Das dritte Gruppenspiel der WM für Deutschland war schon eine Zeit abgepfiffen, da schwenkte die TV-Kamera auf die deutsche Auswechselbank. Obwohl es einen 4:2-Sieg gegen Costa Rica gegeben hatte, wurden nur enttäuschte Gesichter eingefangen. Jonas Hofmann saß dort mit leerem Blick und schien in Gedanken ganz weit weg. Offensichtlich war er gerade dabei, die Erkenntnis zu verarbeiten, dass sein WM-Traum vorbei ist und vermutlich sogar mehr als das.
Gegen Costa Rica hatte Bundestrainer Flick erstmals komplett auf die Dienste des Gladbachers verzichtet. Gegen Japan waren es noch 23 Minuten, gegen Spanien 5 und nun blieb Hofmann ohne Einsatzminuten. Letztlich spielte Hofmann bei seinem ersten und wahrscheinlich auch letzten Turnier nur eine Nebenrolle. Auch wenn die WM vielleicht ganz anders hätte laufen können, wenn Hofmann kurz nach seiner Einwechslung gegen Japan die Chance zum vorentscheidenden 2:0 genutzt hätte.
Deutschlands Abwehrverhalten wie Borussia unter Hütter
Doch das ist Kaffeesatzleserei. Fakt ist vielmehr, dass Deutschland erneut nach der Vorrunde ausgeschieden ist und dieses so eigentümliche Turnier durch die Hintertür verlässt. Begleitet von viel Hohn und Spott – nicht nur aus der Fußballwelt. Dabei war das Ausscheiden komplett unnötig, denn die Flick-Elf hatte in jedem Spiel mehr als genug Möglichkeiten, als selbstbewusster Sieger vom Platz zu gehen. So viele Chancen wie Deutschland hat sich kein anderes Team heraus gespielt. Dass man so viel hat leichtfertig liegen lassen, war einer der Knackpunkte.
Letztlich ist Deutschland an der fehlenden Balance gescheitert. Die Konsequenz im Abschluss fehlte, im Mittelfeld mangelte es an Impulsgebern für Rhythmuswechsel und die Abwehr erinnerte in ihrer eklatanten Anfälligkeit sehr stark an Borussia Mönchengladbach unter Adi Hütter. Nahezu jeder einfache Angriff des Gegners wurde gefährlich, weil die Außenverteidiger entweder nur offensiv dachten oder keine waren und die Innenverteidigung mit den besseren Bahnschranken Rüdiger, Süle oder Schlotterbeck alles ausstrahlte, nur keine Souveränität. Und wenn dann der vermeintliche Weltklassetorwart Neuer nur als Assistgeber für den Gegner auffällt, muss man sich über ein Ausscheiden nicht großartig wundern.
Wermutstropfen für Itakura
Jonas Hofmann wird also bereits an diesem Freitag die Heimreise antreten und – das ist aus Gladbacher Sicht gut – einen verlängerten Urlaub genießen können. Ob er bei der Neuausrichtung der Nationalelf noch eine Rolle spielen wird, ist mehr als fraglich. Der Fokus des 30-Jährigen wird sich vermutlich vollends auf die Borussia richten müssen – und das ist keine schlechte Nachricht für die Fohlen. Dagegen ist der Fokus von Ko Itakura noch ganz klar auf das WM-Turnier gerichtet. Denn der Gladbacher Innenverteidiger schaffte mit Japan die große Überraschung und zog als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.
Für Japan gilt: Wer Deutschland und Spanien besiegt, hat es auch absolut verdient. Im Gegensatz zur DFB-Elf waren Itakura & Co nämlich sehr effektiv. Sie haben zweimal klug die Überheblichkeit des Gegners ausgenutzt und eiskalt zugeschlagen. Ko Itakura war dabei ein wichtiger Bestandteil des Erfolges. Der 25-Jährige absolvierte alle drei Gruppenspiele über die volle Distanz und zeigte sich ausgesprochen stabil. Einen dicken Wermutstropfen muss Itakura allerdings verkraften. Weil er gegen Spanien die zweite Gelbe Karte im Turnierverlauf sah, muss er im Achtelfinale gegen Kroatien am Montag zuschauen.
von Redaktion TORfabrik.de