Im Jahresrückblick wird der Transfersommer der Bundesliga schon jetzt einen Platz sicher haben. Der FC Bayern hat erstmalig über 100 Millionen Euro für einen neuen Spieler ausgegeben. Kein Geringerer als der Kapitän der englischen Nationalmannschaft läuft nun für den deutschen Rekordmeister auf: Harry Kane. Für Kane ist es der erste große Transfer in seiner Karriere. Dass der 30 Jahre alte Londoner nicht lange Eingewöhnungszeit benötigt, stellte er in seinen ersten beiden Partien, in denen er dreimal traf, direkt unter Beweis.
Nun scheint es so, als würde diese Verpflichtung das fehlende Puzzleteil nach dem Abgang von Robert Lewandowski in der letzten Saison sein. Dass dies aber eben nicht ganz so einfach ist, zeigt sich ebenfalls von Beginn an. Auch der FC Bayern befindet sich in einem kleinen Umbruch. Vor allem spielerisch. Noch sind die Münchener ein gutes Stück von dem entfernt, was sich Thomas Tuchel vorstellt und besonders in der Defensive gibt es noch viel Arbeit.
Spielidee muss angepasst werden
Dass die Verpflichtung von Harry Kane allein den FC Bayern in dieser Saison vor Rückschlägen und Herausforderungen schützen wird, glaubt wohl niemand. Natürlich steht dort nun ein Stürmer mit einer hohen Qualität in der ersten Reihe. Doch damit Kane seine Qualität auch ins Spiel der Münchener einbringen kann, bedarf es Veränderungen in der Spielweise. Gerade im ersten Spiel in Bremen, aber auch beim Heimsieg über Augsburg war dies mehr als sichtbar. Der FC Bayern hat in der letzten Saison oftmals ohne klassischen Box-Stürmer gespielt. Daher wird dieser auch aktuell nicht immer gesucht.
Doch nicht nur in der Offensive gibt es Anpassungsbedarf. Auch in der Verteidigung stellt man sich teilweise neu auf. Nach dem Abgang von Yann Sommer und während Manuel Neuer weiter an seinem Comeback arbeitet, ist Sven Ulreich aktuell die Nummer eins im Tor des FCB. Vor ihm gibt es mit Min-Jae Kim einen neuen Innenverteidiger. Auf der rechten Seite wurde kurz vor Transferende Benjamin Pavard noch an Inter Mailand abgegeben. Tuchel setzt auf der Position des Rechtsverteidigers nun auf den Marokkaner Mazraoui.
Tuchel mit kontrollierter Offensive
Noch unter dem vorherigen Trainer Julian Nagelsmann war die taktische Herangehensweise eine andere und vielleicht etwas zu komplex für die Mannschaft. Tuchel hat auf jeden Fall wieder das klassische System 4-2-3-1 zurückgebracht. In diesem scheint sich der FC Bayern wohler zu fühlen. Anstatt alles nach vorn zu werfen, geht es Tuchel viel mehr um eine kontrollierte Offensive. Die Bayern konnten im Sommer mit Ausnahme eines Sechsers die Spieler holen, die Tuchel für sein System als notwendig erachtet.
Was jedoch direkt auffällt, ist die Tatsache, dass unter Tuchel einige Spieler zur alten Stärke zurückfinden. Für Leon Goretzka war die Rückrunde absolut keine Erfolgsgeschichte, jetzt wurde er auch von Hansi Flick nicht für die Nationalmannschaft eingeladen. Doch die Reaktion, gerade in den ersten beiden Saisonspielen, passt und zeigt, dass der gebürtige Bochumer wieder angreift. Für den FC Bayern wird gerade diese Position von Goretzka und Kimmich von großer Bedeutung sein. Im vergangenen Jahr passte die Balance im defensiven Mittelfeld zu oft nicht. Kimmich und auch Goretzka schalten sich einfach zu gerne mit in die Offensive ein. Hier fehlt es oft an einer klaren Abstimmung, wer bleibt und wer geht. Genau hier liegen auch aktuell noch die größten Chancen für gegnerische Mannschaften.
Musiala fehlt weiterhin
Nach zwei Siegen und einem 7:1 Torverhältnis gibt es für Thomas Tuchel nur wenig bis keine Gründe, Veränderungen an der Startelf vorzunehmen. Weiterhin an ihrem Comeback arbeiten Raphael Guerreiro und Jamal Musiala. Gerade für Musiala wäre Thomas Müller ein Startelfkandidat. Doch auch Müller ist nach überstandener Verletzung bislang nicht bei einhundert Prozent, genau wie Verteidiger Matthijs de Ligt.
Voraussichtliche Aufstellung FC Bayern München:
Ulreich - Mazraoui, Upamecano, Min-Jae Kim, Davies - Goretzka, Kimmich Sané, Gnabry, Coman - Kane