Julian Baumgartlinger ist ein Fußballprofi, der etwas zu sagen hat. Der an diesem Montag 29 Jahre alt gewordene aktuelle Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft hat einiges erlebt, seit er im November 2007 sein Profidebüt für 1860 München im Zweitligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach gegeben hat.
Von München ging es für den Mittelfeldspieler zur Austria nach Wien, von dort aus in die Bundesliga zu Mainz 05. Im letzten Sommer wechselte er zu Bayer Leverkusen, wo er jedoch oftmals auf der Bank sitzt.
Vielleicht fand er da Zeit und Muße, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Jedenfalls gab Baumgartlinger kürzlich der in Wien erscheinenden Tageszeitung ›DER STANDARD‹ ein interessantes Interview.
Er spricht darin u.a. die Vorbildfunktion der Fußballprofis an. »In der heutigen Zeit ist es allerdings schwierig geworden, Stellung zu beziehen, die Meinung kundzutun. Alles wird polarisiert und zerpflückt, speziell in den sozialen Medien. Ein schmaler Grat«.
Die Ausuferungen auf den Social-Media-Plattformen will sich Baumgartlinger nicht mehr antun. »Ich habe mich persönlich von diesen Netzwerken verabschiedet, will kein Teil davon sein, habe meine Accounts gelöscht. Es geht nur um Klicks, nicht um Inhalte, Wahrheiten oder Verantwortung«.
Auch zur Entwicklung des modernen Fußballs hat der Lockenkopf eine klare Meinung: »Der Markt wird sich regulieren, denn das System ist krank. Manipulation und Korruption sorgen dafür, dass man sich von der Basis, dem Spiel an sich, vom ehrlichen Wettbewerb, verabschiedet hat. Auch die Aufblähung ist ein Problem, die Europameisterschaft hat bereits darunter gelitten, Qualität und Interesse sind gesunken«.
Baumgartlinger: »Es ist auch bedenklich, wie sich das Spiel taktisch entwickelt. Nur mehr mit Fünferkette verteidigen, reaktiv sein. Das romantische Bild, ein Match zu leben, mit dem Ball dominant zu sein, will fast keiner mehr. Weil das Konstruktive schwieriger zu realisieren ist als das Destruktive«.
Hinsichtlich der Fluktuation bei Trainern und Sportdirektoren in der Bundesliga findet der Österreicher ebenfalls deutliche Worte: »Geduld wurde abgeschafft. Die Zeit, etwas zu entwickeln, bekommt kaum mehr ein Verantwortlicher. Entwicklung ist etwas für Romantiker.
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