Profis - Pokalberichte Saison 2017 / 2018

Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 0:1 (0:0)

Gut ist manchmal nicht gut genug

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Patrick Herrmann machte ein starkes Spiel (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Patrick Herrmann machte ein starkes Spiel (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach lieferte gegen Bayer Leverkusen eine starke und engagierte Leistung ab und scheiterte letztlich unglücklich an der Kaltschnäuzigkeit der Leverkusener und der eigenen Nachlässigkeit bei der Chancenverwertung. Die letzte Einzelkritik im Jahr 2017.

Yann Sommer: Konnte sich zunächst bei Lars Stindl bedanken, der in der Anfangsphase nach einem Bender-Abschluss vor der Linie rettete. In der Folgezeit ab und an mit Pflichtaufgaben beschäftigt. Als Anspielstation nicht so oft eingebunden, ein Schlag nach vorne landete genau in den Füßen eines Leverkuseners. Eine Mitschuld beim Gegentor trifft ihn nicht, der Schuss von Bailey war präzise und hart. Allerdings ist und bleibt es die kurze Torwartecke - unmöglich wäre eine Abwehr nicht gewesen. Die Abseits-Fahne rettete Sommer vor einem Elfmeter, als er einen Distanzschuss klatschen ließ und bei der Rückeroberung Volland von den Beinen holte. In der Nachspielzeit noch mit einer starken Parade gegen Mehmedi. Note 3,0.

Nico Elvedi: Wurde nach seinem Pferdekuss aus dem HSV-Spiel rechtzeitig fit und konnte auf seiner rechten Seite in Zusammenarbeit mit dem aufmerksamen Herrmann den flinken Bailey über weite Strecken neutralisieren. Im Spiel nach vorne eher zurückhaltend, wobei er seine eigene Großchance mit einer direkten Weiterleitung auf Herrmann stark einleitete. Elvedi lief durch in den Strafraum, wurde aber von der punktgenauen Flanke von Herrmann offensichtlich überrascht. Jedenfalls köpfte er aus dem Lauf heraus komplett freistehend über den Kasten. Auch im zweiten Durchgang mit einer Kopfballchance. Beim Gegentor wurde er von Vollands Blitzpass auf Bailey überrascht und kam nicht mehr hinterher. Note 3,5.

Matthias Ginter: Das wohl beste Spiel von Ginter im Trikot der Borussia. Er überzeugte mit einer Ausstrahlung, die der Umschreibung ›Abwehrchef‹ gerecht wurde. Ohne Kompromisse ging er knüppelhart in die Zweikämpfe und war immer dran am Gegner. Ginter erkämpfte nicht nur die Bälle, sondern spielte danach auch flott und flüssig weiter. Stark sein Tunnel auf der rechten Seite. Bekam zweimal den Ellenbogen von Havertz ins Gesicht - und regte sich zurecht auf, dass Schiedsrichter Gräfe nicht Gelb-Rot zeigte, wie es zwingend notwendig gewesen wäre. Erst gegen Ende der Partie schlichen sich kleinere Ungenauigkeiten in Ginters Passspiel ein. Note 2,0.

Jannik Vestergaard: Lieferte eine schon gewohnt stabile Leistung ab, war unbeirrbar in den direkten Duellen und gab den Leverkusener Stürmern keine Luft zum Atmen. Im Spielaufbau sorgfältig, was zuweilen auf Kosten des Tempos ging. Einigen der langen Bälle fehlte die Präzision. Stark dagegen sein weites Zuspiel auf Elvedi vor dessen Kopfballchance. In der Schlussphase als Brechstange vorne drin und in dieser Rolle durchaus gefährlich. Zunächst wurde ein Schuss des Dänen zur Ecke geblockt, dann hatte er aus dem Gewühl heraus die letzte Chance des Spiels. Note 2,5.

Oscar Wendt: Es macht den Eindruck, als ob Wendt die Kritik der letzten Zeit angenommen hätte. Der Schwede hinterließ über das ganze Spiel hinweg einen konzentrierten Eindruck. Er agierte zwar relativ unauffällig, aber keineswegs schlecht. Durch sein aufmerksames Stellungsspiel musste er selten in den Infight, um Bälle zu ergattern. Den Schuss von Bellarabi, der knapp vorbei zischte, konnte er nicht verhindern. Nach dem Rückstand vorne mehr involviert, ohne allerdings entscheidend in Erscheinung zu treten. Note 3,0.

Reece Oxford: In unserem Vorbericht hieß es, ›.... wobei eine Variante mit Zakaria und Oxford schon ihren Reiz hätte. Aber ob ein K.O.-Spiel für ein solches Experiment die richtige Gelegenheit ist?‹. Dieter Hecking ging das Wagnis ein und konnte sich 70 Minuten lang bestätigt fühlen. Oxford agierte zeitweise wie ein alter Hase, schirmte die Bälle ruhig ab und löste auch knifflige Situationen mit Übersicht. Sein Passspiel war fast fehlerlos, für einige Balleroberungen gab es Ovationen von den Rängen. Wäre da nicht der verflixte Abschlag von Leno gewesen, der ihm unter den Stollen durchrutschte. Dass dies gleich so bestraft wurde, war nicht nur für den 19-Jährigen brutal. Aber das gehört zum fußballerischen Erwachsenwerden dazu. Oxford wird daraus lernen. Bemerkenswert, dass das Publikum ein Gespür für die Situation hatte und den Engländer bei seiner Auswechslung mit viel Applaus bedachte. Note 3,0.

