Auch vor dem großen FC Bayern machen die Auswirkungen der Pandemie nicht halt. Blickt man auf die Neuzugänge, so stellt man fest, dass mit Dayot Upamecano zwar ein top Innenverteidiger der Bundesliga verpflichtet werden konnte, doch die beiden weiteren Neuzugänge (Sven Ulreich und Omar Richards) nicht vergleichbar sind mit den Transfers anderer europäischer Spitzenklubs.
Da ist der Neuzugang auf der Trainerbank schon eine andere Hausnummer. Nach dem unschönen Abgang von Ex-Trainer Hansi Flick konnte man mit Julian Nagelsmann den absoluten Wunschtrainer vom RB Leipzig loseisen. Für den gebürtigen Landshuter scheint sich in München ein Kreis zu schließen. Abzuwarten gilt, ob Nagelsmann direkt die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen kann. Auch beim FC Bayern musste man bis jetzt eine komplizierte Vorbereitung hinnehmen, was auch für Nagelsmann eine Herausforderung darstellt.
Kein Sieg in der Vorbereitung
Nagelsmann ist Profi genug und verfügt auch trotz seines jungen Alters schon über einige Erfahrung als Cheftrainer. Doch neu für den 34 Jahre alten Trainer ist sicherlich die Tatsache, dass in der Vorbereitung kein Sieg eingefahren werden konnte. Dafür gibt es natürlich gute Gründe (EM, Verletzungen etc.), doch die Vorstellung in München war trotzdem mit Sicherheit eine andere. Nagelsmann wäre jedoch nicht Nagelsmann, wenn er nicht versucht, selbst aus so einer Situation das Bestmögliche mitzunehmen. Langes lamentieren über Verletzungen, verlängerten Urlaub oder finanzielle Zurückhaltung auf dem Transfermarkt sucht man vergebens.
Im Gegenteil, wie auch in Gladbach nutze man in München die Möglichkeit, dem eigenen Nachwuchs die Chance zu geben. Doch darf man zum Saisonstart nicht mit einer Juniorenauswahl aus München rechnen. Punktuell besteht die Möglichkeit, dass sich der ein oder andere Nachwuchsspieler in den Fokus von Nagelsmann und seinem Trainerteam spielen konnte. Mit Josip Stanisic ist sogar ein Spieler dabei, der vor dem Bundesligastart als Startelfkandidat gilt. Der Deutsch-Kroate könnte für Davies in die erste Elf rutschen, da dieser noch nicht bei einhundert Prozent ist.
Taktische Veränderung und eine neue Position für Lewandowski?
Wer Julian Nagelsmann bei seinen Stationen in Hoffenheim oder Leipzig verfolgt hat, konnte feststellen, dass der junge Trainer ein absoluter Taktik-Freak ist. Seine Teams verfügten immer über eine hohe taktische Flexibilität und auch über individuelle Akzente gegen jeden Gegner. Nicht immer war dies von Erfolg gekrönt, doch die positiven Ergebnisse in Nagelsmanns Karriere überwiegen deutlich.
Zum Start in die Saison wird der FC Bayern aller Voraussicht nach mit einer Viererkette in der Abwehr auflaufen. Doch in der Schaltzentrale im Mittelfeld könnte es eine Veränderung im Vergleich zur Vorsaison geben. Agierte man unter Flick mit einer Doppel-Sechs im 4-2-3-1, so könnte Nagelsmann sein Team auf ein 4-3-3 umbauen. Im Mittelfeld würden dann neben dem Ballverteiler Kimmich, Goretzka und Müller agieren. Goretzka würde somit mehr in die Offensive eingebunden werden, was dem Nationalspieler sicherlich zugutekommt. Stürmer Robert Lewandowski ist unantastbar, doch auch hier könnte Nagelsmann den treffsicheren Stürmer etwas zurückziehen und als einer Art ‚falsche Neun‘ aufbieten. Die Idee dahinter wäre die, dass der Pole auch über enorme spielerische Fähigkeiten verfügt, was wiederum den beiden Flügelspielern in die Karten spielen könnte.
Verletzungssorgen in der Defensive
Nicht nur, dass der neue Trainer die Abwehr zur neuen Saison aufgrund von Zu- und Abgängen umbauen muss -kurz vor dem Saisonstart muss Nagelsmann eine weitere Verletzung hinnehmen. Rechtsverteidiger Benjamin Pavard fällt länger aus und steht somit in Gladbach nicht zur Verfügung. Die neu formatierte Abwehr wird also nicht die gewünschte Formation bilden. Mit Linksverteidiger Alphonse Davies kehrte Anfang der Woche zwar ein Stammspieler nach Verletzung zurück, doch dürfte der Kanadier noch nicht für einen Einsatz über 90 Minuten in Frage kommen.
Als Alternative zu Beginn oder aber im Spielverlauf stehen Omar Richards oder Josip Stanisic zur Verfügung. Neben Upamecano macht aller Voraussicht nach Tanguy Nianzou das Rennen. Niklas Süle könnte als Rechtsverteidiger Pavard vertreten, oder aber Nagelsmann entscheidet sich für Bonus Sarr. In der Offensive sieht alles nach einem Startelfeinsatz von Leroy Sané und Serge Gnabry aus. Kingsley Coman ist noch nicht bei einhundert Prozent.
Voraussichtliche Aufstellung FC Bayern München:
Neuer - Süle, Upamecano, Nianzou, Davies - Kimmich - Müller, Goretzka - Sané, Gnabry - Lewandowski
von Niklas Kirchhofer