Es gibt keine Zweifel daran, dass der BVB der verdiente Tabellenführer und Topfavorit auf die Meisterschaft ist. Nach einem großen Umbruch auf allen Ebenen im vergangenen Sommer hat nun Lucien Favre das Ruder in Dortmund in der Hand und bereits nach kurzer Zeit hat der ‚Favre-Effekt‘ gegriffen.
Erstaunt hat das niemanden, der die Arbeitsweise von Favre genauer kennt. Überraschend war allenfalls, dass seine Mannschaft bereits in der Lage war, derart beständig zu punkten. Doch bei allem Lob für die Arbeit von Favre und seinen Co-Trainern Manni Stefes – noch bestens bekannt aus Gladbach – und Edin Terzic darf nicht unterschlagen werden, dass der BVB in vier, fünf Partien auch das nötige Matchglück hatte.
In der Hinrunde konnte der BVB von sechzehn Spielen zwölf gewinnen. Hinzu kommt das Weiterkommen in der Champions-League, als Tabellenerster in einer Gruppe mit dem FC Brügge, Atletico Madrid sowie dem AS Monaco. In der Bundesliga verlor der BVB lediglich eine Partie und das ausgerechnet am vergangenen Dienstag beim Aufsteiger in Düsseldorf.
Nach wettbewerbsübergreifenden 24 Pflichtspielen wirkte der BVB in Düsseldorf ausgelaugt. Außerdem plagen Lucien Favre so kurz vor Weihnachten große Sorgen in der Defensive. Aller Voraussicht nach wird dem Schweizer im Heimspiel gegen die Fohlen mit Ömer Toprak nur ein gelernter Innenverteidiger zur Verfügung stehen. Außenverteidiger Lukas Piszczek wird vermutlich neben Toprak verteidigen.
Das Herzstück des Teams ist Axel Witsel
Bereitet den Dortmundern die Abwehrformation einige Kopfschmerzen, so gibt es in den Mannschaftsteilen davor keine akuten Probleme. Ohne Zweifel ist die Offensive um Kapitän Marco Reus das Prunkstück des BVB. Das zeigt sich auch in allen Statistikwerten: Mit 42 erzielten Toren sind die Dortmunder das erfolgreichste Team der Liga, alleine 22 Treffer gehen dabei auf das Konto von Reus und Paco Alcacer.
Doch nicht nur die Stürmer sind ein Erfolgsgarant beim BVB. Das Herzstück des Teams ist Axel Witsel, mit dem Dortmund einen absoluten Glücksgriff getan hat. Der Belgier spielt eine sensationelle Hinrunde als Taktgeber im Mittelfeld. Neben ihm ist der bissige Thomas Delaney die perfekte Ergänzung, so dass Dortmund aus der Zentrale heraus sowohl offensiv als auch defensiv unglaublich stabil agieren kann.
Von der Spielanlage her baut Dortmund meist über die Innenverteidiger auf, welche die Außenverteidiger einbeziehen. Das Spiel des BVB ist geprägt von einem enorm hohen Tempo, einer guten Passgenauigkeit und einer ausgezeichneten Stärke im Eins-gegen-Eins. Bereits nach wenigen Monaten ist die Handschrift von Lucien Favre deutlich erkennbar. Dies sieht man vor allem dann, wenn sich auf dem Platz immer wieder Dreiecke bilden, was schon aus der Favre-Zeit in Gladbach bekannt ist. Durch diese Dreiecksbildung ergeben sich für den ballführenden Spieler immer mehrere Optionen, den Ball zu verteilen.
Gegen den Ball spielt der BVB in einem klassischen 4-4-2 System. Dadurch schaffen die Dortmunder eine große Kompaktheit und halten die Räume zwischen den Ketten sehr gering. Mit Ball ist es in der Grundformation ein 4-2-3-1, wobei gerade rund um den gegnerischen Strafraum gerne mal mit allen Spielern gepresst wird. Bei Ballgewinn geht es zumeist blitzschnell nach vorne. Prädestiniert für diese temporeichen Gegenstöße sind Spieler wie Reus, Sancho oder auch Paco Alcacer.
Dortmund ist ohne die etatmäßigen Innenverteidiger anfällig für Konter
Rasend schnell geht es auch bei der Balleroberung nach Eckstößen des Gegners. Vier bis fünf Spieler laufen nach Ballgewinn in höchstem Tempo auf die gegnerische Absicherung zu. Dies führte in den vergangenen Spielen bereits zu einigen Toren und muss von der Gladbacher Borussia am Freitag unbedingt durch eine kluge Staffelung verhindert werden.
Anfällig für Konter zeigt sich der BVB seinerseits bei eigenem Ballverlust. Öfters geraten die Innenverteidiger in Eins-gegen-Eins-Duelle, die Akanji, Diallo oder Zagadou durch ihre individuelle Klasse meist für sich entscheiden konnten. Doch am Freitag fehlen alle drei und ihre Stellvertreter dürften hier etwas anbieten, was die Angreifer der Fohlenelf ausnutzen könnten.
In Düsseldorf tat sich der BVB trotz 68 Prozent Ballbesitz sehr schwer, wirkte phasenweise zu ungeduldig und suchte zu oft den Weg durch die Mitte, die von den Fortunen zumeist gut zugestellt war. Ob der BVB gegen die Fohlenelf in der Lage sein wird, das Ergebnis aus Düsseldorf abzuschütteln, wird sich zeigen. Gleichwohl ist Dortmund in diesem Spitzenspiel zweifelsfrei der Favorit.
Voraussichtliche Aufstellung Borussia Dortmund: Bürki - Hakimi, Piszczek, Toprak, Schmelzer - Witsel, Delaney - Sancho, Reus, Guerreiro - Paco Alcacer
von Niklas Kirchhofer