Am Ende der Hinrunde lag der Rekordmeister aus München sechs Punkte hinter dem BVB, nach dem 20. Spieltag waren es sogar sieben Zähler. Die Meisterschaft schien bereits vorzeitig entschieden. Doch eine Dortmunder Schwächephase und kontinuierlich punktende Bayern sorgten dafür, dass aktuell nur noch drei Zähler die zwischen Platz eins und zwei liegen. Am 20. Spieltag waren die Bayern zudem gleichauf mit der Fohlenelf, mittlerweile trennen die beiden Kontrahenten acht Punkte.
Die Münchener haben zumindest von den Resultaten her wieder zu alter Stärke gefunden. Nico Kovac, der bereits heftig unter Beschuss stand, hat an ein paar Stellschrauben gedreht und schaffte es, das sehr wackelig anmutende Bayern-Gebilde zur stabilisieren. Von den sechs Spielen in der Rückrunde konnte der FC Bayern fünf gewinnen – lediglich in Leverkusen musste sich das Team von Kovac geschlagen geben. Der Trend spricht also eindeutig für die Bayern, wobei die Fohlen alles andere als ein Lieblingsgegner des Rekordmeisters sind. Kein anderer Bundesligist fuhr seit Sommer 2014 mehr Punkte gegen die Münchener ein, als die Borussen.
Auch in der Rückrunde überzeugt die Defensive nicht
Zudem ist nicht alles Gold, was in München vermeintlich glänzt. Auch in der Rückrunde überzeugt die Defensive nicht. Nur im letzten Heimspiel gegen Berlin konnte Manuel Neuer seinen Kasten sauber halten, doch auch die Hertha hatte mehrere hochkarätige Chancen. Es zieht sich jedenfalls wie ein roter Faden durch die Saison der Bayern, dass sie den Gegnern im Vergleich zu früheren Jahren in der Abwehr deutlich mehr anbieten. Aktuell wird das durch die wiedererstarkte Offensive kompensiert, blind darauf verlassen können sich die Bayern jedoch nicht.
Mut schöpfen die Münchener aus dem torlosen Remis in der Champions League an der Anfield Road. Beim favorisierten FC Liverpool bot man tatsächlich eine tadellose Abwehrleistung, was allerdings komplett auf Kosten der Offensive ging. Die wirklich perfekte Mischung hat Kovac noch nicht gefunden. Zu Beginn der Trainingswoche musste er zudem auf eine ganze Reihe Spieler verzichten: Manuel Neuer, Sven Ulreich und Mats Hummels fehlten aufgrund eines grippalen Infekts, dazu plagte Robert Lewandowski und Franck Ribéry ein Magen-Darm-Infekt. Thiago und Leon Goretzka trainierten darüber hinaus individuell, werden aber für den Samstag eingeplant. Hinzu kommt der Verletzte Kingsley Coman (Muskelfaserriss) und die Rekonvaleszenten Robben und Tolisso.
Kaum Luft zum Atmen
Trotzdem wird Kovac am Samstag eine Mannschaft auf den Platz schicken, die nicht leicht zu schlagen sein und alles daransetzen wird, den Abstand zum BVB zu verkürzen. Dabei wird der FC Bayern aller Voraussicht nach im 4-3-3 System auflaufen. Situativ kann dies auch mal ein 4-2-3-1 sein und vor allem im Ballbesitz schieben die Außenverteidiger extrem hoch in die gegnerische Hälfte. Der FC Bayern schafft es damit einen enormen Druck auf den Gegner auszuüben und ihm kaum Luft zum Atmen zu lassen.
Doch gerade durch dieses hohe Pressing bieten sich für den Gegner immer wieder Möglichkeiten bei Ballgewinn. Wenn das Umschaltspiel des Gegners dann gut gelingt und es mit hohem Tempo auf das Tor der Münchner zugeht, bekommt der FC Bayern immer wieder große Probleme. Gerade hier liegen auch für die Fohlen die Chancen: Bei Ballgewinnen gut zu Kontern und die Gelegenheiten effektiv zu nutzen.
Voraussichtliche Aufstellung FC Bayern München:
Neuer - Kimmich, Süle, Boateng, Alaba - Martinez - Thiago, Goretzka - James, Gnabry – Lewandowski
von Niklas Kirchhofer