Als Lars Stindl vor einem Jahr im Borussia-Park anheuerte, hatten Christoph Kramer und Max Kruse gerade „Auf Wiedersehen“ gesagt. Für die Kramer-Nachfolge im Mittelfeld war Stindl vorgesehen. Nicht als reine Kopie, sondern mit seinen eigenen Qualitäten – die vornehmlich im Spiel nach vorne liegen. Doch die Anpassung klappte nicht so, wie erwünscht. Stindl hängte sich zwar rein, doch das Umkehrspiel nach Ballverlusten, Löcher stopfen und permanente Störaktionen wollten ihm nicht so recht gelingen.
Lucien Favre schob Stindl auf die rechte Seite, zog ihn bei der misslungenen Champions-League-Premiere in Sevilla wieder zurück, ehe er ihn in Köln 90 Minuten draußen ließ. Stindl hatte zwar in Bremen und zweimal im Pokal bei St. Pauli getroffen, doch sein Einstand in Gladbach war insgesamt nicht wirklich geglückt.
Drei Tage später beorderte ihn Interimstrainer André Schubert im Spiel gegen Augsburg als zweite Spitze neben Raffael in die Startelf. Aus dieser Position heraus markierte er mit einem Traumtor nach knapp 20 Minuten das 3:0 und mit diesem denkwürdigen Abend war Lars Stindl endgültig in Mönchengladbach angekommen.
Eine schlaue und geschickte Spielweise
Er hatte seine Rolle gefunden, die er in herausragender Manier interpretierte. Er konnte sich offensiv entfalten und sich auf seine unkonventionelle, aber schlaue und geschickte Art immer wieder in Szene setzen. Mit Raffael harmonierte er ausgezeichnet. So wurde aus dem angedachten Kramer-Ersatz im Mittelfeld der Kruse-Nachfolger im Sturm.
Stindl spielte zwar etwas anders als Kruse, doch was beide auszeichnete, war der große Aktionsradius. Und hier übertraf Stindl seinen Vorgänger sogar noch. Er gehörte in jeder Partie zu den laufstärksten Spielern und arbeitete permanent mit vollem Einsatz für die Mannschaft. Als Verbindungsspieler auf dem Weg nach vorne, der Bälle festmachte und klug weiterspielte, aber auch als ‚Fighter‘, der hinter jedem Ball herlief und die Gegenspieler ständig attackierte. Herzblut und Leidenschaft – Lars Stindl verfügt über eine überragende Mentalität.
So verdiente er sich den Eintrag als erster Gladbacher Torschütze in der Champions League genauso wie die Wertschätzung der Fans. Elf Pflichtspieltore und neun Assists standen nach der Hinrunde in der Statistik von Lars Stindl.
Stindl ist in der Hierarchie aufgerückt
Dass in der Rückrunde nur noch zwei Tore und sechs Assists hinzukamen, lag auch an der Systemumstellung. Durch den ‚dritten Mann‘ vorne wurde eine veränderte Aufteilung nötig. Das führte dazu, dass sich Stindl weiter fallen ließ bzw. durch die ständigen Rochaden Räume abseits des Balles ‚beackerte‘. Dadurch stand er zwar nicht so im Fokus für die Abschlussaktionen, doch Borussias Offensivspiel war so noch schwerer auszurechnen.
Stindl überzeugte mit Spielintelligenz und Übersicht, wie nach seiner Einwechslung beim Remis in München oder im letzten Heimspiel gegen Leverkusen. Die Zielstrebigkeit im Passspiel ist überdurchschnittlich gut.
In der neuen Saison wird der 27-Jährige wieder eine tragende Rolle übernehmen. Egal ob im Zweiersturm mit Raffael, oder im variablen Dreierangriff. Dazu wird er neben dem Platz noch mehr gefordert sein. Nach dem Abgang von Stranzl & Co ist Stindl in der Hierarchie aufgerückt.