In der dritten Minute der Nachspielzeit mussten die Gladbacher Borussen und ihre Anhänger im Augsburger Stadion nochmal kräftig durchatmen: Der Pfosten verhinderte beim Drehschuss von Finnbogason einen Knockout in letzter Sekunde. Schon in der ersten Halbzeit hatte Bobadilla mit einem abgefälschten Schuss den Pfosten des Gladbacher Tores getroffen.
»Wir hatten das Glück und die beiden Pfosten mit uns«, sagte Håvard Nordtveit im Anschluss an die Partie. »Augsburg hatte große Chancen und es ist defensiv nicht alles optimal bei uns gelaufen«, so der Norweger, der erneut als Innenverteidiger agierte.
Dabei kamen die Borussen - wie schon in Hamburg - sehr stabil und konzentriert ins Spiel. »Wir haben es gut gemacht, hatten viel Ballbesitz«, lobte André Schubert. »Weil Augsburg das Zentrum sehr kompakt zugemacht hat, hätten wir das Spiel noch etwas mehr über die Flügel eröffnen können. Über die gesamte Partie hinweg haben wir uns eine Reihe von sehr guten Möglichkeiten herausgespielt, doch zu selten den kontrollierten Abschluss gefunden«.
Das betraf in der Anfangsphase vor allem Thorgan Hazard, der eine Riesenchance liegen ließ. Dennoch ging Borussia nach einer guten halben Stunde in Führung. »Wir waren in dem glücklichen Vorteil, das Tor gemacht zu haben«, sagte Max Eberl. »Aber es war so ein Spiel: Viele Fehler, viele Chancen«. »Insgesamt haben beide Mannschaften relativ viele Situationen zugelassen, die zu Toren des Gegners führen können«, bestätigte André Schubert.
Die Problematik zieht sich bei Borussia wie ein roter Faden durch die letzten Monate. Für Schubert ist es weiterhin kein grundsätzliches Problem. »Wir nehmen in manchen Situationen einen Tick zu viel Risiko. Wir sind eine fußballerisch gute Mannschaft, müssen aber lernen, manchmal einfacher zu spielen und nicht so risikobehaftet, weil du damit dem Gegner Chancen eröffnest. Das ist ein schmaler Grat«.
Zu umständliche eigene Aktionen, vor allem aber fehlender Zugriff in der eigenen Defensivzone führten dazu, dass der Pausenvorsprung innerhalb von drei Minuten zu einem Rückstand wurde. Der Doppelschlag der Augsburger zwischen der 50. und 53. Minute erwischte die Borussen voll. »Das darf uns nicht passieren, wir sind zu passiv aus der Halbzeit gekommen«, ärgerte sich Granit Xhaka.
»Auf einmal liegst du kurz nach der Pause 1:2 hinten«, schüttelte Max Eberl den Kopf. »Gott sei Dank kam dann direkt der Konter zum 2:2«. Ehe sich die Erkenntnis der hergeschenkten Führung richtig festsetzen konnte, egalisierte Johnson nur zwei Minuten später. »Da haben wir gut geantwortet«, lobte Schubert.
Der Coach stellte danach um, nahm Mo Dahoud vom Feld und beorderte Andreas Christensen auf die Doppelsechs neben Xhaka. Mit dieser Maßnahme wurde der zur zweiten Halbzeit eingewechselte und an beiden Toren beteiligte Koo eliminiert. Dahoud hatte den Südkoreaner zuvor nicht wirklich auf der Rechnung.
»Mo hat viel investiert, ist vor der Pause schon über 7 Kilometer gelaufen«, nahm Schubert den Youngster in Schutz. »Er war dann in der einen oder anderen Situation nicht mehr hundertprozentig sauber und kam nicht mehr hinterher. Wir wollten einerseits mit Andreas das Zentrum stärken, andererseits ist er ein richtig guter Fußballer«.
Tatsächlich stabilisierten sich die Borussen und hatten u.a. durch Oscar Wendt die Gelegenheit zum Siegtreffer. Auf der anderen Seite gab es den eingangs erwähnten Pfostentreffer in der Nachspielzeit, der letztlich dafür sorgte, dass die Gladbacher den ersten Auswärtszähler des Jahres 2016 ohne zu Klagen mitnehmen.
»Wir können mit dem Punkt sehr gut leben«, sagte Max Eberl. »Es war ein gerechtes 2:2 mit vielen Chancen auf beiden Seiten«. Zufrieden zeigte sich auch Patrick Herrmann, der ein 23-minütiges Comeback gab. Das war zwar unter dem Strich eher bescheiden, doch für den 25-Jährigen stand etwas anderes im Vordergrund: »Es war wichtig, mal die ersten Minuten zu sammeln«, sagte er. »Das war sehr gut für mich. Ich bin froh, dass ich wieder dabei bin«.