Moritz Nicolas: Erwies sich ohne jeden Zweifel als der herausragende Akteur des Spiels und verdiente sich zurecht die Auszeichnung als “Man of the Match”. Besonders bemerkenswert war seine Parade gegen Thomas Müller, die er sowohl mit einem starken Reflex als auch einem sicheren Nachfassen vollendete. Für kurze Verwunderung sorgte eine eher unkonventionelle Abwehraktion, als er einen Fernschuss mit der Brust parierte. Ein kleiner Wermutstropfen war seine Fehleinschätzung bei einem Herauslaufen, als Leroy Sané das leere Tor glücklicherweise verfehlte. In der Folge entwickelte sich Nicolas zum entscheidenden Rückhalt seiner Mannschaft und verhinderte mit mehreren spektakulären Paraden eine frühzeitige Entscheidung zugunsten der Bayern. Auffällig war zudem seine intensive Einbindung ins Spielgeschehen - nach Nico Elvedi hatte er die meisten Ballkontakte. Note 1,5.
Joe Scally: Zeigte über weite Strecken eine konzentrierte Leistung und überzeugte besonders in Drucksituationen mit überlegtem Handeln. Einen seiner wenigen Fehler leistete er sich bei einer Situation, in der er zu passiv agierte und einem Anspiel nicht entschlossen genug entgegenging. Seine einzige nennenswerte Offensivaktion, als sich ihm Raum für einen Vorstoß bot, verpuffte durch eine unpräzise Flanke. Defensiv setzte der US-Amerikaner hingegen ein Ausrufezeichen mit einer perfekt getimten Grätsche, die einen gefährlichen Angriff zur Ecke klärte - eine Aktion, für die er berechtigterweise den anerkennenden Applaus seiner Mitspieler erhielt. Eine vermeidbare Gelbe Karte durch den insgesamt schwach agierenden Schiedsrichter Felix Zwayer erhielt der 22-Jährige wecken Meckerns. Nach 81 Minuten wurde er durch Lainer abgelöst. Note 3,0.
Ko Itakura: Stand im Zentrum eines arbeitsreichen Abends und musste sich permanent in Abwehraktionen beweisen. Dabei zeichnete sich der Japaner durch seine stoische Ruhe aus - selbst in Bedrängnis behielt er stets die Übersicht und die Nerven. Seine Passquote von 74 Prozent fiel allerdings merklich ab, besonders auffällig war seine mangelnde Präzision bei langen Bällen, von denen keiner einen Mitspieler erreichte. In der hektischen Schlussphase wagte der 27-Jährige vermehrt offensive Vorstöße, was zwar mutig, aber auch riskant war - durch die dadurch entstehenden Räume kamen die Bayern mehrfach zu gefährlichen Kontersituationen. Note 3,0.
Nico Elvedi: Sorgte bereits in der Anfangsphase für Szenenapplaus für eine perfekt ausgeführte Grätsche. Wie sein Nebenmann Itakura war auch der Schweizer fast ausschließlich mit defensiven Aufräumarbeiten beschäftigt und überzeugte dabei durch seine hohe Konzentration - eine Fortsetzung seiner guten Form aus den vorangegangenen Spielen. Im Spielaufbau agierte der 28-Jährige überwiegend souverän und strahlte die nötige Ruhe aus. Erst in der hektischen Schlussphase schlichen sich bei ihm vereinzelt zögerliche Momente ein. Pech hatte Elvedi in der 82. Minute, als er nach einer Ecke per Kopfball nur knapp am möglichen Ausgleichstreffer vorbeischrammte. Note 2,5.
