TORfabrik.de: Vor vierzig Jahren fanden erst die legendären Halbfinalspiele im DFB-Pokal und schließlich das Finale in Frankfurt statt. Du warst damals mittendrin. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ringels: Das Halbfinale war ein verrücktes Spiel. Wir spielten gegen Werder und führten 3:1, mir war das Tor zum 2:1 gelungen. Innerhalb kürzester Zeit drehten die Bremer das Spiel und wir lagen plötzlich 3:4 zurück.
TORfabrik.de: Und dann wurde Criens eingewechselt …
Ringels: Der Jörg brauchte nur wenig Chancen, um ein Tor zu erzielen. Und meistens auch sehr spektakuläre. Er war ja auch groß und hatte dadurch vor allem bei Kopfbällen einen Vorteil. Er schoss uns mit dem Ausgleich in letzter Minute und dem Siegtreffer in der Verlängerung ins Finale. Das war ein fantastisches Spiel.
TORfabrik.de: Dieses Halbfinale wurde tags darauf mit dem 6:6 zwischen Schalke und Bayern, ebenfalls nach Verlängerung, sogar noch getoppt. Welchen Gegner habt ihr euch eigentlich fürs Finale gewünscht?
Ringels: Gegen die Bayern zu spielen war natürlich ein Highlight, aber das Endspiel an sich hatte dann im Grunde keine große Klasse. Es war über die 120 Minuten hinweg eher unspektakulär.
TORfabrik.de: Dafür wurde das Elfmeterschießen dramatisch. Du wurdest im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt und dann zu einer der tragischen Hauptfiguren mit deinem Pfostentreffer …
Ringels: Ich war erst als achter Schütze dran und wollte nicht. Als zweiter Schütze wäre ich vielleicht etwas ruhiger gewesen, aber so war klar: Wenn ich den Ball nicht reinmache, dann braucht dieser Typ ihn nur noch reinzulegen und wir verlieren.
TORfabrik.de: Michael Rummenigge …
Ringels: Ja, ich lief nach dem Pfostenschuss völlig enttäuscht zurück zur Mittellinie und als er auf seinen Weg zum Punkt an mir vorbeiging, sagte er, ich sollte doch mal kurz stehen bleiben und schauen, wie er das macht.
TORfabrik.de: Unfassbar! Hast du ihn später nochmal gesehen?
Ringels: Nein, nie mehr und da bin ich auch froh drüber! Meiner Meinung nach hatte der seinen Vertrag bei den Bayern nur seinem erfolgreichen Bruder zu verdanken. Der Karl-Heinz war ein sehr feiner Kerl. Die Aktion seines kleinen Bruders war menschlich sehr schwach. Aber so sind Leute manchmal halt …
von Jan van Leeuwen