Kaum einer hätte wohl damit gerechnet, dass sich Union Berlin auch noch am 12. Spieltag an der Spitze der Bundesliga befinden würde. Es wäre nicht gerecht, würde man bei den Topclubs in Dortmund, München oder Leipzig nach Gründen für den Erfolg der Berliner suchen. Im Gegenteil, die sportliche Leistung der Unioner ist in dieser Saison herausragend und der Schlüssel des aktuellen Erfolges. Einen kleinen Dämpfer erlebte man am letzten Wochenende bei der Niederlage in Bochum. Sicherlich kommt die Diskussion über eine mögliche Meisterschaft zu früh, doch es scheint so, als würden sich Verein und Mannschaft von dieser positiven Unruhe im Umfeld überhaupt nicht vom Weg abbringen lassen.
Ein Weg, der für Union Berlin kontinuierlich nach oben geht. Vater des Erfolges ist ohne Zweifel Trainer Urs Fischer. Der Schweizer ist bereits in seiner fünften Saison an der Alten Försterei und damit neben Christian Streich (elf Saisons) dienstältester Trainer der Bundesliga. In dieser Zeit stieg Fischer mit Union in die Bundesliga auf, schaffte den Klassenerhalt, sorgte mit seiner Mannschaft zweimal für den Einzug nach Europa und grüßt nun von der Tabellenspitze. In Europa hat man das Weiterkommen, nach dem 1:0 Sieg gegen Braga, in der kommenden Woche selbst in der Hand. Jetzt aber steht zunächst die Partie gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag an.
Eingespielte Formation
Über viele Jahre hinweg haben Trainer Fischer und Manager Oliver Ruhnert den Kader entwickelt. Immer wieder musste man Abgänge verkraften und neue Spieler finden. Soweit so gut und letztlich stehen fast alle Vereine Jahr für Jahr vor einer ähnlichen Herausforderung. Bei Union aber fällt auf, dass man aus relativ überschaubaren Mitteln den größtmöglichen Erfolg erzielt. Gerade auch kluge Transfers führen dazu. Hinzu kommt aber auch eine Formation, die von Fischer vorgegeben wird, in der sich seine Mannschaft sehr wohlfühlt und zur Höchstform aufläuft. Die taktische Grundformation ist ein 3-5-2 flach. Union ist, anders als die Farke-Borussia, keine Mannschaft, die andauernd den Ball haben will. Im Gegenteil – Union reagiert lieber und das mit viel Engagement.
Mit den Köpenickern wartet die Mannschaft auf Gladbach, die ligaweit am meisten pro Spiel läuft. Der Unioner bleiben immer am Gegner dran, geben niemals auf und nerven die gegnerischen Spieler regelrecht. Hinzu kommt, dass die Berliner extrem geschlossen und tief gestaffelt stehen sowie im Kollektiv verteidigen. Doch auch Union ist nicht perfekt. Bei der 1:2 Niederlage am vergangenen Wochenende in Bochum konnte man dies gut sehen. Dort ließ sich die ‘Eisernen’ etwas den Schneid abkaufen, hatten so ihre Probleme mit der Effizienz und fanden mit Ball kaum bis keine Lösungen.
Nur wenig Rotation und fast keine Ausfälle
Die Mehrfachbelastung in dieser Saison steckt Union ausgezeichnet weg. Mannschaft, Trainer und Ärzte schaffen es gemeinsam, dass kaum Ausfälle aufgrund von Verletzungen zu beklagen sind. Somit kann Urs Fischer fast aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Ex-Borusse Sven Michel ist fraglich für den Sonntag. Nach dem Europa-League Spiel wird Fischer zumindest ein wenig rotieren. Baumgartl sollte wieder in die Startelf rücken und neben Leite und Knoche die Verteidigung bilden.
Natürlich gibt es bei Union auch Spieler, die herausragen. So ist Sheraldo Becker mit sechs Toren und vier Vorlagen der Topscorer seiner Mannschaft. Rani Khedira zieht im Mittelfeld die Fäden und Robin Knoche überzeugt mit top Leistungen als Abwehrchef. Viel mehr sind es aber bei Union nicht die Einzelspieler, sondern das gesamte Team agiert als Kollektiv und genau das führt auch zum aktuellen Erfolg.
Voraussichtliche Aufstellung Union Berlin:
Rönnow – Baumgartl, Knoche, Diogo Leite – Ryerson, Khedira, Thorsby, Haberer, Gießelmann – Jordan, Becker
von Niklas Kirchhofer