen hatten nicht den Hauch einer Chance gegen den Rekordmeister, doch geredet wurde anschließend nur über den Videobeweis. Die Schalker regten sich fürchterlich auf, dass ein Handelfmeter gegen sie gepfiffen wurde.
Eigentlich waren die Fernsehbilder recht eindeutig und die Proteste der Schalker nicht gerechtfertigt. Andererseits ist die Auslegung von Handspielen nach wie vor Interpretationssache. Daran ändert auch ein Videoschiedsrichter in irgendeinem Kölner Keller nichts.
Apropos Köln. Der FC hatte ja nach dem 0:5 in Dortmund die Videobeweis-Diskussion genutzt, um von der eigenen Pleiteserie abzulenken. Am Mittwoch im Heimspiel gegen die unangenehmen Frankfurter unterlag der FC mit 0:1 und hat damit alle fünf Ligapartien verloren. Auch diesmal echauffierten sich die Kölner über die Referees - diesmal allerdings mit Berechtigung. Es wurde ein Elfmeter gegeben, der keiner war (er führte zum Siegtreffer für die Eintracht), gleichzeitig wurde je ein Strafstoß für Köln und Frankfurt verweigert.
Da fragt man sich natürlich schon, was bitte der Videoschiedsrichter macht, der ja mehrere Kameraeinstellungen zur Verfügung hat. Wenn dann solche Entscheidungen heraus kommen, macht es wenig Sinn. Max Eberl hatte zuletzt berechtigterweise darauf hingewiesen, dass man das Regelwerk und seine Auslegung nun auch den neuen Gegebenheiten anpassen müsste. Ob der DFB das auf die Reihe bekommt? Zweifel sind angebracht.
Immerhin spielte in den restlichen Partien am Mittwochabend der Videobeweis keine Rolle. Borussia Dortmund siegte locker flockig mit 3:0 beim HSV und trat ähnlich souverän auf wie die Bayern tags zuvor. Hertha BSC setzte sich in gewohnt wenig spektakulärer Manier mit 2:1 gegen enttäuschende Leverkusener durch und Hannover 96 bleibt nach einem 1:1 beim SC Freiburg weiter oben dran.
So richtig zünftig war eigentlich nur die Partie in Mainz gegen Hoffenheim. Die Gastgeber gingen früh mit 2:0 in Führung und alles sprach für die Rheinhessen. Doch Hoffenheim kam in einem flotten Spiel noch vor der Pause zum Ausgleich und erzielte in der Nachspielzeit sogar noch den 3:2-Siegtreffer. In dieser Partie war alles drin - übrigens auch ein guter Schiedsrichter. Manuel Gräfe, der bekanntlich nicht vor Kritik an den Funktionären zurückschreckt, war der beste Mann auf dem Platz. Was er entschied, war keine Interpretationssache.
von Marc Basten