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Die EM-Euphorie fährt Achterbahn

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Manuel Neuer vor dem Länderspiel gegen Griechenland in Mönchengladbach (Foto: Uwe Kraft - Getty Images)

Die DFB-Auswahl gibt eine Woche vor dem Auftaktspiel zur Europameisterschaft Rätsel auf. Die Generalprobe im Borussia-Park in Mönchengladbach gegen Griechenland war weder Fisch noch Fleisch - und ein Dämpfer für die euphorische Stimmung im Lande.

Eine Woche vor dem Start der Europameisterschaft ist die Stimmung im Lande herausragend - eigentlich. Die Vorfreude bei den Menschen in Deutschland ist riesengroß, die Marketing-Maschinerie läuft auf vollen Touren und die DFB-Elf wird als einer der Top-Favoriten auf den Titel gehandelt. Die Stadien werden voll sein, Public-Viewing gibt es an vielen Orten und die Alternativen für den heimischen TV-Genuss sind erstklassig. 

Seitdem Julian Nagelsmann der in den letzten Jahren so ins Straucheln geratenen DFB-Elf im März dieses Jahres quasi aus dem Nichts neues Leben eingehaucht hat, hat sich eine regelrechte Euphorie entwickelt. Doch jetzt, wo es nur noch wenige Tage bis zum Auftaktmatch gegen Schottland sind (Freitag, 14. Juni um 21 Uhr), erhält der Hype um die Nationalmannschaft einige Dämpfer.

Extreme Konteranfälligkeit

Schon das 0:0 gegen die Ukraine am vergangenen Montag war nicht das Gelbe vom Ei, doch immerhin gab es in diesem Vorbereitungsspiel einige Ansätze, aus denen sich mit etwas Fantasie im EM-Turnier durchaus etwas Erfolgversprechendes entwickeln könnte. Beim letzten Testspiel gegen Griechenland im Borussia-Park in Mönchengladbach am Freitagabend war davon nicht viel zu sehen - trotzt des knappen 2:1-Erfolgs.

Die Griechen, Nummer 50 der Weltrangliste, deckten im ‘Wohnzimmer’ der Fohlenelf vor allem im ersten Durchgang schonungslos die Schwächen der DFB-Elf auf. Schon gegen die Ukraine wurde die Anfälligkeit bei Kontern offensichtlich und auch gegen Griechenland taten sich extreme Lücken auf. Erschwerend kam hinzu, dass auf die Nationalmannschaft ein Torwart-Problem zuzukommen scheint, an dem auch Julian Nagelsmann seine Mitschuld trägt. 

Neuer kein Rückhalt, sondern ein Sicherheitsrisiko

Dass Julian Nagelsmann, der bei seinen Personalentscheidungen stets das Leistungsprinzip in den Vordergrund stellt, dieses ausgerechnet auf der Torwartposition aushebelt, sorgt für Kopfschütteln. Er hat Manuel Neuer so etwas wie eine Einsatzgarantie erteilt, obwohl der Bayern-Keeper durch seinen langen Ausfall und auch dem Alter geschuldet deutlich schwächelt. Der Patzer vor dem 0:1 der Griechen war keine Ausnahme, sondern reihte sich nahtlos ein in Neuers Fehlerkette in den letzten Monaten. 

Durch seine Verletzungen hat Neuer nicht auf konstant hohem Level spielen können, ihm fehlt ganz offensichtlich der Rhythmus. Auch wenn er immer noch hier und da mit richtig guten Reflexen aufwarten kann, ist er meilenweit von der Ausstrahlung früherer Jahre entfernt. Man muss es so klar formulieren: Neuer ist in dieser Verfassung kein Rückhalt, sondern ein Sicherheitsrisiko. Julian Nagelsmann stärkt dem 38-Jährigen dennoch weiter den Rücken. »Ich lasse keine Diskussion aufkommen, er hat weiter mein Vertrauen«, sagte der Bundestrainer über den ein Jahr älteren Torwart. 

»Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden - aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden«

Aber es lag nicht nur an Neuer allein, dass die Griechen zur Pause in Mönchengladbach verdient mit 1:0 führten. Insgesamt fehlte bei der DFB-Elf die Entschlossenheit, die im März gegen Frankreich und die Niederlande für die überraschende Wiederauferstehung gesorgt hat. Auch nach der Pause war es nicht wirklich gut, was die Nationalkicker da auf den Rasen des Borussia-Parks brachten - aber immerhin stimmte am Ende das Ergebnis. Kai Havertz war der Ausgleich gelungen (56.) und der eingewechselte Pascal Groß traf in der 89. Minute sehenswert zum 2:1.

Für Nagelsmann hatte die unrunde Generalprobe auch etwas Gutes. »Es war auch ein Test für die Psyche, um mit Druck umzugehen. Das fand ich sehr wertvoll. Wir mussten nach der ersten Halbzeit eine Reaktion zeigen und das haben wir getan. Wir hatten mehr Kontrolle und am Ende war der Sieg wichtig, auch um die Fans mitzunehmen.« Denn mit der Euphorie und Aufbruchstimmung möchte man sich durchs Turnier tragen lassen. Auch wenn Routinier Toni Kroos den Ist-Zustand eine Woche vor Beginn der EM treffend beschrieb: »Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden - aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden«.

 

von Redaktion TORfabrik.de

 

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