Für Münchner Verhältnisse verlief die Saison bisher alles andere als positiv. Das hatte zu Folge, dass Niko Kovac, trotz des Doubles im letzten Jahr, vor fast einem Monat seinen Trainerstuhl räumen musste. Nachfolger von Kovac ist sein ehemaliger Co-Trainer Hansi Flick. Ob dies eine längerfristige Lösung ist, bleibt abzuwarten. Offiziell soll der 54-Jährige zunächst bis zur Winterpause das Amt ausüben.
Der Wechsel auf der Trainerposition scheint zumindest kurzfristig seinen Sinn und Zweck zu erfüllen. Zwar stehen die Münchner nach 13 Spieltagen auf Platz vier, doch fehlen dem Rekordmeister lediglich vier Punkte auf Tabellenführer Mönchengladbach. Das Team spielt aktuell spürbar befreiter auf, auch weil Flick einen offensiveren Stil als sein Vorgänger bevorzugt. Die Formkurven bei vielen Spielern im Kader des FC Bayern zeigen langsam wieder in die für Münchener Verhältnisse selbstverständliche Richtung.
Herber Dämpfer gegen Leverkusen
Der positive Eindruck von Flick und seiner Mannschaft erhielt am vergangenen Wochenende einen herben Dämpfer. Im Heimspiel gegen Leverkusen verlor man zu Hause 1:2. Grund für die Niederlage war vor allem das schon an Fahrlässigkeit grenzende Auslassen von besten Tormöglichkeiten. Dazu erwischte Lukáš Hrádecký im Tor der Werkself einen Glanztag.
Neben der fehlenden Konsequenz im Abschluss wurden weitere Defizite deutlich. Die Defensive des FC Bayern hatte große Probleme mit der Schnelligkeit der Leverkusener Angreifer. Diese Feststellung konnte man auch schon unter Kovac machen. Nach den zwei überzeugenden 4:0-Siegen in der Liga wähnte man die Bayern diesbezüglich unter Flick schon etwas weiter.
Taktische Veränderung
Jeder Trainer hat seine eigene Vorstellung. Die von Hansi Flick sieht so aus, dass er seine Mannschaft in einem 4-3-3 spielen lässt. Es wird deutlich früher attackiert, als es unter Kovac der Fall war. Gepaart mit dem Tempo von Coman oder Gnabry und der Klasse eines Lewandowski entwickeln die Bayern blitzschnell Torgefahr. Da sie zudem den Ballbesitzfußball beherrschen, können die Bayern das komplette Repertoire des modernen Fußballs abrufen.
Egal ob Flachpässe durch die Mitte, Bälle in die Tiefe oder per Flanke ins Zentrum – die Münchner bringen alles mit. Die Mannschaft von Flick kann sich auf jeden Gegner einstellen und an einem guten Tag bauen die Bayern so viel Druck auf, dass sie die Gegner buchstäblich erdrücken.
Lücken zwischen den Ketten
Probleme bekommen die Bayern immer dann, wenn der Gegner die Räume bespielt, welche die Münchener zwischen den Ketten bieten. Die Absicherung für die Defensive lässt oftmals zu wünschen übrig. Das ist auch dem geschuldet, dass sich sowohl die Außenverteidiger, als auch situativ die Innenverteidiger, oft und gerne mit nach vorne einschalten. Das eröffnet nach Ballgewinnen für mutig agierende Gegner durchaus Möglichkeiten, zumal die aktuelle Innenverteidigung der Münchener nur eine Art Notbesetzung ist. Alaba und Martinez können das zwar spielen, aber vor allem Martinez fehlen gegen gewisse Stürmertypen Standfestigkeit und vor allem Tempo.
Bis auf die beiden langzeitverletzten Abwehrspieler Niklas Süle und Lucas Herandez hat Hansi Flick in Gladbach keine Ausfälle zu beklagen. Nach zuletzt guten Auftritten scheint ein Startelfeinsatz von Nationalspieler Leon Goretzka als sehr wahrscheinlich. Thomas Müller hat unter Flick wieder einen Stammplatz. Sommerneuzugang Michael Cuisance pendelt dagegen zwischen Bank und Tribüne und spielte bislang weder unter Kovoac, noch jetzt unter Flick, eine Rolle.
Voraussichtliche Aufstellung Bayern München:
Neuer - Pavard, Javi Martinez, Alaba, Davies - Kimmich - Goretzka, Müller - Gnabry, Coman - Lewandowski
von Niklas Kirchhofer