Es war ein schöner Tag im Nordwesten Englands am Dienstag. Temperaturen über 20 Grad, Trikot- und Bierwetter für die Borussenfans, die sich zum Spiel auf den Weg nach England gemacht hatten. Die vorherrschende Schwüle deutete zwar an, dass sich da noch etwas zusammenbrauen könnte, doch was letztlich dabei herauskam, hatte niemand auf dem Schirm.
Knapp zwei Stunden vor Spielbeginn verdunkelte sich der Himmel über Manchester zusehends und plötzlich ging es ganz schnell. Binnen weniger Minuten entwickelte sich ein ausgewachsener Thunderstorm, der sintflutartigen Regen mit sich brachte. Es schüttete wie aus Kübeln. Fast direkt über dem Ethiad Stadium tobte sich eine Gewitterzelle aus.
Völlig durchnässten Borussenfans wurde vom - leider nicht zum ersten Mal - schlecht organisierten Sicherheitspersonal der eigentlich zugesagte frühe Einlass ins Stadion verwehrt,. Komplett ungeschützt wurden die Fans zusammengepfercht, vor sich die geschlossenen Tore mit uneinsichtigen Ordnern, hinter sich berittene Polizei und über allem das Unwetter. Dass es teils zu panikartigen Situationen kam, war verständlich.
Während die Borussenfans schließlich nach und nach ins Stadion kamen, blieben die meisten Heimfans auf der Anreise stecken. Bahnen fielen aus, es gab Überschwemmungen und dazu Blitzeinschläge, die einiges lahmlegten.
Auf dem Platz hatte sich derweil eine Seenlandschaft gebildet, die allerdings recht zügig versickerte, als der Regen gegen 20 Uhr Ortszeit nachließ. Doch da hatte die UEFA die Partie bereits abgesagt mit der Begründung, dass die Sicherheit der Veranstaltung nicht gewährleistet sei. Die englischen Fans, die schon da waren, verließen das Stadion zügig, während die Borussenfans fassungslos auf ihren Plätzen verharrten.
Kein Fußball an diesem Abend, nachdem man all das auf sich genommen hatte? Es war tatsächlich so. Sie skandierten ›Die Seele brennt‹, die Mannschaft kam später vor die Kurve und bedankte sich. Irgendwann brachen die Fans auf - immerhin hatte der Regen mittlerweile aufgehört.
Für die Borussen begann nunmehr eine lange Zeit des Wartens. Die Mannschaft fuhr direkt ins Hotel und wartete dort auf die Entscheidung der UEFA, wie es weitergeht. Borussias Delegation blieb im Stadion, genauso wie die Medienvertreter. Es wurde schnell klar, dass das Spiel am Mittwoch nachgeholt werden soll. Doch über die Anstoßzeit wurden sich beide Parteien nicht einig. Borussia wollte einen frühen Termin, City erst um 19.45 Uhr Ortszeit. Am Ende eines langen Abends - der Platz war mittlerweile übrigens in einem hervorragenden Zustand, wovon wir uns überzeugen konnten - gab es um 23 Uhr deutscher Zeit die Entscheidung: Anstoß ist um 19.45 Uhr.
»Damit sind wir nicht ganz glücklich«, sagte Max Eberl. »Wir hätten gerne eher gespielt, weil wir dann die Chance gehabt hätten, eher nach Deutschland zurückzufliegen. Schließlich müssen wir am Samstag schon wieder spielen«.
»Wir haben Stand heute noch kein Flugzeug, was uns zurückbringt, wir haben Probleme, was das eine oder andere Hotelzimmer betrifft«, erklärte Eberl. »Also unglaublich viel Stress und Aufwand. Die frühere Anstoßzeit hätte das alles etwas entkrampft«.
Doch Manchester wollte sich darauf nicht einlassen. »Ich bin zwar der Meinung, dass man es organisatorisch auch hingekriegt hätte, früher zu spielen, aber Manchester City hat sich sehr früh und schnell auf diese Uhrzeit festgelegt und das mit dem Sicherheitskonzept erklärt. Die UEFA hat sich darauf berufen und damit die Entscheidung begründet. Das müssen wir letztlich akzeptieren«. Wenn auch nur zähneknirschend.
Für einen Großteil der Fans bedeutet dies, dass sie sie auf der Heimreise oder wieder zuhause sind, wenn 24 Stunden später als geplant der Anpfiff erfolgt. »Leider wird für uns viel weniger Unterstützung da sein, weil viele Fans nach Hause fahren müssen. Das ist sehr schade für die Leute, aber auch für die Mannschaft«, sage Eberl. Borussia wird den Fans, die ihre Tickets nicht nutzen konnten, den Kaufpreis erstatten. »Das übernimmt der Verein«, sagte Geschäftsführer Stephan Schippers.
Mehr können die Borussen nicht tun, außer City sportlich, vor wie viel eigenen Fans auch immer, die Stirn zu bieten. »Die Ausgangslage der beiden Mannschaften hat sich ja nicht großartig geändert«, sagte Eberl. »Das müssen wir sportlich nehmen und uns vorbereiten. Den ganzen Kladderadatsch drumherum was Organisation betrifft zur Seite schieben und einfach Spaß haben auf dem Platz«.
Man darf auch gespannt sein, ob André Schubert an der Aufstellung festhält, die er am Dienstagabend bereits bekanntgeben musste, oder ob er sie nochmal überarbeitet. Er hätte mit Dahoud und Johnson beginnen lassen und Strobl als Innenverteidiger aufgeboten. Wie sich der Trainer entscheidet, davon werden sich eine Vielzahl an Fans leider nicht mehr vor Ort überzeugen können. Das Unwetter von Manchester hat es vermasselt.