Eine ganze Weile sah es so aus, als ob der 34. Spieltag ein echter Showdown für Darmstadt 98 und Borussia Mönchengladbach werden würde. Noch vor anderthalb Wochen gingen alle davon aus, dass am Böllenfalltor ein heißer Tanz stattfindet. Darmstadt, dass sich mit Händen und Füßen gegen den Abstieg wehrt und die Fohlenelf, die irgendwie noch Platz 4 sichern will.
Doch seit dem letzten Wochenende sind alle Geschichten vom ‚epischen Entscheidungskampf‘ in der Tonne verschwunden. Borussia sicherte sich durch das 2:1 über Leverkusen und die gleichzeitigen Patzer der Konkurrenten vorzeitig den vierten Platz. Und Darmstadt leistete mit dem Auswärtssieg bei Hertha BSC nicht nur Schützenhilfe für die Gladbacher, sondern schaffte gleichzeitig den überraschenden Klassenerhalt.
»Es ist absolut fantastisch, mit welchen Möglichkeiten sie das erreicht haben«, lobte André Schubert am Donnerstag den Kollegen Dirk Schuster und sein Team. Bei den Hessen dürfte angesichts des sensationellen Erfolgs Partystimmung herrschen. »Ich gehe davon aus, dass sie sich mit großer Leidenschaft und ohne Druck von ihrem Publikum verabschieden wollen«, so Schubert.
Schubert will die miese Auswärtsbilanz aufpolieren
»Das gleiche gilt für uns auch«, so der 44-Jährige. Er fordert zwar »ein Spiel, an dem wir Freude und Spaß haben«, ein lockerer Sommerkick soll es allerdings nicht werden. »Es gibt keinen Grund, die Saison ausklingen zu lassen. Es ist gar keine Frage, dass wir gewinnen wollen. Auswärts haben wir in der Rückrunde nicht so gepunktet, wie wir uns das vorgestellt haben. Da wäre es schön, wenn wir das zum Abschluss nochmal schaffen könnten«.
Verzichten muss Schubert neben den Langzeitverletzten Nico Schulz und Alvaro Dominguez auf den gelbgesperrten Oscar Wendt. Der Schwede wurde auch nicht für den EM-Kader seines Landes berufen und kann die Sommerpause komplett zur Erholung nutzen. Thorgan Hazard wird dagegen zunächst im Stand-By-Modus in die Ferien gehen: Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots berief Hazard „auf Abruf“ ins Aufgebot für das Turnier.
Weiterhin wird Fabian Johnson am Samstag nicht dabei sein und auch Martin Stranzl wird wohl nicht mitwirken können. »Es sieht nicht gut aus, er hat mit Rückenproblemen zu kämpfen«, erklärte Schubert. Darüber hinaus wurde Lars Stindl wieder aus privaten Gründen freigestellt. Der 27-Jährige wird auch an der ‚Fohlentour‘ in die Schweiz nächste Woche nicht teilnehmen.
»Wir wüssten gerne, was das für tolle Angebote sind«
Somit fehlen in Darmstadt mit Wendt und Stindl zwei Startelfspieler der Vorwoche. »Es gibt logischerweise eine ganze Reihe Kandidaten, die sie ersetzen können«, sagte Schubert und zählte u.a. Patrick Herrmann, Julian Korb und Jonas Hofmann auf. Die Partie könnte genutzt werden, dem einen oder anderen etwas Spielpraxis zu geben, der in den letzten Monaten weniger Berücksichtigung fand. »Aus der Stärke heraus haben wir die Möglichkeit, vielleicht mal umzustellen«, bestätigte Schubert. »Nicht, weil wir was verschenken wollen, sondern weil viele Spieler sich das verdient haben und die Jungs auf einen Einsatz brennen«.
Angemessen wäre sicherlich auch eine Abschiedsvorstellung von Roel Brouwers, der am vergangenen Samstag zwar emotional im Borussia-Park »Vaarwel« sagte, aber nicht zum Einsatz kam. »Roel hat lange Zeit nicht gespielt und vielleicht auch nicht den Fitnesszustand«, gab Schubert zu bedenken. Andererseits stellte der Coach klar, dass »alle Spieler, die dabei sind, immer die Gelegenheit haben zu spielen«.
Dass die Partie in Darmstadt möglicherweise auch das Abschiedsspiel von Granit Xhaka sein wird, pfeifen nicht erst seit gestern die Spatzen von den Dächern. Allerdings gibt es weiterhin keine offizielle Bestätigung darüber, dass konkrete Verhandlungen mit Arsenal London laufen. Max Eberl fehlte am Donnerstag auf der Pressekonferenz wegen anderweitiger Termine und ließ Mediensprecher Markus Aretz aufgrund der Berichterstattung über Xhaka/Arsenal ausrichten: »Wir wüssten gerne, was das für tolle Angebote sind. Es gibt nichts Neues – es liegt kein Angebot vor«.
Es dürfte also noch etwas dauern, bis – in die eine oder andere Richtung – Klarheit herrscht. Zunächst richtet sich der Blick nach Darmstadt, wo eine kuriose und letztlich erfolgreiche Saison einen angemessenen Abschluss finden soll.