Flutlicht, volles Haus, um 22 Uhr noch Temperaturen von weit über 20 Grad, sechs Tore – wovon die meisten überragend herausgespielt waren – es war eine magische Nacht im Borussia-Park. Mit dem 6:1 über Young Boys Bern hat Borussia Mönchengladbach mehr als nur eine kleine internationale Duftmarke hinterlassen. »Das hat bestimmt für Aufsehen gesorgt«, sagte Tobias Strobl anschließend. »Wir haben schon sowas wie ein Zeichen gesetzt«.
Wie erwartet startete Bern mutig in die Partie. Die Eidgenossen mussten etwas riskieren, um durch ein frühes Tor vielleicht doch noch eine realistische Chance zu bekommen. »Wir waren vor dem Spiel alle angespannt«, bekannte Max Eberl. »Im Fußball kann viel passieren«. Doch die Borussen nahmen die Herausforderung an und hielten ausgesprochen konzentriert dagegen. »Dass wir nach vorne sehr gut sind, war uns klar«, sagte Eberl. »Dass wir aber auch hinten so stabil standen und Bern von Anfang an klargemacht haben, dass hier nichts zu holen ist, war extrem gut«.
Die Borussen ließen YB im wahrsten Sinne des Wortes keine Chance und nutzten ihrerseits die Räume, die sich im Umschaltspiel ergaben. Es war schon teilweise atemberaubend mit anzusehen, was Raffael & Co draufhaben, wenn man ihnen Zeit und Raum bietet. Vor allem der Brasilianer präsentierte sich in absoluter Gala-Form. »Raffa ist einer tollen körperlichen Verfassung«, schwärmte André Schubert. »Er ist auch gedanklich oft einen Schritt schneller als der Gegner, was man heute wieder gesehen hat«.
Durch das Führungstor von Hazard nach neun Minuten wurden die Weichen gestellt, Raffaels 2:0 nach einer guten halben Stunde ließ mögliche Restzweifel verschwinden. »Nach dem zweiten Gegentor hat YB nicht mehr dran geglaubt«, sagte Hazard. Die Borussen beherrschten das Spiel nach Lust und Laune, Hazard und Raffael zauberten sich jeweils zum Dreierpack. »Raffa is magic«, sagte Hazard mit einem breiten Grinsen. »Es ist einfach, mit ihm zusammen zu spielen«.
»Doch wenn alle elf so spielen würden, wäre es nicht gut«, betonte Hazard und stellte die Teamleistung in den Vordergrund. Nur aufgrund der gemeinsamen Arbeit konnten die beiden Künstler derart glänzen. Im Mittelfeld räumten Kramer und Strobl mit beeindruckender Intensität alles ab, auf den Seiten gingen Johnson und Herrmann selbstlos immer wieder ganz weit mit zurück. Die Mischung passte und ließ den Gegner verzweifeln.
Einen »Klassenunterschied« hatte Berns Coach Adi Hütter ausgemacht. Seine Mannen beugten sich dieser Erkenntnis im weiteren Spielverlauf und die Borussen ließen die Young Boys ganz alt aussehen. »Wenn wir im Lauf sind, ist es unglaublich schwer, uns zu stoppen«, hatte Max Eberl fast ein wenig Mitleid mit dem Gegner.
Auch wenn Bern sich letztlich über beide Spiele als international doch eher schmalbrüstiger Gegner präsentierte und die Borussen das Gesamtergebnis von 9:2 nicht überbewerten dürfen, so wurde das Ticket für die Champions League dennoch auf imponierende Art und Weise gesichert.
»Jetzt freuen wir uns auf Topmannschaften in der Gruppenphase«, sagte Tobias Strobl. Dort werde man sich teuer verkaufen. Ein Vergnügen soll es für die anderen Teams jedenfalls nicht werden, wenn sie es mit der Borussia zu tun bekommen. »Wir sind eine positiv eklige Mannschaft«, so Strobl. »Wir können jedes Team schlagen«.
Doch zunächst einmal gilt es den Fokus auf den Bundesligastart gegen Bayer Leverkusen am Samstag zu richten. »Psychologisch gehen wir mit breiter Brust in diese Partie«, sagte Max Eberl. In Leverkusen wird man registriert haben, wie die Fohlen galoppieren.