Der 13. Spieltag

Fußball verrückt

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Selten hat sich ein Punkt so wie ein Sieg angefühlt wie für Schalkes Trainer Domenico Tedesco beim 4:4 in Dortmund (Foto: Norbert Schmidt / AFP / Getty Images)

Selten hat sich ein Punkt so wie ein Sieg angefühlt wie für Schalkes Trainer Domenico Tedesco beim 4:4 in Dortmund (Foto: Norbert Schmidt / AFP / Getty Images)

Da verliert der große FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach, doch in Berichterstattung über den 13. Spieltag ist das nur ein Randthema. Die Schlagzeilen machte das groteske Revierderby.

Eigentlich hätte es reichen müssen, um nicht nur die Boulevardmedien heißlaufen zu lassen: Bayern München verliert das erste Mal unter Jupp Heynckes, Borussia Mönchengladbach wird zur Mannschaft der Stunde. Doch irgendwie lief der wahre Klassiker der Bundesliga zumindest bei den daueraufgeregten Medien weitestgehend unter dem Radar.

Das Revierderby stellte an diesem Spieltag alles in den Schatten. Und das unter dem Strich auch zurecht. Denn was Dortmund und Schalke da beim 4:4 in Westfalenstadion ablieferten, war schlichtweg verrückt. 4:0 stand es nach nur 25 Minuten für die Gastgeber. Die Dortmunder überrollten Schalke förmlich und ballerten sich den Frust der letzten Wochen ausgerechnet im Derby von der Seele.

Doch selbst ein solches Feuerwerk gegen den Erzrivalen konnte die Verunsicherung beim börsennotierten Traditionsklub nicht vertuschen. Nach der Pause gab es ein kollektives Totalversagen in Schwarz und Gelb, was tatsächlich historische Ausmaße hatte. Dortmund verspielte eine 4:0 Pausenführung und hatte am Ende noch Glück, dass man noch einen Punkt behielt. Doch den wollte in Dortmund eigentlich niemand mehr haben. Das Remis war nicht nur eine gefühlte Niederlage, sondern ein ungebremster Tritt in die Weichteile der gesamten BVB-Gemeinde. Ausgerechnet gegen Schalke blamierte sich Dortmund bis auf die Knochen.

Gelsenkirchen feiert die geschichtsträchtige Auferstehung

In Gelsenkirchen wiederum feiert man die geschichtsträchtige Auferstehung, die gruseligen ersten 45 Minuten sind vergessen. Tatsächlich hat Schalke erstmals in dieser Saison eine Halbzeit lang begeisternden Offensivfußball gezeigt. Wenn dies nicht nur der Ausnahmesituation geschuldet war, sondern künftig auch phasenweise zum Standardrepertoire gehören sollte, ist die Tedesco-Truppe ein mehr als ernsthafter Kandidat für einen Champions-League-Platz. Auch wenn man die erste Halbzeit in Dortmund sang- und klanglos mit 0:4 verloren hat.

Aber man mag es kaum glauben - es wurde auch anderswo noch Fußball gespielt an diesem Wochenende. Richtig gut war es zwar nirgendwo, aber immerhin unterhaltsam und spannend. So in Frankfurt, wo sich Leverkusen knapp mit 1:0 durchsetzte. Bayer hat sich in den letzten Wochen gemausert, Frankfurt stößt an seine natürlichen Grenzen. Wobei die Eintracht vor allem in der zweiten Halbzeit das klar bessere Team und die Niederlage sehr unglücklich war.

Unglücklich lief es auch für Gladbachs nächsten Gegner, den VfL Wolfsburg. Die Wölfe mussten in Augsburg eine frühe rote Karte für Arnold nach einer Notbremse schlucken. Dennoch gingen die Niedersachsen nach einem kapitalen Torwartfehler von Hitz in Führung, doch Augsburg drehte die Partie verdientermaßen zu einem 2:1-Erfolg. Derweil hielt sich Leipzig gegen Werder Bremen mit 2:0 schadlos. Auch wenn Bremen etwas unter Wert geschlagen wurde.

Köln auf dem Weg zurück zum Chaos-Klüngel-Klub

Verdient war der zweite Saisonsieg des SC Freiburg. Die Breisgauer zwangen Mainz 05 mit 2:1 in die Knie. Christian Streich und seinen Mannen fiel ein Stein vom Herzen - auch dieser Erfolg hing am seidenen Faden und der SC bleibt trotz des Dreiers im Tabellenkeller. Dort hat sich der HSV mit einem überraschend deutlichen 3:0 gegen Hoffenheim einen Hauch Luft zum Atmen verschafft. Die Kraichgauer zahlen in diesen Wochen den Preis für ihre Teilnahme an der Europa League. Auch wenn sich das Kapitel seit Donnerstag erledigt hat, sind die Auswirkungen spürbar. Doch alleine die Belastung darf keine Ausrede für den enttäuschenden Auftritt in Hamburg sein.

Schiedlich friedlich trennten sich am Freitagabend die beiden Aufsteiger aus Hannover und Stuttgart. Das 1:1 war ein gerechtes Remis, beide Neulinge halten sich auf Platz 10 bzw. 12 mehr als respektabel. Irritierend allenfalls, dass Hannovers Manager Horst Heldt offenbar mit einem Jobangebot des 1.FC Köln kokettiert. Da droht in Niedersachsen weitere Unruhe, die ja im Umfeld aufgrund der Situation um Vereinspatron Kind ohnehin schon groß ist.

Bei der Personalie Horst Heldt stellen sich derweil gleich zwei Fragen. Was will Heldt in Köln und um Himmels willen was will der FC mit Heldt? In der Domstadt muss man spätestens seit Sonntag nach der 0:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC und den ungeschickten Aussagen von Toni Schumacher attestieren, dass der FC nicht nur auf dem direkten Weg in die zweite Liga ist, sondern auch wieder zum Chaos-Klüngel-Klub mutiert. Es ist schon erschreckend, wie schnell dort die gute Arbeit der letzten Jahre in die Tonne getreten wird. Zumindest sieht vieles danach aus. Der FC hat übrigens einen weiteren Meilenstein gesetzt: Noch nie in der Bundesligageschichte war ein Verein nach 13 Spieltagen schlechter als Köln. Oder wie es aus einer Gladbacher Ecke zu lesen war: Borussia hat alleine gegen Bayern mehr Punkte geholt als der FC in 13 Spielen zusammen ...

 


von Marc Basten

 

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