Ein ambitionierter Investor, die Hauptstadt im Rücken und der große Wunsch nach Erfolg. All das war scheinbar zu viel für den erst vor der Saison gekommenen Trainer Ante Covic. Nach zwölf Spieltagen, lediglich elf Punkten und auf dem 15. Tabellenplatz musste Covic seinen Platz räumen. Jürgen Klinsmann, der vorher im Aufsichtsrat der Berliner war, rückte auf den Trainerstuhl.
Klinsmann, der seit über drei Jahren kein Traineramt mehr bekleidet hat, handelte im Stile eines Projektmanagers schnell und zielgerichtet. Mit Torwarttrainer Andreas Köpke und Co-Trainer Alexander Nouri verpflichtete der ehemalige Nationaltrainer erfahrene Leute, aber eben mit Nouri auch einen Trainerkollegen, der über Bundesligaerfahrung verfügt. Scheinbar mit Erfolg. In den letzten vier Spielen verloren die Berliner nur die erste Partie von Klinsmann zu Hause gegen Borussia Dortmund. Es folgte ein Unentschieden in Frankfurt sowie Siege gegen Freiburg und in Leverkusen.
Kein Standardsystem
Ante Covic hatte nicht das eine feste Spielsystem, auch unter Klinsmanns Vorgänger versuchte man in Berlin, mehrere Spielsysteme zu etablieren. Sowohl mit Dreier- als auch mit Viererkette wollten die Herthaner variabel sein. Dies gelang den ambitionierten Berlinern mit mäßigem Erfolg. Eigentlich sollte nach der Ablösung des langjährigen Trainers Pal Dardai ein großer Schritt hin zum attraktiven Fußball erfolgen, doch stattdessen fand man sich plötzlich im Tabellenkeller wieder.
Auch Jürgen Klinsmann zeigt, dass seine Mannschaft auf unterschiedliche Situationen unterschiedlich reagieren soll. In den ersten beiden Spielen unter dem neuen Trainer agierte man noch mit Dreierkette, einem Fünfermittelfeld und zwei Offensiven davor. Die beiden letzten Siege (Freiburg und Leverkusen) erzielte man dann aber wieder mit einer klassischen Viererkette. Gegen Gladbach wird es beim System der Berliner darauf ankommen, wie Marco Rose seine Elf auf den Platz schicken wird. Sollten die Gladbacher wieder mit Dreierkette spielen, dürfte man in Berlin erneut auf die Viererkette zurückgreifen.
Offensive wiederbelebt
Nachdem Klinsmann zunächst den Fokus auf defensive Stabilität gelegt und seine Mannschaft nur wenig aktiv nach vorne gespielt hat, versucht man mittlerweile, auch die offensive Komponente einzubringen. Mit den Ergebnissen zuletzt wächst das Selbstvertrauen und Berlin beschränkt sich nicht nur allein auf Umschalt- und Konterfußball. Wobei sie gerade in der Besetzung mit Lukebakio, Selke und Dilrosun in Sachen Tempoangriffen überdurchschnittlich besetzt sind. Hierauf werden sich die Borussen besonders einstellen müssen.
Personell kann Klinsmann fast aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Mittelfeldstratege Marko Grujic wird nach seiner Gelben Karte im Spiel gegen Leverkusen gesperrt zusehen müssen. Zudem ist Thomas Kraft als Ersatz von Stammkeeper Rune Jarstein aufgrund von Schulterproblemen fraglich.
Voraussichtliche Aufstellung Hertha BSC:
Jarstein - Klünter, Boyata, Rekik, Plattenhardt - Maier, Skjelbred - Darida - Lukebakio, Selke, Dilrosun
von Niklas Kirchhofer