Lukas Ullrich: Hatte gegen Bayerns auffälligsten Offensivakteur Olise alle Hände voll zu tun. Ein paar Mal musste er seinen Gegenspieler ziehen lassen, dennoch zeigte der Youngster auch seine Qualitäten, als er durch aufmerksames und beherztes Defensivverhalten einige brenzlige Situationen erfolgreich bereinigte. Positiv fiel der 20-Jährige vor der Pause auf, als er bei den wenigen Umschaltmomenten clever die freien Räume erkannte und sich geschickt als Anspielstation anbot. Leider gelang es seinen Mitspielern nicht, dies durch entsprechende Spielverlagerungen zu nutzen. Bitter war der von ihm verursachte Elfmeter, wobei die Entscheidung des Schiedsrichters als überaus kleinlich einzustufen war: Ullrichs minimale Berührung nutzte Olise für eine theatralische Einlage, bei der er sich fallen ließ, als wäre er im vollen Lauf brutal gefoult worden. Note 3,5.
Rocco Reitz: Rutschte durch den verletzungsbedingten Ausfall von Franck Honorat und die damit verbundene Systemanpassung ins rechte Mittelfeld, wo er sich als laufstarker Aktivposten präsentierte. Der 22-Jährige überzeugte durch sein aggressives Anlaufen und gewann durch geschicktes Tackling immer wieder wichtige Bälle. Defensiv bildete er mit Joe Scally eine aufmerksame Einheit und unterstützte seinen Außenverteidiger bei jeder Gelegenheit. Dass er sich dabei wiederholt in scheinbar aussichtslose Sprintduelle mit dem pfeilschnellen Alphonso Davies begeben musste, nahm Reitz klaglos hin und stellte sich dieser Herausforderung mit bemerkenswertem Einsatz. Nach dem Seitenwechsel interpretierte er seine Rolle offensiver und hätte sich beinahe mit einem Assist belohnt - seine perfekt geschlagene Flanke hätte Kleindienst eigentlich verwerten müssen. Note 2,5.
Julian Weigl: Konzentrierte sich hauptsächlich darauf, die defensive Stabilität vor der Abwehrkette zu gewährleisten. Dieser Aufgabe widmete sich der Kapitän mit gewohntem Engagement und beeindruckender Laufbereitschaft - seine 12,6 gelaufenen Kilometer bedeuteten einmal mehr Bestwert im Borussen-Team. Allerdings gelang es ihm nicht durchgehend, alle defensiven Räume zu kontrollieren. Bei der Großchance von Thomas Müller in der ersten Halbzeit offenbarte er beispielsweise Orientierungsprobleme. Trotz seiner bemerkenswerten Passquote von 90 Prozent blieb der 29-Jährige in seiner Rolle als Taktgeber hinter den Erwartungen zurück. Gerade in der ersten Hälfte, als das Aufbauspiel der Fohlen merklich stockte, hätte man sich von Weigl mehr strukturgebende Impulse gewünscht. In der Schlussphase sah Weigl die Gelbe Karte für ein eigentlich sauberes Tackling. Note 3,5.
Philipp Sander: Erlebte einen lehrreichen Abend, der ihm die Unterschiede zwischen Zweitliga- und Bundesliga-Spitzenniveau deutlich vor Augen führte. Symptomatisch dafür war die Szene, als ihm Thomas Müller an der Außenlinie den Ball abluchste - einer von mehreren Momenten, in denen der 26-Jährige sowohl im Denken als auch im Handeln einen Schritt zu spät kam und überfordert wirkte. Positiv anzumerken ist sein unermüdlicher Einsatzwille, was sich auch in seiner beachtlichen Zweikampfquote von 83 Prozent widerspiegelte. Dennoch reichten seine lediglich 29 Ballkontakte bis zu seiner Auswechslung in der 81. Minute nicht aus, um auf seiner Position entscheidende Akzente zu setzen. Note: 4,0.
