Nun ist es also offiziell. Rechtzeitig vor dem letzten Heimspiel der Saison hat Borussia Mönchengladbach die Entscheidung bekannt gegeben, den auslaufenden Vertrag mit Roel Brouwers nicht zu verlängern. In den letzten zwei Jahren konnte sich ›Mr. Zuverlässig‹ jeweils für einen neuen Einjahres-Kontrakt empfehlen, doch eine dritte Runde wird es für den 34-Jährigen nicht geben.
Die Entwicklung kommt nicht wirklich überraschend, schließlich stand der Niederländer unter André Schubert in vier Pflichtspieleinsätzen ganze 40 Minuten auf dem Platz. Gleichwohl hätte wohl kaum jemand im Sommer 2007 prophezeit, dass Roel Brouwers neun Jahre später als ›Kultspieler‹ von Borussia verabschiedet wird. Als ›Niederländer aus Paderborn‹ galt er als ein Mitbringsel von Trainer Jos Luhukay für die Zweite Liga. Spätestens nach dem Wiederaufstieg, so der allgemeine Tenor, würde Brouwers an seine natürlichen Grenzen stoßen und in Gladbach keine Rolle mehr spielen.
Doch weit gefehlt. Roel Brouwers avancierte zu einem der verlässlichsten Profis, die in der Neuzeit das Trikot mit der Raute getragen haben. Im hyperventilierenden Fußballgeschäft kam Roel stets unaufgeregt und überaus menschlich daher. Brouwers machte keine verrückten Sachen, er wusste um seine Fähigkeiten. Dennoch wurde er - trotz des Titels ›torgefährlichster Verteidiger der Bundesliga 2009/2010 (8 Treffer) - bis zuletzt unterschätzt.
Ein toller Typ, der aufgrund seiner Normalität so ganz besonders ist
Denn Brouwers war und ist weit mehr als nur der schlaksige Abräumer. Von seinem Stellungsspiel kann sich manch gefeierter Möchtegernstar eine Scheibe abschneiden und seine Spieleröffnung war in der letzten Saison ein Baustein auf dem Weg zu Platz 3.
Nun also endet die Liaison zwischen Borussia und Roel Brouwers. Die Fohlenelf verliert einen tollen Typ, der aufgrund seiner Normalität so ganz besonders ist. Wenn Roel am Samstag verabschiedet wird, dürfte es tränenreich werden. Zumal ja gleichzeitig mit Martin Stranzl und Håvard Nordtveit zwei weitere hochgeschätzte Borussen Adieu sagen.
Beide kamen in der tiefsten Krise der letzten Jahre in den Borussia-Park, als der VfL im Winter 2010/2011 abgeschlagen Tabellenletzter war. Sowohl der erfahrene Österreicher als auch der blutjunge Norweger schlugen sofort ein und waren ein wichtiger Faktor bei der wundersamen Rettung unter Lucien Favre. In den Folgejahren wurde Martin Stranzl zur absoluten Führungsfigur und verschob mehrfach das Karriereende, das nun, mit fast 36 Jahren, unausweichlich vollzogen werden muss. Håvard Nordtveit entwickelte sich zunächst zum Basisspieler, erhielt jedoch nach und nach weniger Einsatzzeiten unter Lucien Favre. Erst unter André Schubert ist der Norweger wieder gesetzt, doch letztlich entschied er sich mit nun 25 Jahren für den lukrativen Schritt nach England.
Eigentlich kein Platz für Gefühlsduselei
Es wird am Samstag ein Wirrwarr der Emotionen geben. Zumal ja nicht nur die rührselige Verabschiedung auf dem Programm steht, sondern das so eminent wichtige Spiel gegen Bayer Leverkusen. Eigentlich ist an diesem Tag kein Platz für Gefühlsduselei, denn Borussia muss knallhart Fakten schaffen, um den vierten Tabellenrang zu untermauern.
Håvard Nordtveit wird, wie in den letzten Monaten, gegen Bayer in der Startelf stehen. Natürlich wäre es schön, wenn Martin Stranzl und Roel Brouwers im 18er-Kader dabei sein und möglicherweise - wenn es der Spielverlauf zulässt - nochmal ein paar Minuten zum Einsatz kommen könnten. André Schubert hat bislang den Eindruck hinterlassen, dass er für solche Zwischentöne sehr wohl ein Gespür hat. Lucien Favre hatte sich hier am letzten Spieltag der Vorsaison einigen Unmut zugezogen, als er weder Filip Daems noch Thorben Marx in der Schlussphase des sportlich unwichtigen Spiels gegen Augsburg einen Abschiedseinsatz schenkte.
Ein Sieg gegen Leverkusen und am Ende Brouwers, Stranzl und Nordtveit auf dem Platz? Zu wünschen wäre es.