Für Mönchengladbacher Verhältnisse kamen die Ereignisse der letzten Tage einem mittelschweren Erdbeben gleich. Die Ankündigung des Rauswurfs von Dieter Hecking zum Saisonende und die geplante Neuausrichtung auf mehreren Ebenen haben Klub und Anhänger gleichermaßen durchgerüttelt. Dabei sind die Fragen, ob und wann Marco Rose als neuer Trainer präsentiert und was sonst noch so umgestaltet wird, im Moment eher zweitrangig.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht, die aktuelle Saison erfolgreich über die Bühne zu bringen. Auch für die künftige Ausrichtung ist es von elementarer Bedeutung, Platz 4 zurückzuerobern und nächstes Jahr in der Champions League zu spielen. Damit steigt einerseits die Reputation und Borussia wird für potentielle Neuzugänge weitaus interessanter, andererseits erweitern die garantierten Einnahmen den Handlungsspielraum erheblich.
Am Samstag in Düsseldorf spielte die Mannschaft unterirdisch, am Dienstag wurde Hecking zum Interimstrainer degradiert
Die große Frage ist, ob Borussia in der aktuellen Konstellation in der Lage ist, dieses greifbare Ziel wirklich zu erreichen. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen nicht den Eindruck hinterlassen, als ob sich teamintern eine Eigendynamik entwickeln könnte. Der Trainer musste wiederholt zugeben, dass Vorgaben nicht umgesetzt wurden, gleichzeitig hielt er vertrauensvoll an seinem Kurs fest.
Am Samstag in Düsseldorf spielte die Mannschaft unterirdisch, am Dienstag wurde Hecking zum Interimstrainer degradiert. Aus dieser Konstellation heraus sollen nun die letzten sieben Spiele angegangen werden, in denen es um Alles oder Nichts geht. Der Gedanke an Russisch Roulette kommt unweigerlich auf.
Der Trainer will ganz sicher nicht durch die Hintertür verschwinden
Natürlich ist es möglich, dass aus dieser Situation heraus das notwendige Feuer entfacht werden kann. Der Trainer will ganz sicher nicht durch die Hintertür verschwinden und einigen Spielern dürfte klar sein, dass ihre Zukunft in der einstigen Wohlfühloase am seidenen Faden hängt. Lars Stindl sagte am Mittwoch, dass die angekündigte Trennung von Hecking ein »kleiner Motivationsschub« sein könnte, um noch ein Stück zusammenzurücken.
Sinnbildlich für das Zusammenrücken ist die Ankündigung, dass das Training am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Am Sonntag gegen Werder geht es neben den drei Punkten ganz besonders um die Art und Weise, wie das Team auftritt. Sollte die geforderte Reaktion ausbleiben und aus dem Zusammenrücken ein Zusammenfallen werden, war das am Dienstag nicht das letzte Erdbeben in Mönchengladbach.
von Marc Basten