Nachdem die Schweizer in den vorangegangenen Partien gleich fünf Punkte durch späte Gegentore verloren hatten, zeichnete sich am späten Dienstagabend in Genf ein ähnliches Szenario ab. Im vorentscheidenden Spiel gegen Irland war die ‘Nati’ nach einer selbstbewussten Startphase früh durch einen sehenswerten Treffer des ehemaligen Frankfurters Haris Seferovic in Führung gegangen. Die Schweizer, mit dem ‘Gladbacher-Gerüst’ Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria und Breel Embolo - dazu noch Granit Xhaka als Ex-Borusse - angetreten, beherrschten Spiel und Gegner.
Doch weil es ihnen auf einem katastrophalen Acker in Genf nicht gelang, zeitig den zweiten Treffer nachzulegen, steuerte das Spiel unweigerlich auf die alles entscheidende Frage zu: Würden die Schweizer erneut am Ende einbrechen? Spätestens als Breel Embolo in der 77. Minute einen Handelfmeter herausholte - und gleichzeitig dem irischen Kapitän eine Gelb-Rote-Karte besorgte -, aber der sonst so sichere Ricardo Rodriguez (Ex-Wolfsburg) vom Punkt scheiterte, drohte den Schweizern Ungemach.
Und tatsächlich wackelten sie noch zwei-, dreimal bedenklich, ehe in der Nachspielzeit der Mainzer Edimilson Fernandes in Co-Produktion mit dem Iren Shane Duffy das 2:0 markierte. Die Erleichterung auf Seiten der Schweizer war unübersehbar - sie haben es nun in der eigenen Hand, im November mit Siegen gegen Georgien und Gibraltar die EM-Teilnahme sicherzustellen.
Für die Gladbacher Profis ist der Erfolg von Genf erfreulich, allerdings haben sie auch ordentlich Körner gelassen. Yann Sommer kam noch ganz gut weg - er wurde gegen die Iren nur bei wenigen Pflichtaufgaben geprüft. Nico Elvedi lieferte sich mit den körperlich grenzwertig zur Sache gehenden Gegenspielern derweil einige harte Duelle. Eine Blöße gab sich der als rechter Mann der Dreierkette agierende Elvedi allerdings nicht - unter dem Strich war es eine blitzsaubere Partie inklusive sehenswerter Grätschen im Schlamm.
Denis Zakaria beackerte derweil das Mittelfeld links neben Xhaka. Überragend die Balleroberungen des 22-Jährigen, dessen Laufpensum immens war. Ärgerlich aus Schweizer Sicht, dass sie Zakaria bei mehreren Angriffen nicht mit einbezogen. Obwohl der Borusse gut in freie Räume startete, wurde er nicht angespielt. Stattdessen versuchten es Rodriguez, Lichtsteiner & Co viel zu oft mit sinnlosen Flanken aus dem Halbfeld. Kurz vor Schluss war Zakaria von Krämpfen geplagt, biss sich aber durch und sorgte in den wackeligen letzten Minuten mit einigen klugen Aktionen für Schweizer Ballkontrolle.
Unter dem in letzter Instanz oft sehr einfallslosen Offensivspiel litt auch Breel Embolo. Der 22-Jährige machte viele Wege, bekam aber kaum verwertbare Anspiele. So war er nur dann richtig auffällig, wenn er sich aus der tieferen Position mit Einzelaktionen versuchte. Embolo holte den einen oder anderen Freistoß heraus und sorgte für Unruhe bei den Iren. Gleich mehrfach eroberte er durch frühes Attackieren den Ball, doch die Mitspieler waren auf schnelles Umschaltspiel nicht eingestellt. Im zweiten Durchgang hatte Embolo drei nennenswerte Strafraumaktionen: Ein Schuss wurde zur Ecke geblockt, einmal verzog er nach gutem Move und in einer ähnlichen Situation holte er den Handelfmeter heraus. Zwei Minuten vor Schluss wurde er ausgewechselt - auch Embolo war gezeichnet von dem aufwändigen Spiel auf tiefem Boden. Spurlos, das steht fest, ist der Abend an den Borussen nicht vorbeigegangen.
von Marc Basten