Die Bochumer kommen mit viel Selbstvertrauen nach Mönchengladbach. Am vergangenen Wochenende konnte man an der Castroper Straße den FC Bayern München besiegen. Und das nicht einmal unverdient. Zwar kämpften die Bayern zeitweise in Unterzahl, der VfL Bochum wusste aber auch schon vorher mit viel Herz und Einsatz zu überzeugen. Klar ist, dass bei einem Sieg gegen die Bayern einiges passen muss. Doch die Leistung, die am Ende zu den drei Punkten führte, war kein Zufall oder reines Glück.
Mit bescheidenen Mitteln hat es Trainer Thomas Letsch gemeinsam mit seiner Mannschaft geschafft, einen fast sicher geglaubten Abstiegskandidaten zu einem konkurrenzfähigen Bundesligisten zu formen. Im Pflichtspieljahr 2024 verloren die Bochumer lediglich das Auswärtsspiel in Dortmund Ende Januar. In den letzten drei Partien blieb man ungeschlagen, holte fünf Punkte und zog somit am kommenden Gegner Borussia Mönchengladbach in der Tabelle vorbei. Aktuell steht der VfL Bochum auf einem soliden elften Tabellenplatz und hat mit 25 Punkten drei mehr als die Fohlen.
Letsch sorgt für Stabilisierung
Noch zu Beginn der Saison tat sich die Mannschaft um Kapitän Anthony Losilla extrem schwer und man steckte in der Abstiegszone fest. Doch schnell konnte man wichtige Punkte einfahren und Stück für Stück Konstanz in die Leistung bringen und somit in der Tabelle immer weiter nach oben klettern. Natürlich ist der elfte Tabellenplatz kein ruhmreicher Erfolg. Für den VfL ist es aber eine positive Entwicklung, spielte man in den vergangenen Jahren doch zumeist bis zum Ende der Saison um den Klassenverbleib.
Trainer Thomas Letsch hat seit September 2022 das Ruder übernommen und genießt das uneingeschränkte Vertrauen des Vereins. Unter seiner Führung entwickelt sich der VfL Bochum von einem Team, das mit dem Ball wenig anzufangen wusste, zu einer Mannschaft, die sich kontinuierlich spielerisch verbessert und zunehmend überzeugend auftritt. Das Bochumer Spiel ist immer noch kein Leckerbissen, doch gerade gegen den Ball sieht man die Handschrift von Letsch eindeutig. Sein Team ist besonders im Gegenpressing enorm aktiv und aggressiv. Immer wieder führt dies zu hohen Ballgewinnen oder aber zu blitzschnellen Umschaltsituationen.
DNA beibehalten
Trotz dieser Weiterentwicklung hat es Letsch zusammen mit seiner Mannschaft es geschafft, die Faktoren, für die der VfL Bochum stand, beizubehalten. Mit viel Einsatz, Laufbereitschaft und einer harten Zweikampfführung macht der VfL es aktuell jedem Gegner schwer. Mit Ball fehlen sicherlich stellenweise noch spielerische Qualitäten, doch mit dem Einsatz jedes einzelnen Spielers kann dies oft kompensiert werden. Was jedoch nicht immer zu kompensieren ist, sind die vielen Gegentore der Bochumer. Bereits 41 Treffer kassierte der VfL, was der drittschlechteste Wert der Liga ist. Nur die Gladbacher Borussia (43) und Tabellenschlusslicht Darmstadt (51) fingen sich noch mehr Gegentore.
Taktisch gesehen hat Letsch die klare Grundformation gefunden. Fast immer wird in einem 4-3-3 System gespielt, was von Gegner zu Gegner auch ein 4-2-3-1 werden kann. Vorne ist immer ein physisch starker Stürmer gesetzt, der von zwei schnellen und dribbelstarken Außenspielern flankiert wird. Klassisch sucht Bochum im Aufbauspiel entweder die zentrale Anspielstation, die dann auf die nachrückenden Spieler ablegt, oder aber es geht mit Steilpässen in den Rücken des Gegners über die enorm schnellen Spieler auf der Außenbahn.
Kapitän Losilla fehlt gesperrt
Wie sein Kollege Gerardo Seoane muss auch Thomas Letsch am Samstag auf einige Spieler verzichten. Tim Oermann und Patrick Osterhage fehlen verletzungsbedingt. Anthony Losilla, der Leader im Mittelfeld, fehlt aufgrund einer Gelbsperre in Mönchengladbach. Freuen dürfte Letsch die Rückkehr von Offensivmann Matúš Bero, der vermutlich direkt in die Startelf rutschen könnte. Weitere Veränderungen an der Startelf im Vergleich zum Sieg gegen die Bayern wird es vermutlich nicht geben.
Wie auch schon in der letzten Saison kann Takuma Asano ein Unterschiedsspieler sein. Der japanische Wirbelwind zeigt nicht nur herausragende Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins, sondern präsentiert sich auch äußerst gefährlich im Abschluss. Mit sechs Treffern ist Asano der beste Angreifer seiner Mannschaft und wird nicht zuletzt deswegen für die neue Saison u. a. mit Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht. Offensivspieler Kevin Stöger ist neben Losilla der Strippenzieher im Bochumer Mittelfeld. Bereits sechs Treffer konnte Stöger mit seinen Zuspielen vorbereiten. Auch im Abschluss ist der Österreicher mit fünf Toren immer für Gefahr gut. Abwehrspieler Bernardo macht ebenfalls auf sich aufmerksam. Der 28-jährige Brasilianer, der vor ein paar Jahren auch mal in Gladbach im Gespräch war, ist ein wichtiger Faktor in der Defensive der Bochumer.
Voraussichtliche Aufstellung VfL Bochum:
Riemann - Gamboa, Ordets, K. Schlotterbeck, Bernardo - Masovic - Asano, Stöger, Bero, Antwi-Adjei - Broschinski