Den Auftakt zum zweiten Spieltag der Gruppenphase machte das 15-Uhr-Spiel in Hamburg zwischen Kroatien und Albanien. Im Duell der beiden Verlierer des ersten Spieltags in Gruppe B ging Albanien, wie schon zum Auftakt gegen Italien, früh in Führung. In der 11. Minute traf Asani und bis zur Pause blieben die Albaner gegen enttäuschende Kroaten das bessere Team.
Erst im zweiten Durchgang konnten Modric & Co zulegen und tatsächlich drehten sie das Spiel innerhalb zwei Minuten. Der Hoffenheimer Kramaric traf in der 74. Minute, keine 120 Sekunden später unterlief dem Darmstädter Gjasula ein unglückliches Eigentor. Doch Albanien gab sich nicht auf und in der 5. Minute der Nachspielzeit erzielte Gjasula nicht unverdient das 2:2. Sowohl Kroatien (gegen Italien) als auch Albanien (gegen Spanien) müssen jetzt im letzten Spiel gewinnen, um ihre Chancen auf ein Weiterkommen zu wahren.
Komplizierter als gegen Schottland
Ums Weiterkommen muss sich die DFB-Elf keine Sorgen mehr machen. Denn das 2:0 gegen Ungarn in Stuttgart am frühen Mittwochabend war bereits gleichbedeutend mit der Qualifikation fürs Achtelfinale. Bundestrainer Nagelsmann schickte die gleiche Elf ins Rennen, die gegen Schottland begonnen hatte. Wie erwartet wurde die Aufgabe gegen Ungarn deutlich komplizierter, auch weil die Ungarn nach der Auftaktniederlage gegen die Schweiz etwas tun mussten.
Deutschland offenbarte in der Staffelung gegen den Ball einige Lücken und auch die Wiedereroberung verlorener Bälle gelang längst nicht so konsequent wie gegen Schottland. So musste Manuel Neuer nach einer Schlafmützigkeit von Kimmich bereits in der 1. Minute gegen Sallai Kopf und Kragen riskieren und klärte auf der letzten Rille. Die DFB-Elf war zwar tonangebend, aber die finale Aktion fehlte zunächst.
Abenteuerlich: Neuer für vermeintliche Weltklasseleistung gefeiert
Dank eines energischen Einsatzes von Gündoğan gegen den lasch verteidigenden Leipziger Orban konnte Musiala in der 22. Minute aus dem Getümmel heraus das umjubelte 1:0 für Deutschland erzielen. Das zweite Turniertor von Musiala sorgte für zusätzliche Sicherheit, aber Ungarn hatte weiter seine Momente - und gute Chancen. So versuchte Neuer einen in Richtung Torwinkel gezirkelten Freistoß des Ex-Leipzigers Szoboszlai zu fangen, anstatt den Ball zur Seite abzuwehren. So legte der 38-Jährige die Kugel einem Ungarn vor die Füße, klärte dann aber im kurzen Eck.
Kurz vor der Pause sah Neuer nochmals nicht glücklich aus und kassierte den vermeintlichen Ausgleich, der aber aufgrund einer Abseitsstellung keine Anerkennung fand. Gleichwohl wurde Neuer nicht nur in der ARD mit Lobeshymnen für seine angebliche Weltklasseleistung überschüttet. Es ist manchmal schon recht abenteuerlich, was Kommentatoren und Experten so von sich geben.
Gündoğan macht den Deckel drauf
Auch nach dem Seitenwechsel agierte die Nagelsmann-Elf nicht durchgängig überzeugend, aber die Ungarn blieben trotz einiger Ansätze zu harmlos. Und sie verteidigten auch beim zweiten deutschen Tor sehr naiv, als Mittelstädt fast von der Grundlinie den Ball zurück an den Elfmeterpunkt passte, wo Gündoğan frei stand. Alle Abwehrspieler waren mit Blick auf den Ball einfach durchgelaufen, ohne auf die Strafraumbesetzung zu achten. Deutschlands Kapitän hatte keine Mühe, das 2:0 zu erzielen (67.). Damit war das Spiel entschieden, Deutschland hatte noch einige vielversprechende Möglichkeiten, die Sané & Co. jedoch etwas schludrig liegenließen.
Den Schlusspunkt setzte Manuel Neuer, der einen hohen Ball fallen ließ und sich bedanken konnte, dass einer seiner Kollegen auf der Linie rettete. Gewiss, der bullige Martin Ádám, gegen den Neuer in der Luft unterlegen war, könnte von seiner Statur her auch Türsteher in der Nachtresidenz in Düsseldorf sein, dennoch fehlte es Neuer doch deutlich an der notwendigen Stabilität.
Nico Elvedi wieder 90 Minuten auf der Bank
Wie dem auch sei - Deutschland gewann letztlich ohne viel Glanz, aber aufgrund des Spielverlaufs doch recht souverän gegen Ungarn. Die Belohnung ist der fixe Einzug ins Achtelfinale, auf den die Schweizer noch warten müssen. Die Eidgenossen kamen im Abendspiel in Köln gegen Schottland nicht über ein 1:1 hinaus. Die Schotten machten wieder mächtig Stimmung auf den Rängen und als Schär einen Schuss von McTominay am chancenlosen Sommer vorbei ins eigene Tor ablenkte, war in Müngersdorf die Hölle los (13.).
Aber die Schweizer meldeten sich zurück: Nach einem misslungenen Rückpass erzielte ‘Kampfkugel’ Shaqiri ein wunderschönes Tor, als er den Ball aus rund 18 Metern in den Winkel zwirbelte (26.). Überdies war das Spiel jedoch im Vergleich zu manch anderem Match bei dieser EM nur spärlich unterhaltsam. Nach der Pause ließen sich die Schweizer auf einen Abnutzungskampf mit den Schotten ein und mussten nach hinten raus froh sein, den einen Punkt zu behalten. Mit vier Zählern sind die Eidgenossen vor dem abschließenden Spiel gegen Deutschland nicht durch, aber aufgrund der Konstellation doch so gut weiter - im Falle eines Sieges über die DFB-Elf sogar als Gruppensieger. Und was brachte der Tag aus Gladbacher Sicht? Nichts, denn Nico Elvedi saß erneut 90 Minuten auf der Bank.
von Marc Basten