In der Fußballwelt mag viel Geld bewegt werden und vieles, ja fast alles, wird in diesem Showgeschäft größer dargestellt, als es wirklich ist. In Wahrheit ist die große weite Welt auch nicht mehr als ein kleines Dorf, wo jeder jeden kennt und alles irgendwie miteinander zusammenhängt. Ein Beispiel ist der anstehende Transfer von Denis Zakaria von Juventus Turin zur AS Monaco. Da stellt sich schon die Frage, wieso die Monegassen für den Schweizer Nationalspieler, der seit seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach gefühlt kein Bein mehr auf den Boden bekommen hat, eine kolportierte Ablöse von 20 Millionen hinblättern.
Die Antwort ist simpel: Denis Zakaria ist der Wunschspieler von Adi Hütter. Der ehemalige Borussencoach hat mit Zakaria nicht nur in seinem mäßig erfolgreichen Jahr am Niederrhein zusammengearbeitet, sondern gilt auch als Entdecker und Förderer des Mittelfeldspielers bei Young Boys Bern. Und da Zakaria auf dem Markt ist, hat Hütter seinen neuen Arbeitgeber davon überzeugt, dass der Schweizer die Verstärkung ist, welche Monaco im Mittelfeld noch benötigt.
Zakaria ohne Chance bei Juventus und Chelsea
Bei Juventus Turin, so verlautet es aus Italien, ist man derweil ziemlich froh, das Kapitel Zakaria einigermaßen schadlos abschließen zu können. ‘Zak’ war im Januar 2022 von Gladbach nach Turin gewechselt - für eine Ablöse von etwas über acht Millionen Euro zuzüglich Bonuszahlungen. Ein Deal, den die Borussen nicht abschlagen konnten, denn Zakaria wäre ein halbes Jahr später ablösefrei gewesen. Doch die Investition zahlte sich für Juventus nicht aus - Zakaria konnte sich, auch verletzungsbedingt, nicht durchsetzen und wurde daraufhin zum FC Chelsea verliehen.
Doch auch in London bei den Blues lief für Zakaria nicht viel zusammen. Er kam kaum zum Zug und daher spielte er auch in der Schweizer Nationalmannschaft bei der Winter-WM in Katar nur eine Nebenrolle. Chelsea hatte erwartungsgemäß keinen gesteigerten Bedarf, Zakaria über das Jahr Leihe hinaus zu binden, sodass der mittlerweile 26-Jährige eigentlich wieder in Turin hätte aufschlagen müssen. Doch die Norditaliener hatten weiterhin keine Verwendung für Zakaria und die Situation schien verfahren - bis Adi Hütter in Monaco anheuerte und plötzlich ein ernsthafter Interessent auf dem Markt war.
Crash mit Sommer als Karriereknick für ‘Zak’
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang allenfalls die Ablöse, die diversen Berichten entsprechend rund 20 Millionen betragen soll. Das ist für einen ungewollten Bankdrücker vergleichsweise viel, andererseits scheint auf dem Transfermarkt ohnehin jede Ordnung verloren gegangen zu sein. Aus Gladbacher Sicht ist das ein Vorteil, denn aufgrund der seinerzeitigen Klauseln partizipiert Borussia an einem Weiterkauf von Zakaria. Wenn die Größenordnung der Ablöse so ist wie berichtet, könnte Borussia mit etwas mehr als zwei Millionen Euro rechnen. Das ist gewiss nicht schlecht und in diesem Fall ist ein Dankeschön an Adi Hütter fällig.
Gleichwohl hatte man sich bei Borussia ursprünglich deutlich mehr von einem Verkauf von Denis Zakaria versprochen. Dass die Borussia mit dem Schweizer ein Juwel an Land gezogen hatte, war eigentlich direkt klar, als er 2017 von Young Boys Bern an den Niederrhein wechselte. Zakaria war auf dem Weg zum absoluten Topstar und sein Marktwert schien durch die Decke zu gehen. Der eigentliche Plan war, Zakaria spätestens im Sommer 2021, ein Jahr vor Ablauf seines Vertrags, für 35 Millionen aufwärts zu verkaufen. Doch es kam anders. Im März 2020 rasselte der Schweizer im Heimspiel gegen Borussia Dortmund bei einer Klärungsaktion mit seinem Keeper Yann Sommer zusammen. Mit einer Knieblessur schied Zakaria aus, nach ersten Verlautbarungen sollte es eine schmerzhafte, aber nicht wirklich ernste Verletzung sein. Eine Woche später folgte der Liga-Lockdown und damit verschwand auch das Thema Zakaria weitestgehend von der Bildfläche.
Immerhin steht Borussias nicht mit leeren Händen da
Dass die Sache nicht ganz so harmlos war wie angenommen, sickerte allmählich durch. Es stellte sich heraus, dass statt der angedachten konventionellen Behandlung doch eine Operation vonnöten war, die acht Wochen nach dem Dortmundspiel erfolgte. Weiterhin gab es keine offizielle Verlautbarung, welche genaue Verletzung sich Zakaria am linken Knie zugezogen hatte, später war von einem Knorpelschaden die Rede. Mehr als ein Jahr dauerte es, bis er wieder halbwegs in Form war. Erst im Verlauf der Hinrunde unter Adi Hütter erlebte man in Mönchengladbach in Ansätzen wieder den Denis Zakaria, wie man ihn aus der Zeit vor seiner Verletzung kannte.
Die vermeintlichen Interessenten waren aufgrund des ungewissen Gesundheitszustands von der Bildfläche verschwunden, zudem hatten viele Klubs in dieser Zeit mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen. Es waren die Wochen und Monate, in denen Worte wie Demut im Zusammenhang mit Profifußball in den Mund genommen wurden. Man wollte den Menschen tatsächlich vermitteln, dass man erkannt habe, den Irrsinn mit hohen Gehältern und Ablösen endlich stoppen zu müssen. Wie wenig Substanz hinter dem scheinheiligen Gebaren steckte, ist nicht erst seit dem 100-Millionen-Transfer von Kane zu Bayern offensichtlich. Im Falle Zakaria und Borussia waren die Zeiten für großes Geld jedoch sehr ungünstig - und deshalb muss man in Gladbach zufrieden sein, nicht gänzlich mit leeren Händen dazustehen. Den möglichen Nachschlag jetzt kann man gut gebrauchen. Denis Zakaria ist derweil zu wünschen, dass er unter Adi Hütter in Monaco endlich sein Glück findet.