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Werkself eine Nummer zu groß für Borussia

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Gekämpft, aber letztlich chancenlos gegen Xhaka & Co (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach war beim 1:3 in Leverkusen chancenlos. Dass es fast einen Klassenunterschied zur Werkself gibt, ist ein Fakt, den man in Gladbach akzeptieren muss.

Das Topspiel am Samstagabend in der BayArena wird keinen Platz in irgendwelchen Geschichtsbüchern finden. Es war ein durchschnittliches, unspektakuläres und phasenweise langweiliges Bundesligaspiel zweier Mannschaften, die von Augenhöhe ziemlich weit entfernt sind. Der Favorit hat seine Pflicht erfüllt, der Außenseiter musste seine Grenzen akzeptieren, und das war es. 

Schon fast abenteuerlich muten die Kommentare an, die Trainer Gerardo Seoane eine Angsthasentaktik vorwerfen und schon wieder seinen Kopf fordern. Hat wirklich jemand ernsthaft erwartet, dass man vier Tage nach einem 1:5 in Wolfsburg in Leverkusen versuchen würde, ein Offensivfeuerwerk abzubrennen? Fußballerisch mithalten wollten die Borussen auch in Wolfsburg, wo die Individualisten Plea und Stöger dabei waren. Das Resultat ist bekannt. Und das war Wolfsburg und nicht Leverkusen. 

Die ‘Knackpunkt-Szenen’ nicht überstanden

Grundsätzlich war es richtig, dass Seoane die defensive Struktur stabilisiert hat und über weite Strecken haben die Borussen auch sehr ordentlich verteidigt. Es gab auch durchaus Ansätze für eigene Offensivaktionen und es wäre schon möglich gewesen, nachzurücken und Leverkusen zu beschäftigen. Doch dass Čvančara, Hack und auch Kleindienst da vorne mehr Flipper als Fußball spielen, ist eine Frage der Qualität und hat weniger mit der taktischen Ausrichtung zu tun. 

Mit etwas mehr Konzentration bei eigenem Ballbesitz (Stichwort Nadelstiche) hätte es funktionieren können, wenn man darüber hinaus die ‘Knackpunkt-Szenen’ überstanden hätte. Aber bevor die Leverkusener ob der wenigen Chancen und des Spielverlaufs ins Grübeln kommen konnten, fiel der richtungsweisende Führungstreffer. Ein Geschenk, weil Hack den Einwurf fahrlässig ausführte, Sander zu lange brauchte, um den Ball zu verarbeiten und Itakura schließlich der Klasse von Wirtz nichts entgegenzusetzen hatte. 

Borussen nehmen es hin, dass die Schiedsrichter sie an der Nase herumführen

Auch nach dem Rückstand hatten die Borussen noch einen Fuß in der Tür, die jedoch nach gut einer Stunde endgültig geschlossen wurde. Mittlerweile muss man ja bei jedem Spiel mindestens einen Elfmeterpfiff gegen Gladbach einplanen, und das war auch dieses Mal so. Es ist unglaublich, wie die DFB-Schiedsrichtergilde die Regeln Woche für Woche willkürlich auslegt. Als Reitz gegen Dortmund aufs Tor schoss und Guirassy den Ball an die Hand bekam, blieb der Pfiff aus. Jetzt bekommt Weigl den Ball bei einer Flanke aus noch kürzerer Distanz an die ähnlich weit vom Körper entfernte Hand und es wird gepfiffen. 

Aber offensichtlich muss man diese Willkür als gottgegeben akzeptieren - jedenfalls hat man im Nachgang von keinem Gladbacher Protagonisten einen Aufschrei vernommen. Schon erstaunlich, wie brav die Borussen es hinnehmen, wenn sie von den Unparteiischen mal wieder an der Nase herumgeführt werden. Fakt ist - mit dem Elfmeter war der Drops in der BayArena gelutscht. 

Die Schlussphase war ein Muster ohne Wert

Leverkusen zog sich danach etwas zurück, die Borussen hatten mehr Spielanteile - und kassierten das 0:3, als Bayer sich bietende Räume unwiderstehlich ausnutzte. In den letzten zehn Minuten stellte Seoane mit der Einwechslung von Chiarodia auf Dreierkette um, und Borussia war optisch überlegen und erzielte in der Nachspielzeit durch Kleindienst noch den Ehrentreffer. Prompt waren Stimmen zu vernehmen, die fragten, warum man nicht von Beginn an so “mutig” gespielt hat. 

Sie vergessen dabei jedoch, dass Leverkusen zu diesem Zeitpunkt bereits längst mit dem Auslaufen und der Vorbereitung auf den Dienstag begonnen hatte, wo man in der Champions League bei Atlético Madrid spielt. Gladbach auszukontern stand - anders als es Wolfsburg gemacht hat - nicht mehr auf dem Plan. Deshalb können sich die Borussen glücklich schätzen, dass sie mit diesem 1:3 vom Platz gegangen sind und sich nicht zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen eine blutige Nase geholt haben. 

Drei Niederlagen in Folge hinterlassen ihre Spuren

Man muss akzeptieren, dass die Werkself eine Nummer zu groß für diese Borussia ist. Gleichwohl hat dieser Start ins neue Jahr mit drei Niederlagen in Folge Spuren hinterlassen. Das Bochum-Spiel hat plötzlich eine ganz andere Gewichtung und die Befürchtung, dass der ‘Höhenflug’ im Spätherbst weniger Substanz hatte als gehofft, ist nicht von der Hand zu weisen. Und jetzt, wo mit dem Ausfall von Franck Honorat auch die Verletzungsproblematik aufploppt, werden die nächsten Wochen zu einem echten Härtetest.

 


von Marc Basten

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