Ein Neymar, 74 Korbs

222 Millionen

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Neymar-Kaltsteller Julian Korb (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Neymar-Kaltsteller Julian Korb (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

222 Millionen Euro. Die Zahl könnte zum Synonym für den endgültigen Tod des Fußballs werden, wie wir ihn gekannt haben. Ein unausweichliches Ende.

Es ist schon lange nicht mehr lustig, das Gebaren im Profifußball zu verfolgen. Die Transferspekulationen sind selbst für den wissbegierigsten Fußballfan nur mit einer Dosis Schmerztabletten zu ertragen. Sanchez, Modeste oder Aubameyang - jeden Tag gab und gibt es irgendeinen Pups, der hektisch breitgetreten wird.

Wenn dann aber so ein irrer Transfer wie der von Neymar Realtität zu werden droht, hat das noch mal eine ganz andere Dimension. Vielleicht wird man in ein paar Jahren auf den August 2017 zurückblicken und sagen: Mit den 222 Millionen für Neymar ist der Fußball endgültig gestorben.

222 Millionen Euro! Für die Kataris, die hinter Paris St. Germain stecken, mag es Spielgeld bleiben. Für den Fußball ist es eine Katastrophe. Das Gesamtpaket Neymar kostet die Investoren von PSG neben den 222 Millionen noch ein paar Mio Steuer, natürlich das astronomische Gehalt für fünf Jahre und, so hört man, ein Handgeld von mal eben 40 Mio für Neymar Senior. Geschätzt 550-600 Millionen werden da locker gemacht. Für einen Fußballer. Der vielleicht (ab und an) spektakulär spielt, der aber sehr irdisch wirkt, wenn ihm ein gewisser Julian Korb 90 Minuten auf den Füßen steht.

Für Neymar-Kaltsteller Julian Korb hat Hannover an Gladbach keine 3 Millionen gezahlt. Und selbst wenn - für einen Neymar hätte PSG vierundsiebzig Korbs kaufen können. Okay, das würde sie dem Champions-League-Titel nicht viel näher bringen. Aber auch ein Neymar garantiert das selbst mit Messi und Suarez an seiner Seite nicht zwangsläufig.

Die unwirklichen Summen, die fehlende Identität der Vereine und die immer gleichen Duelle der Großkapital-Klubs untereinander sorgen dafür, dass sich mehr und mehr echte Fußballfans abwenden. Sie verfolgen zwar noch ihren Klub, aber längst nicht mit der Intensität früherer Jahre. Zu versaut ist das Geschäft mittlerweile. Die 'Eventies' sind zwar im Moment noch reichlich vorhanden, doch 'the next big thing' lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. Ob dann Real gegen Chelsea oder Paris spielt, wird nicht mehr elektrisieren, sondern allenfalls einen Homer-Simpson-Ausruf hervorrufen: Laaaaaangweilig ...

Die Uefa, obwohl selbst ein Vorreiter bei der gnadenlosen Kommerzialisierung des Fußballs, hat zur Regulierung Financial-FairPlay-Regeln aufgestellt. Im Falle Neymar sollen die - angeblich - durch einen Trick ausgehebelt werden: Neymar kassiert 222 Millionen dafür, dass er WM-Botschafter für Katar wird. Das Geld gibt er dann an Barcelona weiter, um sich so aus seinem Vertrag heraus zu kaufen und damit das Financial-Fair-Play zu umgehen. Experten, die sich mit den Regularien auskennen, bestätigen, dass dieses Konstrukt zumindest nicht gänzlich abwegig ist.

Sollte der Transfer tatsächlich über die Bühne gehen, könnten die 222 Millionen für Neymar zum Synonym für den endgültigen Tod des Fußballs werden, wie wir ihn mal gekannt haben. Und lustig ist das alles schon lange nicht mehr.

 


von Marc Basten

 

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