Es ist nicht so einfach für einen Trainer, seine Mannschaft auf den Punkt genau vorzubereiten. André Schubert erlebte das vor Wochenfrist, als er mit seiner Truppe in den Breisgau reiste. Vor der Partie beim Aufsteiger wies er vehement darauf hin, dass Freiburg kratzen und beißen wird und man unbedingt hochkonzentriert dagegen halten müsse.
Genau wie erwartet traten die Freiburger auf. Doch obwohl alle gewarnt waren, ließen die Borussen den notwendigen Biss vermissen und verloren schließlich verdientermaßen. »Wir sind einfach nicht an die Grenzen gegangen«, ärgerte sich Schubert auch eine Woche später noch. »Ein schlechtes Spiel kann man immer machen, aber die Laufbereitschaft muss stimmen«. Satte sieben Kilometer liefen die Freiburger mehr als die Gladbacher.
Obwohl der Trainer seine Spieler eindringlich darauf hingewiesen hatte, fehlten die notwendigen Prozente. »Vielleicht ist das eine oder andere Lob zu viel und man denkt, dass es jetzt alles locker weiter läuft«, mutmaßte Schubert. »Es ist einfach dieses Gefühl, ›es läuft schon, das kriegen wir schon hin‹.
Auch am Samstag gegen Bremen ließen es die Borussen etwas schleifen. »Das war ein Fingerzeig, dass es nur mit hundert Prozent geht«, sagte Max Eberl nach dem Spiel. »Es war ein schönes Zeichen für alle auf dem Platz«. Der Sportdirektor sprach natürlich vom zweiten Durchgang, als die Borussen es absprachegemäß etwas ruhiger angehen ließen. Schließlich führten sie nach einer fulminanten ersten Halbzeit bereits mit 4:0 und angesichts der englischen Wochen bestand kein Grund, weiter durch zu powern.
»Ich hätte mir gewünscht, dass wir es besser kontrollieren, mit mehr Ballbesitz und den Gegner laufen lassen«, sagte André Schubert. »Aber ich habe Verständnis für die zweite Halbzeit«. Unzufriedenheit war an diesem Abend auch nicht angebracht, schließlich hatte Borussia vor der Pause eine Galavorstellung geboten.
»Vollgas von der ersten Minute, wir hatten Spaß und haben das Ding laufen lassen«, sagte Schubert. »Wir wollten von Anfang an dominieren und sind von der ersten Minute ganz konzentriert an die Sache herangegangen. Das war Hochgeschwindigkeitsfußball, wenn wir im höchsten Tempo umgeschaltet haben und nach vorne marschiert sind«.
Bremen präsentierte sich als dankbarer Aufbaugegner mit einer naiven Herangehensweise. Mutig wollten die Werderaner sein, doch sie wurden gnadenlos von der Qualität der Gladbacher überrannt. »In der ersten Halbzeit haben wir das mit Bremen gemacht, was Manchester am Mittwoch mit uns gemacht hat«, bemerkte Max Eberl. Insoweit kann man attestieren, dass die Lehrstunde von Manchester Wirkung gezeigt hat. »Wenn wir das Vertrauen und den Willen haben, wird es für jede Mannschaft schwer. Wir haben es aber auch ausgenutzt, dass Bremen angeschlagen war«.
Tatsächlich war Bremen in der Verfassung der ersten Halbzeit kein Maßstab für die kommenden Gegner. Schon am Mittwoch in Leipzig wartet ein ganz anderes Kaliber auf die Schubert-Elf. »Das wird eine große Herausforderung«, weiß Eberl. »Leipzig ist eine sehr starke Mannschaft mit großem Potential im Hintergrund«.
André Schubert wird dann wieder eine Mannschaft zusammenpuzzeln. Am Samstag gegen Werder entschied er sich dafür, Jannik Vestergaard zu seinem Startelfdebüt zu verhelfen und beorderte Andreas Christensen gleichzeitig ins defensive Mittelfeld. Auch dort überzeugte Christensen. »Wenn man Andreas klonen könnte, hätten wir gerne noch zwei, drei von ihm und seiner Qualität«, schwärmte Schubert.
Christensen interpretierte die Rolle sehr vorausschauend. »Das war sehr variabel«, lobte Schubert. »Ich konnte gar nicht sagen, ob es eine Dreierkette mit Andreas davor war oder eine Viererkette. Sie haben öfter gut gewechselt«. In dieser Rolle könnte Christensen durchaus auch künftig eine Option sein. »Er ist einer unserer ausdauerstärksten Spieler, mit gutem Kopfball und guter Technik«, sagte Schubert. »Aus meiner Sicht hat er im zentralen Mittelfeld ein sehr gutes Raumgefühl und reagiert unheimlich stark im Gegenpressing, macht die Räume zu und gewinnt sehr viele Bälle sofort wieder zurück«.
Es gibt also weiterhin viele Variationsmöglichkeiten für André Schubert. Man darf gespannt sein, wer am Mittwoch in Leipzig auflaufen wird. Und natürlich, ob die Mannschaft die Lehren aus dem Freiburg-Spiel gezogen hat.