Echte Kampfansagen sucht man in Mönchengladbach in diesen Tagen vergeblich. Irgendwie hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es in der neuen Saison wohl keinen Europacup geben wird. Doch natürlich sagt das niemand laut, denn schließlich gibt es noch die Möglichkeit den 7. Platz zu erreichen, der eventuell die Hintertür nach Europa öffnet.
Dazu müssten allerdings Köln (gegen Mainz) und Bremen (in Dortmund) mitspielen. Und natürlich müssen die Gladbacher gegen Darmstadt ihre Hausaufgaben machen. »Ich kann wieder nur sagen, dass wir erstmal selbst gewinnen sollten«, unterstrich Dieter Hecking am Donnerstag bei der Pressekonferenz im Borussia-Park. »Wenn wir das nicht machen, hat sich alles andere erledigt. Von daher interessiert es mich herzlich wenig, was die Kölner machen. Wir müssen die Voraussetzung schaffen, dass wir überhaupt nochmal auf Köln schauen. Inwieweit sie uns dann den Gefallen tun, dass sie patzen, werden wir sehen.«
Die Aufgabe gegen Darmstadt ist vom Papier her eine einfache, doch die Hessen werden das Kapitel Bundesliga seriös beenden wollen. »Darmstadt hat in den letzten Wochen einen hervorragenden Charakter gezeigt«, so Hecking. »Sie haben gegen sehr gute Mannschaften gewonnen, da ist eine gewisse Grundqualität absolut vorhanden. Wir müssen den Widerstand brechen. Dass wir das können, davon gehe ich fest aus. Aber wir dürfen die Situation auch nicht unterschätzen.«
Hecking will seine stärkste Elf ins Rennen schicken, aber es gibt noch ein paar Fragezeichen. »Wir müssen bei dem einen oder anderen schauen, der unter der Woche ein bisschen gekränkelt hat.« Die Vorgabe des Trainers ist, unabhängig vom Personal, jedenfalls eindeutig: »Wir wollen uns mit einem Sieg in die Sommerpause verabschieden.«
Offiziell verabschiedet werden bereits vor der Partie Mo Dahoud und Andreas Christensen. Auch für Alvaro Dominguez war dies vorgesehen. »Wir hätten Alvaro gerne auf dem Platz verabschiedet«, sagte Max Eberl. »Er kann aber nicht, er ist verhindert. Das muss man akzeptieren.«
Die Personalie Dominguez macht deutlich, wie schnelllebig der Fußball ist. Der Spanier war eigentlich vor der Saison als Basisspieler eingeplant und ist jetzt gefühlt schon Ewigkeiten weg. Während Dominguez also (noch) nicht zu den Fans Adios sagt, lechzen alle bereits gierig nach den Neuzugängen für die kommende Spielzeit.
Doch zunächst einmal stellte Max Eberl mögliche weitere Abgänge in den Raum. »Wir haben gesagt, dass wir den Kader ein Stück kleiner werden lassen wollen. Das bedeutet auch, dass der eine oder andere, der weniger zum Einsatz gekommen ist, sich Gedanken machen und den Verein verlassen könnte. Wir sind da offen.«
Bei den Stammspielern haben die Borussen Fakten geschaffen. »Wir haben jetzt mit vielen gestandenen Spielern verlängert. Das ist für Gladbach in den letzten Jahren nicht typisch gewesen«, so Eberl. »Mit unserem Gerüst haben wir verlängert und jetzt sind wir auf der Suche nach dem besten Ersatz für Christensen und Dahoud«.
Ob das gestandene Profis oder doch junge Perspektivspieler werden, bleibt offen – und hängt sicherlich auch damit zusammen, wer aus dem erweiterten Kader letztlich gehen wird. »Ich kann mich jetzt nicht festlegen, ob es ein alter oder junger Spieler ist«, so Eberl. »Er muss Qualität haben, das entscheidet als erstes. Aber wir dürfen nicht vernachlässigen, dass wir auch immer Spieler brauchen, die wir auch wieder verkaufen können. Deswegen ist Kaderplanung für uns mehr, als nur Spieler zu holen. Es hat auch mit einer Strategie und Idee zu tun.«
Es könnte also durchaus sein, dass Vollzugsmeldungen noch nicht so zeitig und zahlreich eintrudeln werden wie in den vergangenen Jahren. »Die Transferperiode wird diesmal extrem in allen Belangen werden«, orakelt Eberl. »Auch extrem spannend.«
Doch zunächst steht noch das Saisonfinale mit der Partie gegen Darmstadt an. Der Borussia-Park wird nahezu voll sein, nur im Gästebereich gibt es noch Tickets. Es geht darum, sich mit einem Erfolgserlebnis zu verabschieden – und vielleicht doch noch die letzte Chance auf Europa zu wahren.