Am 5. Januar gab es im Borussia-Park schon die zweite Pressekonferenz im Jahr 2017. »Es geht Schlag auf Schlag«, sagte Max Eberl mit einem breiten Grinsen. Nach der Vorstellung von Dieter Hecking am Vortag stand die Präsentation des ersten (und einzigen?) Winterneuzugangs auf dem Programm: Timothée Kolodziejczak unterschrieb am Mittwoch einen Vertrag bis 2021. Über die Ablöse, die Borussia an den FC Sevilla zahlen wird, wurde wie üblich Stillschweigen vereinbart. In Spanien wird von einem angeblichen Sockelbetrag von 7,5 Millionen Euro berichtet.
Am Vormittag absolvierte Kolodziejczak mit den Mannschaftskollegen den Laktattest. Etwas später nahm er im Presseraum Platz und wirkte nicht so, als ob ihn die anstrengenden Läufe mitgenommen hätten. Als er auf dem Podium seinen Namen aussprach, klang das weitaus flüssiger, als wenn man ihn liest. Dennoch kann man sich dankenswerterweise daran gewöhnen, den 25-Jährigen mit ‚Kolo‘ anzureden. Diesen Namen trägt er auch auf dem Trikot mit der Nummer 25.
Wer ist dieser Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak, über den in den letzten Wochen schon so einiges zu lesen war? Sein Vater stammt aus Polen, die Mutter aus Martinique. Er verfügt sowohl über die französische, als auch die polnische Staatsangehörigkeit. In Frankreich hat er das Fußballspielen gelernt, spielte in Lyon und Nizza und seit 2014 stand er beim FC Sevilla unter Vertrag.
In Mönchengladbach hat man sich schon länger mit dem 1,85-großen Verteidiger beschäftigt. »Wir kennen ihn seit der U17 und haben ihn lange verfolgt«, bestätigte Max Eberl. Weil die Karriere von Kolo in Sevilla im letzten halben Jahr etwas ins Stocken geriet und er Wechselgedanken hegte, wurden die Gladbacher schnell hellhörig. Unter Sevillas neuem Trainer Jorge Sampaoli wurde er kaum berücksichtigt. »Wir waren dann dran«, sagte Eberl.»Max war sehr hartnäckig«, ließ Kolo Borussias Pressesprecher Markus Aretz übersetzen. »Wir hatten längere Zeit Kontakt und sehr gute Gespräche«. Sein Berater war dabei, ebenso Steffen Korell. »Steffen spricht perfekt französisch«, merkte Max Eberl an. »Sie haben mich überzeugt, dass Borussia eine sehr interessante Aufgabe sein kann«, sagte Kolo. »Es ist ein guter Schritt in meiner Karriere«.
Max Eberl ist von den Qualitäten des Neuzugangs überzeugt. »Er verfügt mit seinen 25 Jahren bereits über viel Erfahrung. Mit 17 hat er sein erstes Champions-League-Spiel gemacht und später mit Sevilla großes geleistet. Bislang hatte er schon eine sehr interessante Karriere und jetzt soll er den nächsten Schritt bei uns machen«.
Dem Klischee des vor der Winterpause von Eberl etwas voreilig ins Spiel gebrachten ‚Führungsspieler der Marke Schweinehund‘ entspricht Kolo nur bedingt. Allein wegen der sprachlichen Barriere wird er nicht den großen Anführer mimen können. »Er macht es auf eine andere Art und Weise«, ist sich Eberl sicher.
Zweifelsohne wird Kolo ein Stück der Aggressivität mitbringen, die Sevilla in den letzten Jahren zu einer der gefürchtetsten Mannschaften in Europa gemacht hat. »Wir haben in den vier Begegnungen gegen Sevilla selbst erlebt, wie sie spielen«, sagte Eberl. Ein Abwehrspieler, der sich dort durchsetzt, muss etwas draufhaben. Die »Erfahrungen aus Sevilla«, auch hinsichtlich der Robustheit im Zweikampf, soll Kolo in Mönchengladbach einbringen. »Ich will ein wichtiger Spieler werden und Verantwortung übernehmen«.
»Wir holen aber keinen Holzhacker«, versicherte Eberl. »Er ist ein Fußballer, der einen richtig guten Ball spielen kann«. Kolo unterstrich: »Ich habe gerne den Ball am Fuß«. »Er hat als offensiver Linksverteidiger begonnen, der mit seiner Schnelligkeit Tore vorbereitet hat«, erklärte Eberl. »Kolo kann Linksverteidiger oder linker Innenverteidiger spielen, hat eine gute Schnelligkeit und Aggressivität. Er ist ein Typ, der Spiele gewinnen will«.
Eberl erhofft sich von Kolos Siegermentalität einen Schub für die Mannschaft, so wie ihn Mike Hanke vor sechs Jahren mit nach Gladbach brachte. »Er ist ein Gewinnertyp, deshalb hat er auch mit Sevilla so erfolgreich Fußball gespielt. Er ist eine klare Verstärkung unseres Kaders«.
Zunächst geht es für Timothée ‚Kolo‘ Kolodziejczak darum, sich nach Frankreich und Spanien schnell an die nächste Topliga anzupassen. »Ich traue mir zu, mich schnell an die Spielweise hier zu gewöhnen«, ist er überzeugt. »Ich habe auf dem Niveau schon viel Erfahrung und brauche nicht viel Eingewöhnungszeit«.
Wo er sich künftig im Team sieht, stellte er ebenfalls klar: »Als linker Innenverteidiger«. Und er kündigte an, bei Ecken und Freistößen gerne in den gegnerischen Strafraum zu gehen. Das eine oder andere Tor hat er auf diese Weise schon erzielt. Auch das können sie in Gladbach gut gebrauchen.