Nach einer eher durchwachsenen Hinrunde rangiert Bayer Leverkusen mit 24 Punkten auf Platz 9 der Tabelle, was die Verantwortlichen unterm Bayer-Kreuz letztlich dazu bewog, vor Weihnachten Heiko Herrlich zu entlassen. Als Nachfolger von Herrlich wurde der ehemalige BVB-Coach Peter Bosz präsentiert.
Bosz steht für einen extrem offensiv geprägten Fußball, was zumindest in der Theorie zum Personal passt, das Bayer im Kader hat. Schon nach kurzer Zeit lässt sich die Handschrift des neuen Trainers erkennen. Bosz lässt im 4-3-3 spielen und orientiert sich dabei am 'Totaalvoetbal'. Dieser Begriff wurde von der Niederländischen Nationalmannschaft in den 70er-Jahren geprägt und findet auch heutzutage Beachtung. Peter Bosz war damit bei Ajax Amsterdam erfolgreich, wo er vor seiner Zeit in Dortmund tätig war.
Auch die Fohlen spielen seit Saisonbeginn im 4-3-3, doch der Unterschied liegt im Detail. Die Achter sowie die offensiven Außenspieler in Gladbach sorgen gegen den Ball für eine ausgeprägte Kompaktheit im Mittelfeld. In Leverkusen ist der Fokus ein anderer: Vor dem defensiven Sechser spielen mit Julian Brandt und Kai Havertz zwei extrem offensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler. Hinzu kommen in vorderster Front die Flügelspieler Leon Bailey und Karim Bellarabi. In der Mitte scheint Kevin Volland die Nase vorn zu haben. Insgesamt ist das eine geballte Angriffs-Power, die Leverkusen auf den Platz bringt.
Der Stil von Bosz ist offensiv, schnell und riskant
In dieser neuen Ausrichtung bestritt die Werkself drei Testspiele, die sämtlich gewonnen wurden. Klar ist, dass die Mannschaft von Peter Bosz nun deutlich offensiver daher kommt als zuvor. Das zeigt sich schon daran, dass in den drei Testspielen 11 Tore erzielt wurden. Eine gewisse Euphorie und Aufbruchstimmung ist in Leverkusen auszumachen, wobei trotz der vielen positiven Eindrücke nicht unterschlagen werden darf, dass Bayer in der Defensive weiterhin anfällig geblieben ist.
Der Stil von Bosz ist offensiv, schnell und riskant. Leverkusen verteidigt nun extrem hoch und spielt phasenweise ein sehr gewagtes Pressing, was wiederum dazu führt, dass bei Ballverlusten die Defensive ohne Absicherung steht und der Gegner viel Raum angeboten bekommt. Das wurde Bosz nach seinem fulminanten Start in Dortmund, als der BVB die Gegner - u.a. die Borussia mit 6:1 - förmlich überrollte, zum Verhängnis. Er schaffte es letztlich nicht, die Balance zwischen Offensive und Defensive herzustellen. Inwieweit ihm das mit Bayer gelingt, bleibt abzuwarten.
Die Partien in Leverkusen stellen für die Fohlenelf immer eine große Herausforderung dar. Der Umstand, dass Bayer einen neuen Trainer und eine neue taktische Ausrichtung hat, macht die Sache keineswegs leichter. Der Schlüssel für Borussia wird in einer stabilen Defensive und der konstruktiven Befreiung aus dem Pressing liegen.
Voraussichtliche Aufstellung Bayer Leverkusen:
Hradecky - L. Bender, Tah, S. Bender, Wendell - Aránguiz – Brandt, Havertz - Bailey, Volland, Bellarabi
von Niklas Kirchhofer