Es war der Aufreger des Spieltages. Hertha BSC versuchte mit Mann, Maus und sämtlichen Mätzchen, die es im Fußball gibt, eine 1:0-Führung gegen die Bayern über die Zeit zu bringen. Da lagen plötzlich überall Berliner mit Krämpfen auf dem Rasen, jede Spielunterbrechung wurde aufs Äußerste gedehnt. Der Schiedsrichter ahndete diese Verschleppungen mit einer Nachspielzeit von 5 Minuten. Soweit, so konsequent.
In der Nachspielzeit wechselte Hertha erst Mittelstädt für Kalou (92.) und dann Lustenberger für Haraguchi (94.) ein. Logisch, dass die ausgewechselten Spieler nicht vom Feld sprinteten. Mit derartigen Wechseln nimmt man halt Zeit von der Uhr. Nachvollziehbar, dass der Referee nicht punktgenau nach fünf Minuten abpfiff, sondern den sich anbahnenden Bayernangriff noch durchwinkte. Zehn Sekunden später foulte Pekarik und der Schiedsrichter ließ den Freistoß noch ausführen - Lewandowski traf aus dem Getümmel heraus in der 96. Minute zum Ausgleich.
Es ist verständlich, dass sich die Berliner aufregten und vom ›Bayern-Bonus‹ gesprochen wird. Doch die Nachspielzeit ist halt Ermessenssache des Schiedsrichters und es gab vom Verlauf her keinen Anhaltspunkt, dass er bei seiner Einschätzung grundlegend falsch gelegen hätte.
Wen interessiert eine leere Tribüne oder das 50.000 Tor?
Eine ähnliche, wenn auch öffentlich wenig beachtete Situation, gab es am zweiten Spieltag bei der Partie Freiburg gegen Mönchengladbach. Da lief Andreas Christensen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit dem Ball am Fuß an den gegnerischen Strafraum und wurde gefoult. Der Schiedsrichter ahndete das Foul, ließ den Freistoß aus vielversprechender zentraler Position aber nicht mehr ausführen, sondern pfiff zur Halbzeit. Auch das war regelkonform, doch ließ der Referee hier Fingerspitzengefühl vermissen. Eben das zeigte sein Kollege jetzt in Berlin - auch wenn es schmerzhaft für die Hertha war.
Was brachte der 21. Spieltag sonst noch? Unmengen Bilder von der leeren Südtribüne in Dortmund. Das Brimborium, das um die Sperre gemacht wurde, war einfach unerträglich. Dortmund siegte auch vor den Betontreppen locker mit 3:0 gegen Wolfsburg.
Ebenfalls großes Theater wurde am Freitagabend um das 50.000 Tor der Bundesligageschichte gemacht, das Karim Bellarabi beim 3:1 Auswärtssieg der Leverkusener in Augsburg erzielte. Ja, man kann es ruhig erwähnen. Aber dass sich gleich die Eilmeldungen über dieses ›historische‹ Ereignis überschlagen, muss nicht sein. Oder erinnert sich irgendwer an den Schützen des 25.000 Tores?
Frankfurt mit gebrauchtem Tag, Bremen mit Lebenszeichen
Doch vielleicht braucht die Bundesliga solche Nebensächlichkeiten, weil das sonstige Geschehen eher unspektakulär war. Der HSV trennte sich 2:2 von besseren Freiburgern, Frankfurt unterlag an einem komplett gebrauchten Tag mit 0:2 gegen Ingolstadt. Hoffenheim gelang ein Arbeits- und Pflichtsieg gegen Darmstadt (2:0) und Werder Bremen siegte beim Lieblingsauswärtsgegner Mainz mit 2:0 und gab damit ein Lebenszeichen ab.
Am Sonntag siegte ein starkes Leipzig 2:1 in Mönchengladbach. Die Borussen hätten freilich einen Punkt verdient gehabt, aber RB hat schon Qualität und steht nicht umsonst auf dem zweiten Tabellenplatz. Die Mätzchen, die Trainer Hasenhüttl offensichtlich aus Ingolstadt in den Osten der Republik importiert hat, hat RB eigentlich nicht nötig. Möglich, dass RB auf diese Art und Weise ein paar Punkte gewinnt. Akzeptanz allerdings keine.
Zum Ausklang des Spieltages trennte sich der FC aus Köln von Schalke 04 1:1. Spektakulär unspektakulär.