Es ist schon erstaunlich, mit welcher Vehemenz es im Moment Nackenschläge für Borussia Mönchengladbach setzt. Jetzt verliert die Fohlenelf sogar in Müngersdorf. Gegen eine Kölner Mannschaft, die in ihrer Schlichtheit ein Heimspiel auf dem Niveau eines Abstiegskandidaten bestritt und von einer ›normalen‹ Borussia relativ entspannt in alle Einzelteile zerlegt worden wäre. Doch normal ist für den VfL schon lange nichts mehr.
Jetzt also hängende Gladbacher Köpfe in Köln. »Beide Mannschaften waren nicht gut«, grantelte Tony Jantschke. »Aber selbst bei so einem Spiel unterlaufen uns kleine Fehler, die dann sofort entscheidend sind. Anstatt ein 0:0 mitzunehmen, kriegen wir wieder ein einfaches Gegentor«.
Wie aus dem Nichts fiel das Tor für die Gastgeber, weil die Gladbacher Bittencourt zu einfach flanken ließen und Christensen gegen Modeste den berühmten Tick zu spät kam. Dass der Kölner den Kopfball perfekt und unhaltbar ins Eck setzte, passte ins Bild.
Auf der anderen Seite schafften es die Gladbacher nicht, den mehrfach kopflos und hektisch agierenden Kölner Defensivverbund zu überwinden. Trotz der zahlreichen Angebote der Domstädter. »Bis zum Sechzehner spielen wir guten Fußball, dann fehlt uns die Genauigkeit«, sagte Granit Xhaka. »Wir wollen es einfach zu kompliziert machen, anstatt mal abzuschließen. Wir waren heute nicht die schlechtere Mannschaft, es haben nur die Torchancen gefehlt«.
»Es ist unfassbar bitter, dass wir solch einen Negativlauf haben«
»Wir spielen die Situationen momentan zu hektisch zu Ende«, hatte Sportdirektor Max Eberl auf der Bank festgestellt. »Das ist unser Problem. Diese Ruhe zu haben, den richtigen Rückpass zu spielen im Sechzehner und dann eben die Torchance zu bekommen, das brauchen wir wieder«.
»Es ist unfassbar bitter, dass wir solch einen Negativlauf haben«, so Eberl weiter. »Wir hatten heute einige gute Ansätze und spielen 65 Minuten ordentlich. Dann lassen wir eine Aktion zu, die das Spiel entscheidet. Dagegen schaffen wir es selbst nicht, aus unseren Ansätzen eine Torchance zu erzwingen«.
Derweil mehren sich die Stimmen, die die Spielweise der Gladbacher als ›zu brav‹ kritisieren. Stilmittel wie Provokationen, Schwalben oder ›Knüppel-aus-dem-Sack‹ Zweikämpfe, wie sie die Kölner auffuhren, gibt es bei Gladbach nicht. Wenn sie vehementer ›drauf‹ gehen, wirkt es meist ungeschickt. Dass nur Borussen verwarnt wurden, macht deutlich, dass die Favre-Schützlinge das dreckige Spiel an der Grenze zur Legalität nicht beherrschen.
»Wir haben viereinhalb Jahre nicht so körperlich gespielt«, verteidigte Max Eberl das Festhalten am fußballerischen Ansatz. »Sollen wir jetzt alles drehen? Wenn du verlierst, heißt es immer, du hast nicht gekämpft. Aber wir haben lange Zeit ein ordentliches Spiel gemacht, hatten sehr viel Ballbesitz. Doch wenn wir in Richtung Tor kommen, werden wir nervös. Das hat aber nichts mit Kampf zu tun. Es ist momentan einfach so, dass wir die Resultate nicht bringen«.
»Ohne Punkte kannst du viel erzählen«
Die Krise nimmt ihren Fortgang, doch noch versucht man die Ruhe zu bewahren und auf den Turnaround hinzuarbeiten. »Wir müssen die guten Ansätze, und davon gab es einige, nehmen und darauf aufbauen«, sagte Eberl. »Natürlich müssen wir endlich mal punkten. Nur das zählt, das weiß ich auch. Ohne Punkte kannst du viel erzählen, was du besser machen willst. Doch das Wichtigste ist, und das zeichnet diesen Verein auch aus, dass wir gemeinsam da durchgehen. Wenn wir anfangen, uns auseinanderdividieren zu lassen, dann haben wir ein Problem. Der Mannschaft ist sehr wohl bewusst, wo wir drinstecken«.
Dass Lucien Favre möglicherweise ins Zweifeln gerät, ist für Eberl kein Thema. »Das spüre ich nicht, der Trainer ist sehr akribisch. Wir gehen durch diese Phase gemeinsam durch«.