Das Zwischenergebnis ist enttäuschend: Nach 13 Spieltagen steht der VfB Stuttgart auf dem Relegationsplatz und selbst das wurde erst möglich, weil die Schwaben das letzte Heimspiel gegen den FC Augsburg glücklich mit 1:0 gewinnen konnten. Dass der VfB eine derart schlechte Hinrunde spielen würde, hätte vor Saisonbeginn kaum einer gedacht. Im Frühjahr war Stuttgart unter Trainer Tayfun Korkut das Überraschungsteam schlechthin und nach einigen sinnvoll anmutenden Transfers in der Sommerpause wurde dem VfB eine gute Rolle in der Liga zugetraut.
Doch das ‚System Korkut‘ griff nicht mehr, Leistungsträger blieben unter ihren Möglichkeiten und die Neuzugänge entpuppten sich auch nicht als Soforthelfer. So gerieten die ambitionierten Schwaben gewaltig ins Trudeln. Im Oktober trennte man sich von Korkut und installierte Markus Weinzierl als Nachfolger.
Der Ex-Coach von Schalke legte mit drei Klatschen gegen Dortmund (0:4), Hoffenheim (0:4) und Frankfurt (0:3) einen kapitalen Fehlstart hin. Zuletzt war allerdings ein leichter Aufwärtstrend auszumachen, was sich am letzten Wochenende beim erwähnten Sieg gegen Weinzierls Ex-Klub Augsburg zeigte. Auf diesem Erfolgserlebnis wollen Weinzierl & Co in Mönchengladbach aufbauen.
Noch ist Weinzierl auf der Suche nach der Balance
Schaut man sich allerdings die Auswärtsbilanz der Schaben an, so spricht nicht viel für sie. Lediglich vier Punkte holte man in der Fremde. Der VfB hat große Probleme mit dem Toreschießen – und das nicht nur im gegnerischen Stadion. Erst neun Tore hat Stuttgart erzielt, was den absoluten Negativwert in der Bundesliga bedeutet. Da gleichzeitig die Defensive mit schon 26 Gegentoren gerade gegen die Topteams sehr anfällig ist, steht der VfB folgerichtig im Tabellenkeller.
Unter Weinzierl lief der VfB bisher entweder im 3-5-2 oder aber 4-1-4-1 System auf. Gerade in der Formation mit den drei Verteidigern gab es große Probleme, weil die Mannschaft nicht geschlossen nach hinten arbeitete und die Abwehrspieler oft auf sich alleine gestellt waren. Zuletzt wirkte Stuttgart defensiv besser gestaffelt, wodurch allerdings das Offensivspiel litt. Noch ist Weinzierl auf der Suche nach der richtigen Balance.
In Mönchengladbach ist nicht damit zu rechnen, dass die Stuttgarter mit offenem Visier antreten werden. Personell wird sich vermutlich gegenüber dem Augsburg-Spiel nicht viel verändern. Allerdings muss der VfB auf den aggressiven Mittelfeldmotor Santiago Ascacíbar verzichten. Der junge Argentinier fehlt gelbgesperrt. Für ihn könnte der Ex-Dortmunder Gonzalo Castro in die Startelf rücken.
Gomez wartet seit sechs Spielen auf ein Tor
Im Angriff wird Weinzierl auch weiterhin auf Mario Gomez setzen. Der Ex-Nationalspieler reibt sich Spiel für Spiel auf, aber der alte Punch vor dem Tor scheint abhandengekommen zu sein. Der 33-Jährige (bislang 3 Treffer) wartet seit nunmehr sechs Spielen auf ein Tor. Unterschätzen dürfen ihn die Borussen freilich nicht. Es gibt genügend Beispiele aus der Vergangenheit, dass Stürmer mit Ladehemmung ausgerechnet gegen Gladbach ihre Flaute beenden.
Auch Benjamin Pavard, der Shootingstar der vergangenen Saison, der im Sommer als Stammspieler mit Frankreich Weltmeister wurde, hinkt in dieser Spielzeit etwas hinterher. Nach alldem, was auf den 22-Jährigen eingeprasselt ist, verwundert die Leistungsdelle nicht. Zuletzt zeigte sich der Franzose aber gemeinsam mit Baumgartl und Kempf, der vom SC Freiburg kam, in der Abwehrkette stabiler.
Beim Heimsieg gegen Augsburg war es Anastasios Donis, der zum Matchwinner wurde. Der junge Grieche fehlte geraume Zeit verletzungsbedingt und stand letztes Wochenende seit langem mal wieder in der Startelf. Auch wenn es nur für einen Einsatz über 45 Minuten reichte, zeigte Donis, dass er ein belebendes Element sein kann. Sollte Donis am Sonntag auflaufen, müssen die Borussen ihn gut im Auge behalten. Doch auch ansonsten darf man den VfB nicht unterschätzen. Trotz der aktuell misslichen Lage verfügt die Mannschaft über mehr individuelle Qualität als die übrigen Teams im Abstiegskampf.
Voraussichtliche Aufstellung VfB Stuttgart:
Zieler - Pavard, Baumgartl, Kempf - Beck, Aogo, Castro, Gentner, Gonzalez - Donis, Gomez
von Niklas Kirchhofer