Alassane Plea: Erwischte einen gebrauchten Tag, der von technischen Unsauberkeiten geprägt war - ausgerechnet in Situationen, die durchaus vielversprechend hätten werden können. Der Franzose präsentierte sich in den Zweikämpfen selbst für seine Verhältnisse erstaunlich harmlos und agierte mehrfach leichtfertig im Ballvortrag. Besonders kurios: Ein Zuspiel in den vermeintlichen Lauf des gar nicht anwesenden Honorat symbolisierte seinen fehlenden Fokus. Nach dem Seitenwechsel zeigte Plea zwar eine Steigerung mit strukturierteren Aktionen, vergab jedoch eine gute Gelegenheit durch mangelnde Ballkontrolle auf dem Weg in den Bayern-Strafraum. Der durchwachsene Auftritt des 31-Jährigen endete folgerichtig nach 62 Minuten mit seiner Auswechslung für Stöger. Note 4,5.
Robin Hack: Blieb als einziger nomineller ‘Tiefgänger’ im Team weitgehend wirkungslos, da seine Mitspieler ihn kaum in Szene setzen konnten. Der 26-Jährige war stattdessen überwiegend mit Defensivaufgaben beschäftigt, die er mit großem Einsatz und permanentem Nachsetzen erledigte - dabei entwickelte er eine gute Abstimmung mit Ullrich. Nach dem Seitenwechsel überzeugte Hack durch seine aggressive Spielweise auch bei eigenen Angriffsversuchen, wenngleich ihm der entscheidende Durchbruch verwehrt blieb. Seine Auswechslung nach 62 Minuten für Luca Netz kam angesichts seines engagierten Auftritts etwas überraschend. Note 3,5.
Tim Kleindienst: Aufgrund der tiefen Staffelung war der 29-Jährige zum größten Teil mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt, was er mit dem gewohnten Engagement und einer hohen Laufbereitschaft erledigte. Seine Zweikämpfe führte er mit einer gesunden Härte, was dazu führte, dass Harry Kane beim Schiedsrichter ‘petzte’ und eine Gelbe Karte für seinen Kontrahenten einforderte. Bei der Ballbehauptung war Kleindienst eher schwach, da hätte er durchaus mal versuchen können, das Leder mit der Brust anzunehmen und weiterzuspielen. Essenziell war seine Abwehrarbeit bei gegnerischen Standards. Wie schon gegen Kiel vergab er freistehend eine hundertprozentige Chance, weil er nicht nach unten köpfte. Das hätte kurz nach der Pause die Führung bedeutet. Kleindiensts Elfmeterforderung in der Schlussphase war zwar nicht berechtigt, hätte aber bei gleicher Regelauslegung des Schiedsrichters - wie auf der Gegenseite praktiziert - gepfiffen werden müssen. Note 4,0.
Kevin Stöger (62. Minute für Plea): Wirkte engagiert und kam aufgrund der insgesamt von Borussia aktiven Schlussphase in der Hälfte der Spielzeit auf fast die gleiche Anzahl an Ballaktionen wie zuvor Plea. Mehrere Ecken von Stöger waren gefährlich, eine davon hätte Elvedi fast zum Ausgleich verwertet. Ohne Note.
Luca Netz (62. Minute für Hack): Durfte in seiner bevorzugten offensiven Position spielen, Ullrich verteidigte hinter ihm. Netz konnte allerdings keine Werbung in eigener Sache machen. Seinen Aktionen fehlte es an Überzeugung, mehrere Ballverluste waren die Folge. Ohne Note.
Stefan Lainer (82. Minute für Scally): Kam immerhin noch auf elf Ballaktionen und brachte fast alle Pässe zum Mitspieler. Bei der Goretzka-Chance kam Lainer allerdings zu spät und rutschte aus. Ganz am Ende brachte er sein Team mit einem Übertreten der Linie beim Einwurf um eine potenzielle letzte Chance. Ohne Note.
Tomáš Čvančara (82. Minute für Sander): Brachte zumindest gefühlt nochmal etwas offensive Präsenz ins Spiel, auch wenn er letztlich nur noch vier Ballaktionen hatte. Ohne Note.
Shio Fukuda (90. Minute für Ullrich): Hätte fast einen langen Ball erreicht, kam aber nicht mehr ran. So blieb der Japaner bei seinem ersten Saisoneinsatz ohne Ballkontakt.
von Redaktion TORfabrik.de