Denis Zakaria: Ganz ohne Zweifel der Spieler der Hinrunde. Auch gegen Leverkusen überzeugte der Schweizer. Trotz seiner erst 21 Jahre wirkte er sehr reif, ob im Umgang mit Mitspielern, Gegnern, Schiedsrichter oder dem peinlichen Heiko Herrlich. Die Abstimmung mit Oxford klappte auf Anhieb und es war eine wahre Freude mit anzusehen, wie Zakaria reihenweise gegnerische Konter im Keim erstickte. Grandios, wie er nach Balleroberungen raumgreifend antrat. Zu bemängeln war, dass er diese Aktionen nicht finalisieren konnte. Einmal wartete er zu lange mit einem Abspiel, in einer anderen Situation trennte er sich zu schnell vom Ball. In der Schlusssekunde verabschiedete er sich mit einem überflüssigen Foul an Henrichs. Note 2,0.

Patrick Herrmann: Bestätigte den guten Eindruck aus dem Hamburg-Spiel und machte einen weiteren Schritt in die richtige Richtung. Es wäre voreilig zu behaupten, dass das wieder der ›alte‹ Patrick Herrmann war, doch stärker als gegen Leverkusen hat er nach seiner langen Leidenszeit noch nicht gespielt. Vor allem imponierte, dass Herrmann mit einer gewissen Explosivität agierte, als ob sich eine unsichtbare Bremse gelöst hätte. Er wirkte wie aufgedreht und hatte mit Tempo viele gelungene Aktionen, u.a. bereitete er die Kopfballchance von Elvedi und eine Hazard-Gelegenheit vor. Ärgerlich, dass er beim Rebound nach dem Stindl-Schuss wegrutschte und bei seiner Großchance unplatziert abschloss. In der Defensivarbeit eine große Hilfe für Elvedi und mit einigen starken Ballgewinnen. Machte zehn Minuten vor dem Ende Platz für Bobadilla. Note 2,5.

Thorgan Hazard: Ein ständiger Unruheherd, der mit seiner Umtriebigkeit viel Gefahr erzeugte. Die erste Chance erarbeite er sich im ›Wühlmaus-Stil‹, als sein Rechtsschuss zunächst geblockt und der zweite Versuch mit links von Leno mit den Fingerspitzen um den Pfosten gelenkt wurde. Bei der nächsten Chance bekam er im Fallen nicht mehr genug Druck hinter den Ball, so dass Retsos vor der Linie klären konnte. Hatte nach der Pause die Riesenchance, als er kurz hinter der Mittellinie erfolgreich gegen Tah störte und dann in Richtung Leno marschierte. Hazard hätte vielleicht nach innen ziehen sollen, um sich die Möglichkeit zu verschaffen, mit rechts abschließen zu können. So geriet der Linksschuss nicht optimal und Leno parierte. Als Oxford ging und Cuisance auf die Sechs rückte, wechselte Hazard ins Sturmzentrum. Er blieb bis zuletzt gefährlich, ohne den Lucky Punch setzen zu können. Note 2,5.

Michael Cuisance: Spielte hinter bzw. neben Stindl in der Raffael-Rolle. Hier und da schien er noch vergegenwärtigen zu müssen, dass er alle kreativen Freiheiten hatte. Als er dann seiner Unbekümmertheit freien Lauf ließ, war das schon sehr ansehnlich. Fußballerisch klasse, wie er mit einem fast identischen Zuspiel zunächst Stindl einsetzte, der zur Herrmann Chance servierte und alsdann Herrmann, der Hazard bediente. Der junge Franzose war überall zu finden und betrieb einen immensen Aufwand. Schade, dass letztlich nicht mehr als ein Schuss ans Außennetz dabei herumkam. Dennoch ein klarer Fingerzeig, in welcher Rolle Cuisance auf lange Sicht eingeplant werden sollte. Note 2,5.

Lars Stindl: Rettete nach dem Bender-Schuss vor der Linie und prüfte alsdann Leno mit einem starken Distanzknaller. Auch wenn weitere Versuche geblockt wurden - Stindl hatte sich offensichtlich vorgenommen, es öfter mit Fernschüssen zu probieren. Er spielte den gut getimten Flachpass zur großen Herrmann-Chance und seine Direktabnahme in der 57. Minute wurde von Bender noch so gerade zur Ecke gelenkt. Auch wenn sich in den letzten zwanzig Minuten einige Unkonzentriertheiten einschlichen, warf der Kapitän alles in die Waagschale. In der Nachspielzeit eroberte er den Ball noch mit einer starken Grätsche. Note 3,0.

Vincenzo Grifo: Kam in den letzten fünfzehn Minuten für Oxford. Von halblinks im Strafraum versuchte er den Ball ins Tor zu zirkeln, was misslang. Danach an ein paar Angriffen beteiligt, ohne gefährlich zu werden. Ohne Note.

Raúl Bobadilla: Ersetzte Herrmann in den letzten zehn Minuten, blieb bei vier Ballkontakten jedoch wirkungslos. Ohne Note.

Josip Drmić: Die letzte Offensivpatrone im Colt kam drei Minuten vor dem Ende für Elvedi, ohne dass sie noch zündete. Ohne Note.

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