Ein paar durchaus anstrengende Trainingseinheiten und ein 45-minütiger Einsatz im ›Warm-Up-Kick‹ gegen einen Landesligisten liegen hinter Stefan Lainer, der von RB Salzburg an den Niederrhein gewechselt ist und dort einen Fünfjahresvertrag unterzeichnet hat. Was für einen Typen sich die Gladbacher für kolportierte 12 Millionen Euro ins Haus geholt haben, lässt sich in den ersten Tagen schon erkennen. »Stefan Lainer ist eine Naturgewalt«, hatte Marco Rose den Rechtsverteidiger angekündigt und die Dynamik des 26-Jährigen ist tatsächlich unverkennbar.
Natürlich sind die ersten Tage und eine Halbzeit im Testkick kein Maßstab, um sich in Gänze Bild von Stefan Lainer zu verschaffen. Doch die Phantasie, die Max Eberl und Marco Rose mit diesem Transfer verbinden, erscheint durchaus plausibel. Lainer bringt die Bissigkeit und Power mit, die ihn in der Defensive als äußerst unangenehmen Gegenspieler erscheinen lässt. Auf der anderen Seite sucht und nutzt er jede Möglichkeit, mit nach vorne zu preschen.
»Ein sehr bodenständiger Verein, bei dem alle Möglichkeiten vorhanden sind«
Gegen den 1.FC Mönchengladbach stand die Verteidigungsarbeit nicht auf dem Programm, so dass Lainer sich fast ausschließlich in der gegnerischen Hälfte aufhielt. Er trat einige Male gut an, suchte den Doppelpass, flankte aus dem Halbfeld und versuchte es mehrfach mit flachen Steckpässen in die Box. Dass noch eine Menge Finetuning notwendig ist, war unverkennbar. Im Strafraum rechneten die Zielspieler Herrmann und Makridis nicht mit den Anspielen, im Kombinationsspiel gab es kleinere Missverständnisse. Doch das ist völlig normal nach erst wenigen Tagen.
Fußballerisch macht Stefan Lainer einen soliden Eindruck. Ein Edeltechniker ist er nicht, doch als solcher war er auch nicht angekündigt. Beim Antritt erinnert er mit seinen ›Stakkato-Schritten‹ zumindest entfernt an Max Eberl - wohlgemerkt in jungen Jahren. Doch während Eberl ›nur‹ ein passabler Rechtsverteidiger war, wird von Stefan Lainer mehr erwartet. Zumindest der erste Eindruck, den man in Mönchengladbach vom Österreicher gewinnen konnte, ist sehr manierlich. Umgekehrt gilt das auch. »Insgesamt ist alles sehr positiv, ich bin sehr gut aufgenommen worden«, sagt der 26-Jährige. »Es sind alles sehr gute Typen, es ist ein sehr bodenständiger Verein, bei dem alle Möglichkeiten vorhanden sind und ich habe mich extrem schnell reingefunden«.
»Die Spielweise wird offensiv ausgerichtet sein, wir wollen uns nicht verstecken«
Einen Vorsprung vor den meisten Kollegen hat Stefan Lainer in Bezug auf Marco Rose. Während die anderen den Trainer erst noch kennen lernen müssen, ist Lainer mit der Arbeitsweise des neuen Gladbacher Coachs bestens vertraut. Doch zurücklehnen kann sich Lainer nicht, selbst wenn er der Wunschspieler von Rose ist. Die Erwartungen an ihn sind gerade deshalb besonders hoch. Die Bereitschaft, den Kollegen die Vorstellungen von Marco Rose näher zu bringen, ist bei Lainer grundsätzlich vorhanden. Für dringend notwendig hält er es nicht. »Der Trainer stellt alles bei den Besprechungen so klar, dass da nicht viele Fragen nötig sind«, sagt Lainer. Worauf es in Gladbach in den nächsten Wochen und Monaten hinauslaufen soll, ist klar: »Die Spielweise wird offensiv ausgerichtet sein, wir wollen uns nicht verstecken und wir wollen aktiv Fußball spielen.« Mit Stefan Lainer.
von Marc Basten und Niklas Kirchhofer