Borussia Dortmund zieht die Notbremse. Nachdem der BVB das Heimspiel gegen Werder Bremen mit einer über die meiste Zeit indiskutablen Leistung 1:2 vergeigt hat, ist das Kapitel Peter Bosz im Westfalenstadion erledigt. Der Niederländer ist seinen Job los und der BVB präsentierte bereits seinen Nachfolger. Peter Stöger, der vor einer Woche in Köln den Hut nehmen bzw. das Käppi ziehen musste, erhält einen Vertrag bis zum Saisonende.
Das mutet natürlich alles leicht skurril an, ist aber ein gutes Beispiel für die Planlosigkeit, die im Milliardengeschäft Bundesliga herrscht. Ob die Sportdirektorposse in Köln, die Reaktivierung von Jupp Heynckes bei den Bayern oder jetzt die Trainerrotation in Dortmund (Hauptsache Peter) - das ist alles, nur keine durchdachte Strategie.
Doch was ist schon durchdacht in dieser Liga? Die Sache mit dem Videoschiedsrichter jedenfalls nicht, denn sonst hätte es nicht zu solchen absurden Entscheidungen wie beim Spiel Gladbach gegen Schalke kommen können. Auch in Leipzig beim 2:2 gegen Mainz griff der Videoassistent in Situationen ein, in denen er der ursprünglichen Anweisung folgend hätte schweigen müssen. Diese Willkür, nicht nur für den Zuschauer im Stadion völlig intransparent, ist hausgemacht vom DFB und befeuert das Scheitern des Experiments. Nochmal: Die Sache funktioniert - wenn es eindeutige und begreifliche Regeln gibt, die dann auch umgesetzt werden. So aber wenden sich auch die Befürworter nur noch resigniert ab.
Heynckes schießt keine Raketen ab
Nicht resigniert, aber doch etwas sauer waren die Frankfurter nach der unglücklichen 0:1 Niederlage gegen die Bayern. Auch, aber nicht nur, wegen des Videoschiedsrichters. Die Bayern dagegen stehen ob der nicht vorhandenen Konkurrenz schon als Herbstmeister fest. »Aber ich schieße jetzt keine Raketen ab«, kommentierte Jupp Heynckes.
Derweil organisieren sie in Leverkusen schon mal ein paar Böller. Still und heimlich hat sich die Herrlich-Truppe stabilisiert und auch der bislang daheim ungeschlagene Aufsteiger aus Stuttgart konnte den Höhenflug der Werkself nicht stoppen. Die hat nun bereits 24 Punkte auf dem Konto und damit nur einen weniger als die Fohlenelf. Vor dem Pokalspiel zum Jahresausklang in anderthalb Wochen ist Bayer in Topverfassung - das muss aus Gladbacher Sicht wirklich nicht sein.
Von Topverfassung sind der HSV und der VfL Wolfsburg ziemlich weit entfernt. Entsprechend endete das direkte Aufeinandertreffen im Volksparkstadion mit einem eher deprimierenden 0:0. Auch bei der TSG Hoffenheim wollte am Sonntag keine richtige Stimmung aufkommen. Bei fast irregulären winterlichen Verhältnissen unterlag Hoffenheim mit 0:2 in Hannover und konnte sich nicht vor die Gladbacher setzen. Das schaffte im zweiten Sonntagsspiel auch der FC Augsburg nicht, der einen sicher geglaubten Heimsieg gegen Hertha BSC in der Nachspielzeit noch aus der Hand gab. Kalou rettete für Berlin einen glücklichen Punkt.
Ruthenbeck ist kein Schubert und der FC nicht Gladbach
Noch nicht mal diesen einen Punkt konnte sich der 1.FC Köln im ersten Ligaspiel nach dem Rauswurf von Peter Stöger sichern. Das Abstiegsduell gegen den SC Freiburg war gleichzeitig das kurioseste Spiel des Wochenendes. Zunächst ging es in Müngersdorf aufgrund des Wintereinbruchs mit einer halbstündigen Verspätung los, dann führte der FC nach einer halben Stunde plötzlich mit 3:0. Der neue Trainer Stephan Ruthenbeck träumte wahrscheinlich schon von einer Aufholjagd im Stile eines André Schubert mit Gladbach, doch der FC ist halt nicht Borussia.
Freiburg kam heran und drehte das Spiel in einer wahnwitzigen Schlussphase mit zwei Elfmetern noch zu einem 4:3-Auswärtssieg. Christian Streich war anschließend nahezu perplex. »Die Mannschaft hat einen enormen Willen gezeigt und eine Frusttoleranz, die über meiner liegt.«
Köln hat nun zwölf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, wo eben diese Freiburger stehen - punktgleich mit dem HSV. Es ist Freiburg wirklich zu gönnen, weil sie im Gegensatz zu so vielen anderen einen richtigen Plan haben. Nur am Dienstag wenn Gladbach kommt, sollten sie den kurz mal beiseitelegen.
von Marc Basten