Ein rassiges Spiel bekamen die Zuschauer im Berliner Olympiastadion zwischen Österreich und den Niederlanden zu sehen. Während in der Hauptstadt alles in Oranje getaucht war und die niederländische Party weiterging, legten ‘The Flying Dutchmen’ auf dem Platz eine Bauchlandung hin.
Mit hoher Laufbereitschaft und großer Intensität lieferte Österreich, wieder mit Max Wöber in der Startelf, den Niederländern einen tollen Fight und behielt am Ende verdient mit 3:2 die Oberhand. Dortmunds Malen sorgte mit einem Eigentor für die Führung der Österreicher (6.), Gakpo glich unmittelbar nach der Pause aus (47.). Nach knapp einer Stunde traf der kleine Bremer Romano Schmid per Kopf zur neuerlichen Führung für Österreich, die Depay eine Viertelstunde später egalisierte.
Österreich als Gruppensieger - Frankreichs Offensive lahmt
Das Remis war eher schmeichelhaft für die Niederländer, denen es an Struktur fehlte – und die in der Defensive überraschend anfällig waren. Das nutzte Sabitzer in der 80. Minute zum dritten Treffer, womit er den verdienten 3:2-Sieg besiegelte. Und da Frankreich zeitgleich gegen die bereits ausgeschiedenen Polen nicht über ein 1:1 hinauskam, zieht Österreich sogar als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.
Die Niederlande als Dritter haben sich zwar auch für die Ausscheidungsrunde qualifiziert, werden aber nun auf einen vermeintlich schwereren Gegner treffen. Favorit Frankreich schließt die Vorrunde als Zweiter ab, gibt aber weiterhin große Rätsel auf. Vor allem die hochgelobte Offensive von ‘Les Bleus’ enttäuscht bislang auf ganzer Linie. Gegen Österreich benötigte man das Eigentor von Wöber zum Sieg, gegen die Niederlande endete die Partie torlos und jetzt gegen Polen gelang erneut kein Tor aus dem Spiel heraus - es wurde ein Elfmeter benötigt, damit Mbappé (mit Maske) sein erstes Turniertor erzielte.
Lewandowskis ‘Storchentanz’ gehört verboten
Frankreich hatte eigentlich genügend Chancen für weitere Tore, aber die Abschlussschwäche war mehr als irritierend. Dennoch steht zu befürchten, dass der Knoten alsbald platzen könnte - und damit muss man die Franzosen natürlich weiter auf der Rechnung haben, wenn es um Titelambitionen geht. Die Polen verabschiedeten sich dagegen ehrenhaft aus dem Turnier, weil sie sich trotz des bereits feststehenden Ausscheidens nicht hängen ließen.
Eine Anmerkung noch zu diesem Spiel: Lewandowski verschoss einen Elfmeter, durfte aber nochmal ran, weil Frankreichs Torwart zu früh die Torlinie verlassen hatte. Das erschien schon fast absurd, weil Lewandowski mit seinem stockenden Anlauf den ganzen Ablauf extrem verzögerte. Es bedarf wirklich einer Regelanpassung, dass solch ein ‘Storchentanz’ mit langen Pausen nicht mehr durchgewinkt wird.
England Gruppensieger mit hässlichem Fußball
Nach dem unterhaltsamen frühen Match zwischen Österreich und den Niederlanden waren die beiden abschließenden Spiele in Gruppe C am Abend nicht mehr als eine Einschlafhilfe. Dänemark reichte in München das torlose Remis gegen Serbien, um sich als Gruppenzweiter für das Achtelfinalspiel gegen Deutschland zu qualifizieren. Die Skandinavier waren sehr harmlos und sicherten sich den zweiten Platz letztlich über die ‘Fair-Play-Tabelle’ gegenüber den punkt- und torgleichen Slowenen.
Die wiederum trotzten England in Köln ein 0:0 ab und erreichten erstmals das Achtelfinale. England darf sich derweil als Gruppensieger feiern lassen, wobei man sich außer dem nackten Tabellenplatz nahezu alles schönsaufen muss, was ‘The Three Lions’ abliefern. Deutschland wurde vor ein paar Jahrzehnten oftmals dafür kritisiert, sich mit hässlichem Fußball durch ein Turnier zu mogeln. Die Engländer scheinen dies jetzt perfektionieren zu wollen. Und es steht zu befürchten, dass sie vielleicht gerade deshalb noch weit kommen könnten.
von Marc Basten