Der 32. Bundesligaspieltag

Das Titelrennen ist so gut wie beendet

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Aus und vorbei - Lucien Favre und Borussia Dortmund lassen auf der Schlussgeraden zu viele Federn (Foto: Oliver Hardt / Bongarts / Getty Images)

Die Vorentscheidung um die deutsche Meisterschaft ist am 32. Spieltag gefallen. Während Bayern München die Pflichtaufgabe Hannover erledigte, verlor Dortmund in Bremen zwei Zähler. Vier Punkte und plus 18 Tore bei zwei ausstehenden Spielen werden sich die Bayern nicht mehr nehmen lassen.

Aus und vorbei ist das Titelrennen in dieser Saison. In der Theorie ist zwar noch etwas möglich für Borussia Dortmund, doch Lucien Favre behält mit seiner Aussage vom letzten Wochenende, dass sich die Sache mit der Meisterschaft erledigt habe, natürlich Recht. Auch wenn der Schweizer auf Druck der Dortmunder Vereinsführung sein Statement unter der Woche halbherzig revidieren musste, sorgte das 2:2 des BVB in Bremen für eine ziemlich eindeutige Faktenlage.

Dabei hatte Dortmund in den ersten 45 Minuten im Weserstadion eine Menge richtig gemacht und führte auch ohne den gesperrten Marco Reus verdient mit 2:0. Doch in der zweiten Halbzeit ließ man zunächst die Chance zum vorentscheidenden 3:0 ungenutzt, verhalf Bremen zurück ins Spiel und hätte am Ende fast sogar noch verloren. Doch auch dieses 2:2 nach 2:0-Vorsprung ist faktisch eine Niederlage für Schwarz-Gelb, weil die Bayern am Nachmittag die Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten Hannover erledigten. Das 3:1 war zwar nicht unbedingt glanzvoll meisterlich, aber es reichte letztlich dazu, aufgrund des Dortmunder Patzers den Vorsprung auf vier Punkte und +18 Tore auszubauen. Damit wird den Münchenern der Titel bei noch zwei ausstehenden Spielen nach menschlichem Ermessen nicht mehr zu nehmen sein.

Obacht Stuttgart: Nürnberg spielt noch gegen Gladbach

Ganz oben ist also alles beim Alten, wenn auch zu einem deutlichen späteren Zeitpunkt als in den Vorjahren. Auch im Tabellenkeller sind die Verhältnisse weitestgehend klar, selbst wenn es hier auch noch hypothetische Rechenspiele gibt. Fest steht seit diesem Wochenende, dass Stuttgart, Nürnberg und Hannover den Abstieg unter sich ausmachen. Freiburg war schon vor dem bedeutungslosen 1:1 am Sonntag gegen Düsseldorf endgültig gerettet, genauso wie der FC Augsburg. Der verhalf Schalke in einem trostlosen Spiel in der Arena mit einem 0:0 zu einem Punkt, mit dem sich auch Königsblau über die Ziellinie schleppt. Dass dieser letzte Zähler mit einem torlosen Remis erkrampft wurde, passt deutlich besser zur Schalker Saison, als der wie auch immer zustande gekommene Derbysieg vor einer Woche in Dortmund.

Der VfB Stuttgart kann sich ob der drei Punkte, die ihm die Gladbacher Borussia zuletzt auf dem Silbertablett servierte, mit der Relegation anfreunden. Daran ändert auch die 1:3-Niederlage der Schwaben bei der Hertha nichts. Weil Nürnberg zeitgleich in Wolfsburg verlor, bleibt Stuttgart fünf Punkte vor dem Club. Das scheint nicht mehr aufholbar, wobei ein dezenter Hinweis in Richtung Stuttgart angebracht ist. Nürnberg empfängt am nächsten Wochenende Borussia Mönchengladbach und sollten die ähnlich desaströs zu Werke gehen wie in Stuttgart, könnte der Club mit seinem vierten Saisonsieg möglicherweise nochmal für schlaflose Nächte im Ländle sorgen. Also Obacht, liebe VfB’ler.

Vieles spricht für Leverkusen und die Champions League

Selbst Hannover 96 ist theoretisch noch nicht abgestiegen, so dass der beliebte - und meist sinnfreie - Spruch, »so lange rechnerisch noch was möglich ist ...« auch an diesem Wochenende zu hören war. Selbst wenn man den Hannoveranern zugutehalten muss, dass dies eher mit einem resignierten Augenzwinkern gesagt wurde. Fakt ist, dass in diesem Jahr höchstens 26 Punkte für das Erreichen der Relegation benötigt werden. Die Gladbacher Borussia holte in der berühmten Saison 2010/2011 36 Zähler - 35 mussten es zwingend sein. Eintracht Frankfurt ging damals mit 34 Punkten direkt runter.

Heute hat die Eintracht zwanzig Zähler mehr als damals, doch so richtig glücklich sind die Hessen trotz der tollen Saison, die sie fraglos abliefern, im Moment nicht. Zwar rangieren sie noch immer auf Platz 4, aber das Gebilde bröckelt nicht erst seit der drastischen 1:6-Klatsche am Sonntag in Leverkusen. Der ungeheure Aufwand durch die fantastischen Auftritte in der Europa League kostet Frankfurt in diesen Wochen die nötigen Körner. Die ausgeruhten Leverkusener fegten über die Eintracht hinweg und haben nun genau wie Frankfurt 54 Punkte. Angesichts des leichteren Restprogramms spricht vieles für den Champions-League-Teilnehmer Leverkusen, nachdem Gladbach weiterhin jegliche Königsklasseneignung vermissen lässt. Es sind zwar nur zwei Punkte, die Borussia von Bayer und Frankfurt trennen, aber Platz 4 scheint angesichts der aktuellen Verfassung illusorisch.

Die Fohlenelf erscheint als Favorit auf Platz 8

Dann könnte man es schon eher dem VfL Wolfsburg zutrauen, der mittlerweile punktgleich mit den Gladbachern auf Platz 7 steht. Die Wölfe haben mit Stuttgart (A) und Augsburg (H) zwei machbare Spiele. Sie sind gegenüber Gladbach (Nürnberg-A und Dortmund-H) nominell im Vorteil. Besonders bedenklich aus Sicht der Fohlenelf ist es, dass auf dem achten Platz aktuell die TSG Hoffenheim steht, die einen Zähler weniger auf dem Konto hat. Hoffenheim empfängt noch Bremen (das nur noch theoretische Chancen auf Europa hat) und am letzten Spieltag gehts nach Mainz.

Angesichts des Umstands, dass Hoffenheim im direkten Duell mit der Borussia zeitweise eine Klasse besser war, ist den Kraichgauern durchaus zuzutrauen, mindestens diesen einen Punkt aufzuholen. Selbst ohne konstruierte Schwarzmalerei ist die Lage für Gladbach höchst brisant. Die reine Punktausbeute, aber auch die aktuelle Verfassung, lässt die Fohlenelf als Favorit auf Platz 8 erscheinen. Oder aber Frankfurt bricht noch komplett zusammen - da wird sicher auch das Rückspiel im Euro-League Halbfinale bei Chelsea mit reinspielen. Zum guten Schluss noch der Blick auf den Auftakt des 32. Spieltags. Am Freitagabend trennten sich Mainz und Leipzig mit 3:3. Für beide ging es um nichts mehr und wohl auch deshalb war es ein sehr unterhaltsames Spiel. Manche Partien an den kommenden beiden Spieltagen dürften ähnliches Spektakelpotenzial haben.

 


von Marc Basten

 

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