Eine Woche vor dem Pflichtspielstart

Wenig Klarheit über den Leistungsstand bei Borussia

Created by Eine Woche vor dem Pflichtspielstart

Gerardo Seoane beim letzten Testspiel gegen Racing Straßburg (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Die Vorbereitung endete mit dem Testspiel-Doppel gegen Racing Straßburg. Neue Erkenntnisse brachten die finalen Duelle vor dem Pflichtspielauftakt nicht. Lediglich bisherige Eindrücke wurden bestätigt. Wo Borussia wirklich steht und wohin es geht, bleibt weiter offen.

Ab jetzt wird es ernst bei Borussia Mönchengladbach. Die Sommervorbereitung ist beendet, ab sofort beginnt die gezielte Vorbereitung auf den Pflichtspielauftakt. Die erste Pokalrunde bei Erzgebirge Aue am nächsten Samstag wird ein erster Härtetest. Weniger in Bezug auf die Art und Weise, wie die Borussen künftig in der Liga Fußball spielen wollen, sondern vielmehr hinsichtlich der mentalen Stärke, um im ersten Pflichtspiel den Pflichtsieg einzufahren und dabei möglichst keine Zweifel aufkommen zu lassen. 

Das darf und muss man von den Fohlen erwarten und nimmt man die Eindrücke aus der Sommervorbereitung als Maßstab, sollte diese Aufgabe auch gelöst werden können. Etwas weniger klar sind die Aussichten auf die eine Woche später beginnende Bundesligasaison. In den vergangenen Wochen wurden einige Ansätze erkennbar und das 4-2-3-1 System mit kleineren Variationen als neue Grundordnung gewählt. Doch hat der Fast-Absteiger der Vorsaison wirklich die Voraussetzungen geschaffen, um sich nachhaltig zu verbessern?

Kleindienst der neue Fixpunkt

Wie zuletzt in der Analyse aufgeführt, sind die drei Neuzugänge offensichtliche Verstärkungen. Dennoch wirkt der Kader weiterhin nicht ausgewogen, was sich insbesondere im Abwehrbereich zeigt. Obwohl es in den Testspielen nur zwei Gegentore gab, darf dadurch nicht geschlussfolgert werden, dass man das Problem der ‘billigen’ Gegentore in den Griff bekommen hätte. Dazu waren die Gegner allesamt offensiv zu schwach oder zurückhaltend. Gegen Racing Straßburg z. B. fühlte man sich beim einen oder anderen Abwehrversuch im eigenen Sechzehner stark an die Vorsaison erinnert. 

Das galt auch hinsichtlich der Spielanlage, wo vieles noch unabgestimmt und auf Zufall ausgerichtet wirkt. Ganz klar erkennbar ist, dass Kleindienst gesucht wird und der Neuzugang aus Heidenheim ein echter Fixpunkt ist. Die Zulieferer von Außen haben jedoch noch einiges an Luft nach oben. Honorat war gegen Straßburg kaum zu sehen, aber von ihm weiß man, dass er es besser kann. Ngoumou auf links wirkt nach wie vor gehemmt und unkonzentriert und bis man mit Hack wieder fest planen kann, wird es noch dauern. Plea ist in zentraler Rolle der Unterschiedsspieler, auch wenn er am Samstagnachmittag einige unsaubere Aktionen zu viel hatte. Aber nicht nur der Pass zum entscheidenden Tor zeigte seine Extraklasse. 

Plea oder Stöger oder beide gemeinsam?

Die zentrale Rolle ist auch die, die Kevin Stöger bevorzugt. Stöger durfte im frühen Spiel am Samstag ran und so bleibt die Frage offen, welches die Idealbesetzung ist. Plea oder Stöger zentral, oder aber beide gemeinsam, wenn Plea dafür auf links ausweicht? Wenn Borussias Offensivspiel nicht zu eindimensional geraten soll, dann müssen beide spielen. Doch wie harmonisch das sein wird, bleibt unklar. Leider bot der letzte Test hier aufgrund des Jobsharings keine neuen Aufschlüsse. Tomáš Čvančara spielte im ersten Match gegen Straßburg wieder auf rechts und es erscheint immer unwahrscheinlicher, dass der Rekordeinkauf des Vorjahres in den Planungen eine gewichtige Rolle spielt. 

Derweil wurden die groben ‘Claims’ mittlerweile abgesteckt. Jonas Omlin wurde als Kapitän bestätigt und geht als klare Nummer 1 in die neue Saison. Auch wenn der Schweizer in den Vorbereitungsspielen nicht so souverän wirkte wie im letzten Jahr vor seiner Verletzung. Das gilt in Bezug auf sein Timing, aber auch dem unnötig risikoreichen Verhalten, wenn die Gegenspieler ihn im Aufbau attackieren. Mit der Eigenart, dass Omlin die Sache mit dem Ballbesitz oftmals zu wörtlich nimmt und gefühlte Ewigkeiten mit dem Fuß auf dem Ball verharrt, eine Anspielstation sucht und dann einen 08/15-Schlag folgen lässt, sorgt er selbst in einem Testspiel für Unmutsäußerungen. 

Ein weiterer offensichtlicher Wink mit dem Zaunpfahl für Kramer und Neuhaus

Dass man bei Borussia mittlerweile davon ausgeht, dass Nico Elvedi wie im Vorjahr keinen neuen Verein finden wird, darf man aus dessen Berufung in den Mannschaftsrat schlussfolgern. Vize-Kapitän bleibt Julian Weigl, neben Elvedi gehören auch Reitz, Plea und Kleindienst dem Mannschaftsrat an. Ko Itakura ist nicht mehr dabei, dazu wurden erwartungsgemäß Florian Neuhaus und Christoph Kramer degradiert. Ein weiterer offensichtlicher Wink mit dem Zaunpfahl, was die Zukunft der beiden Ex-Nationalspieler betrifft. 

Der grobe Rahmen steht eine Woche vor dem Auftakt, aber über den wirklichen Leistungsstand kann man nur mutmaßen. Das ist freilich ein Umstand, mit dem sich auf die Konkurrenten herumschlagen müssen. Wo man steht, weiß noch niemand so genau. Zudem sollte sich in Mönchengladbach zum Ende der Transferperiode noch etwas Grundlegendes tun. Der Verkauf von Manu Koné steht bevor und davon abhängig wird sein, welches Geld noch für einen oder zwei späte Einkäufe zur Verfügung stehen wird. Auf der Abgangsseite dürfte ein neuerliches Leihgeschäft bei Oscar Fraulo konkret werden und vielleicht werden Kramer und/oder Neuhaus aufgrund ihrer offensichtlichen Perspektivlosigkeit doch noch einen kurzfristigen Tapetenwechsel forcieren.

 


von Marc Basten
Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG