Ein gewisses Entsetzen stand André Schubert während der 90 Minuten im Audi-Sportpark schon ins Gesicht geschrieben, als er durch die Coachingzone tigerte. Seine Mannen wirkten plan- und hilflos gegen die früh und mit hoher Intensität attackierenden Ingolstädter. Dabei spielte die Hasenhüttl-Kombo genau so, wie vermutet.
»Wir wussten, was uns erwartet«, sagte Schubert anschließend. Doch die Lösungsansätze des Trainers griffen nicht, sein Team ließ jegliches Selbstvertrauen vermissen. Die Aktionen am Ball waren von Hektik und Einfallslosigkeit geprägt. »Wir sind ja eigentlich eine kombinationsstarke Mannschaft und spielerisch sehr gut«, wunderte sich André Hahn. »Aber das konnten wir überhaupt nicht auf den Platz bringen«.
»Wir haben nur selten das umgesetzt, was wir spielen wollten«, monierte Schubert. »Im Spielaufbau war es viel zu kompliziert, wir haben Ingolstadt dadurch in die Karten gespielt«. Kombinationsansätze waren wenig durchdacht, sondern schienen nur dem Wunsch zu folgen, den Ball möglichst schnell loszuwerden. Kurze Passfolgen, um in Position für einen Verlagerungsball oder das Zuspiel in die Spitze zu kommen, waren kaum zu sehen.
Die Umstellungen fruchteten nicht
»Wir wollten eigentlich die erste Pressing-Zone sehr schnell überspielen, um in die Tiefe zu kommen«, erläuterte Schubert. »Dafür musst du aber auch Läufe in die Tiefe anbieten, was wir heute zu selten gemacht haben«.
Schubert probierte es während des Spiels mit einigen Umstellungen, die nicht fruchteten. Im Gegenteil: Nach der Pause war Ingolstadt klar das bessere Team. »Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir einen verdienten Sieg von Ingolstadt gesehen«, musste Schubert eingestehen.
Seinen Kapitän Granit Xhaka ließ der Coach zur Pause draußen, nachdem der früh eine Gelbe Karte sah. Isoliert betrachtet konnte man den Ellenbogeneinsatz des Schweizers entsprechend bestrafen, angesichts der sonstigen Zweikampfbeurteilung des Schiedsrichters war die Karte jedoch überzogen.
Minuswerte in allen Bereichen
Dem gesteigerten Reifegrad von Xhaka traute Schubert nicht wirklich, so dass er ihn zu Vermeidung eines Platzverweises auswechselte. »Wenn wir ihn nicht rausnehmen und es in der 55. Minute Gelb-Rot gibt, hätten alle geschrien, wie man ihn auf dem Platz lassen konnte«, zeigte Max Eberl Verständnis für Schuberts Intention. »Ich glaube, dass die Entscheidung richtig war, daran lag es auch nicht«.
Die Zahlen an diesem trostlosen Nachmittag waren eindeutig: Eine so schlechte Passquote (61 Prozent) hatte Borussia in dieser Saison noch nicht, die Laufleistung betrug nur 112 Kilometer und lag damit unter den üblichen Werten. »Auch in den Zweikämpfen haben wir nicht so dagegenhalten können«, bemerkte Schubert. »Ich bin enttäuscht«.
Max Eberl räumte zwar ein, dass »wir alles in die Waagschale geworfen haben, was heute gefragt war«. Doch das war nicht nur für einen Champions-League-Anwärter deutlich zu wenig. »Wir hätten den einen Punkt einfach mitnehmen und cleverer sein müssen«, ärgerte sich Tony Jantschke.
Eberl fand es »zum Kotzen«
Die Borussen waren in der Schlusssequenz, auch bedingt durch die vielen Umstellungen, defensiv nicht mehr auf der Höhe. »Wir haben zum Ende hin die Konzentration verloren«, gestand Andreas Christensen ein. »Wir haben ja nicht blind nach vorne gespielt«, sagte Max Eberl. »Das Tor fiel nicht nach einem Konter, sondern nach einer banalen Flanke«.
»In der 82. Minute hatte ich das Gefühl, dass beide mit einem Punkt zufrieden wären. Da ist es zum Kotzen, dass du ohne etwas nach Hause gehst«, fasste Eberl die Gemütslage zusammen. Ganz eindeutig: Auftritt und Ergebnis der Fohlenelf in Ingolstadt sind ein herber Dämpfer für die Champions-League-Ambitionen.